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Alter Wein in neuen Schläuchen

 

Es soll also wieder gehebelt werden. Über eine Teilabsicherung von Staatsanleihen will die EU das Ausleihvolumen des Rettungsfonds auf 2.000 Milliarden Euro anheben.

Kennern wird das bekannt vorkommen. Genau diese Debatte wurde vor ein paar Monaten beim EFSF länglich geführt. Die Idee geht auf Paul Achleitner zurück, damals bei der Allianz und heute bei der Deutschen Bank – und sie war bislang ein riesengroßer Flop.

Ein Grund dafür ist, dass Achleitner die Dynamik eines Zahlungsausfalls falsch einschätzt. Staatspleiten sind disruptive Ereignisse mit höchst unsicheren Folgen. Wenn ein Land erst einmal so weit ist, bei seinen Gläubigern den Schnitt anzusetzen, dann spricht viel dafür, auch richtig tief zu schneiden. Eine Absicherung von zehn oder zwanzig Prozent hilft dann auch nicht viel. Zumal immer fraglich ist, ob eine staatliche Versicherung bei einer Staatspleite auch wirklich zur Auszahlung bereit ist. Kann schließlich sein, dass die Regierungen im allgemeinen politischen Trubel das Versprechen lieber kassieren, statt sich dem Vorwurf auszusetzen, den Banken Geld hinterherzuwerfen.

Ein weiterer Grund dürfte auf der Produktseite zu finden sein. Eine Teilabsicherung macht aus einer simplen Staatsanleihe ein relativ komplexes Finanzprodukt – und viele Anleiheinvestoren wollen einfache Anlageformen.

Mir ist nicht ganz klar, warum heute funktionieren soll, was damals nicht funktioniert hat. Aber letztlich spielt das alles keine Rolle. Denn durch das Anleiheprogramm der EZB hat sich die Rettungsarchitektur fundamental geändert. Die Feuerkraft der Zentralbank ist unendlich. Es kommt also nicht mehr darauf an, wie viel Geld der ESM in der Kasse hat.