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Auf Wiedersehen, Yanis

 

Ich kann mir vorstellen, dass im Bundesfinanzministerium die Sektkorken geknallt haben: Die Entmachtung von Yanis Varoufakis ist ein Sieg für die Gläubiger, die ihn schon lange aus dem Weg räumen wollten. Varoufakis bleibt zwar griechischer Finanzminister, doch in den Verhandlungen mit den Europäern werden nun andere den Ton angeben.

Ich selbst habe Varoufakis seit seinem Amtsantritt mit viel Sympathie begleitet: Wir haben ihn für die ZEIT und ZEIT ONLINE interviewt, ich habe versucht dagegenzuhalten, wenn das übliche Griechen-Bashing in den deutschen Medien betrieben wurde.

Dennoch muss ich sagen: Es ist eine gute Entscheidung, die Premier Tsipras da getroffen hat. Nicht weil Varoufakis falsch läge: Er hat in vielen Punkten die ökonomische Logik auf seiner Seite. Aber der Verhandlungsraum ist kein Vortragssaal. Ich bin mir sicher, dass auch Wolfgang Schäuble und Angela Merkel insgeheim wissen, dass die Gedankenwelt der schwäbischen Hausfrau nicht auf einen Kontinent übertragen werden kann. Aber sie wissen eben auch, dass man damit in Deutschland beim Wähler keinen Blumentopf gewinnen kann.

Varoufakis hat nicht verstanden, dass er in der Eurogruppe niemanden inhaltlich überzeugen muss. Die Argumente sind seit Jahren ausgetauscht und auf allen Seite bekannt. Sein Job als Finanzminister ist es, Allianzen zu schmieden und Spielräume auszuloten.

Die hätte er bekommen, wenn er weniger konfrontativ aufgetreten wäre. Denn Merkel und Schäuble haben kein Interesse an einem griechischen Austritt. Sie glauben, dass die Deutschen von ihrer Regierung erwarten, dass Griechenland auf Kurs gebracht wird. Deshalb können sie nicht öffentlich auf die Griechen zugehen. Aber wenn die Verträge erst einmal unterschrieben sind und niemand mehr genau hinsieht, ist vieles möglich.

Varoufakis wollte sich auf solche Spielchen nicht einlassen. Aber wer das nicht will, hat in der Politik nichts verloren.