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Sollte Zypern den Euro abgeben?

 

Als Anhänger des europäischen Projekts fällt es mir schwer, das zu schreiben, aber Paul Krugman hat recht: Man muss sich ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen ob Zypern – im eigenen Interesse – den Euro aufgeben sollte.

The reason is straightforward: staying in the euro means an incredibly severe depression, which will last for many years while Cyprus tries to build a new export sector. Leaving the euro, and letting the new currency fall sharply, would greatly accelerate that rebuilding.

Das wichtigste Argument gegen einen Austritt war immer, dass dadurch Chaos an den Finanzmärkten ausgelöst wird und eine massive Kapitalflucht einsetzt. Genau das ist aber jetzt schon der Fall. Die Kapitalverkehrskontrollen sind etabliert und ein zyprischer Euro kann ohnehin nicht mehr in einen deutschen Euro umgewandelt werden. Das wäre die Gelegenheit, sich ganz aus der Euro-Zone zu verabschieden.

Klar, Zypern wäre dann auch offiziell pleite, weil die Schulden nach wie vor auf Euro lauteten und mit der abwertenden Währung nicht mehr bedient werden könnten. Aber das ist vor allem das Problem des Auslands, nicht Zyperns. Und der Vorteil liegt auf der Hand: Eine Abwertung würde Zypern als Tourismusdestination attraktiver machen und damit einen wichtigen Wirtschaftszweig für die Insel stimulieren.

Dagegen erscheinen die Nachteile verkraftbar. Der Austritt würde die Stellung Zyperns als offshore-Finanzzentrum gefährden, weil viele internationale Anleger die Stabilität des Euro schätzen. Doch auch innerhalb der Währungsunion hat Zypern als Finanzplatz keine Zukunft, weil es zu den Auflagen für den Hilfskredit gehört, den Bankensektor zu schrumpfen. Im Fall eines Austritts könnte die Glaubwürdigkeit der Zentralbank infrage gestellt werden, wodurch die Inflationsgefahren steigen. Allerdings sind die zyprischen Institutionen nach meiner Kenntnis stabil, das politische System funktioniert und es herrschen rechtsstaatliche Verhältnisse – kein Vergleich mit Griechenland, das auf sich alleine gestellt wahrscheinlich untergehen würde.

Mit weitaus schwerwiegenderen Folgen hätte aus meiner  Sicht der Rest der Währungsunion zu kämpfen. Auch wenn die EZB durch einen massiven Einsatz ihrer Kriseninstrumente die Panik an den Märkten bekämpfen kann, würde sich der Charakter der Euro-Zone ändern. Für jedes Land würden die Märkte eine Kosten-Nutzen-Abwägung anstellen, die Währung würde ihren Ewigkeitscharakter verlieren und damit ein wichtiges Merkmal einer funktionierenden Währung. Deshalb wäre ein solcher Schritt aus europäischer Sicht fatal, aber es ging hier ja um die Frage, was im nationalen Interesse Zyperns ist.

All das bedeutet nicht, dass die für das Land gefundene Lösung falsch ist. Ich halte sie vom Ansatz her für richtig. Irgendjemand muss die Rechnung bezahlen und warum sollten nur die Steuerzahler die Lasten tragen. Aber es gibt keinen Grund, jetzt zu triumphieren, wie es in Deutschland einige tun: Es werden viele Leute unter dieser Lösung leiden, und darunter sind eine ganze Menge, die keine Schuld an der Misere tragen. Die Zyprer müssen nur einen Blick nach Griechenland werfen, um zu wissen, was ihnen jetzt droht. Was folgt daraus politisch? Die EU muss alles tun, um den Zyprern den Weg aus der Krise zu erleichtern.