Das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamt sich in diesem Jahr offenbar weiter, auf etwa drei Prozent; die Trendrate liegt bei vier Prozent. Bremseffekte gehen vor allem von China aus, wo Überinvestitionen und Strukturwandel Reibungsverluste verursachen. Zwar sieht es nicht nach einer neuen Rezession aus, jedoch überwiegen die Risiken, dass das Ergebnis am Ende schlechter ausfällt als zurzeit erwartet. Erfreulich ist, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt zumindest in den OECD-Ländern weiter kräftig verbessert. Die Zuwachsraten der Produktivität gehen jedoch immer noch zurück, was nichts Gutes für die Zukunft erwarten lässt.
Da die globale Outputlücke erneut größer wird, gibt es keine Inflationsrisiken. Zudem spricht Einiges dafür, dass die Rohstoffpreise dauerhaft niedrig bleiben werden. Gemessen an den inflationsgeschützten Staatsanleihen liegen die mittelfristigen Inflationserwartungen weit unter den Zielwerten der Zentralbanken. Die extrem expansive Geldpolitik dürfte daher auf absehbare Zeit beibehalten werden, selbst in den USA.
Die Länder des Euroraums stecken ebenso wie Japan immer noch in einer Liquiditätsfalle, aus der sie ohne eine expansivere Fiskalpolitik nicht so schnell herauskommen werden. Die USA sind in dieser Hinsicht weiter, weil die Treasury schon während der Finanzkrise sehr massiv gegengesteuert hatte, nicht zuletzt durch die Rekapitalisierung der Banken und die Hinnahme gewaltiger Staatsdefizite. Der Euroraum hat hier einen gravierenden institutionellen Wettbewerbsnachteil – auch eine noch so expansive „unkonventionelle“ Geldpolitik ändert daran nichts, wenn die Finanzpolitik restriktiv ausgerichtet ist. Immerhin hat die EZB zur Abwertung des Euro beigetragen und so die preisliche internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert.
Aktien sind historisch gesehen teuer, aber trotzdem im Vergleich zu Anleihen attraktiv; letztere verzinsen sich real kaum mehr. Ausnahmen sind neuerdings Unternehmensanleihen, nachdem die EZB diese in ihr Ankaufprogramm aufgenommen hat.
Die riskantesten Aktien sind solche, die mit fossilen Energien und Rohstoffen zu tun haben. Banken, die hohe Forderungen gegenüber diesen Sektoren haben, sind ebenfalls gefährdet.
Insgesamt werden die Aktienkurse 2016 aus zwei Gründen kaum nennenswert zulegen: Das Wirtschaftswachstum ist nur moderat, und die Bewertungen sind recht hoch.
Ausführliches zu den globalen Risiken und den Aussichten für Aktien, Bonds und Währungen finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:
Wermuth’s Investment Outlook – Asset allocation at a time of low real interest rates, March 2016*) (pdf, 702 KB)
*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)