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Rendite der Zehnjährigen nähert sich der Nullmarke

 

Im Augenblick können Anleger mit zehnjährigen Bundesanleihen eine Rendite von 1,26 Prozent erzielen, bei Pfandbriefen bekommen sie 1,45 Prozent. Beides unterscheidet sich nicht mehr nennenswert von Null. Es kann aber noch weiter nach unten gehen: Japan und die Schweiz machen es uns vor, dort liegen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen aktuell bei 0,56 und 0,63 Prozent.

Grafik: Renditen 10-jjähriger Bunds und Treasuries taegl 1998-20140626

Wer risikoscheu ist, kann praktisch nicht mehr damit rechnen, dass er mit seinen Ersparnissen Einkommen erzielen kann. Bei den drei- und sechsmonatigen Geldmarktpapieren des Bundes liegen die Zinsen schon seit einiger Zeit bei -0,01 und 0,00 Prozent. Auf Sparbücher gibt es kaum noch etwas, und auch nicht für Termingelder. Da die deutsche Inflationsrate 0,9 Prozent beträgt, ist der Realzins bei diesen Anlageformen negativ. Länger laufende Bundesanleihen und Pfandbriefe werfen real immerhin eine kleine positive Rendite ab. Wenn ich die reale Rendite aber, wie es sein sollte, nicht mit der aktuellen Inflationsrate, sondern mit den Inflationserwartungen berechne, bin ich bereits bei Null: Aus den inflationsgeschützten Bundesanleihen lässt sich für die nächsten zehn Jahre ableiten, dass die Marktteilnehmer mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 1,32 Prozent rechnen.

In ihrem Monatsbericht vom Juni geht die Bundesbank bei ihrer gesamtwirtschaftlichen Prognose davon aus, dass die Renditen der 9- bis 10-jährigen Bundesanleihen 2014 im Vergleich zum Durchschnitt von 2013 um 0,1 Prozentpunkt niedriger sein werden (S. 14) – sie liegen aber inzwischen bereits um 0,36 Prozentpunkte unter dem Wert für 2013. Für 2015 wird ein Anstieg auf durchschnittlich 1,8 Prozent erwartet. Es ist für Analysten offenbar unvorstellbar, dass die Renditen noch weiter fallen können.

Früher hatte ich gern mal die „Gleichgewichtsrendite“ nach der folgenden Formel berechnet: Inflationserwartungen plus Zuwachsrate des Produktionspotenzials plus ein „Risikoaufschlag“ für die größeren Kursschwankungen der Anleihen am langen Ende des Zinsspektrums. Das wären aus heutiger Sicht 1,32 plus 1 plus 0,5 gleich 2,82 Prozent. Dabei folge ich beim Produktionspotenzial der Mehrheitsmeinung, obwohl ich davon überzeugt bin, dass die Zuwachsrate deutlich höher ist. Allein die Beschäftigung nimmt zurzeit mit einer Rate von 1,0 Prozent zu, und ich bin mir sicher, dass die Produktivität der Beschäftigten auch wieder steigen wird, vermutlich mit einer Rate von mindestens einem Prozent. Warum sollen die Unternehmen auf einmal aufgehört haben, ihre Produktion effizienter zu gestalten? Es hat doch keinen Bruch in ihrer Innovationskraft gegeben. Wenn ich damit Recht habe, wäre die Gleichgewichtsrendite der 10-jährigen Bundesanleihen nicht 2,82 Prozent, sondern eher in der Nachbarschaft von 4 Prozent.

So oder so, wir hätten es nach diesen überschlägigen Rechnungen mit einer Blase am deutschen Rentenmarkt zu tun. Die Gründe sind bekannt: Es gibt eine Flucht in „sichere“ Anlagen, aus welchen Gründen auch immer, und die EZB schenkt den Banken gewissermaßen langfristige Mittel zum Nulltarif. Mit dem Kauf von Renten lässt sich daher immer noch ein gutes Geschäft machen, vorausgesetzt natürlich, dass man rechtzeitig vor der Renditewende seine Gewinne mitnimmt (die professionellen Marktteilnehmer sind fest davon überzeugt, dass ihnen das gelingen wird).

Hinzu kommt der Renditeverbund mit den USA, mit dem dominierenden Rentenmarkt der Welt. Gerade ist dort die annualisierte Zuwachsrate des realen BIP für das erste Quartal von -1,0 auf -2,9 Prozent revidiert worden. Die amerikanische Wirtschaft läuft nicht so, wie das von den stets optimistischen Ökonomen des Landes bisher vorhergesagt wurde. Die britische Investment Bank Barclays hat gestern ihre Prognose für das Gesamtjahr auf 1,6 Prozent zurückgenommen (Vorjahresvergleich). Im April war der Internationale Währungsfonds in seiner Frühjahresprognose noch eine Zuwachsrate von 2,8 Prozent erwartet. Obwohl das schwache Wirtschaftswachstum den unerfreulichen Nebeneffekt haben dürfte, dass es mit der Sanierung des staatlichen Haushalts nicht so richtig voran gehen dürfte – was den Anlegern normalerweise gar nicht gefällt -, war es gestern am amerikanischen Rentenmarkt zu einer kleinen Rallye gekommen, die dann prompt auf den deutschen Markt übersprang.

Wer für seine Rente oder für den Kauf einer Immobilie sparen will, muss einen größeren Teil der Mittel in riskantere Anlagen stecken. Es bieten sich trotz der Kursgewinne der letzten Wochen Aktien von „langweiligen“ Unternehmen an, die auf einigermaßen verlässliche Art einen hohen Cashflow generieren. Eine Dividendenrendite zwischen drei und vier Prozent lässt sich weiterhin erzielen. Auch Immobilien rentieren deutlich besser als Sparkonten und Staatsanleihen (allerdings nicht mehr in einigen Ballungsgebieten).