Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Bonds und Aktien in Zeiten steigender Zinsen

 

Da die Fed dabei ist, die Leitzinsen im Jahr 2017 angesichts von Vollbeschäftigung und Inflationsraten in der Nähe der Zielwerte weiter zu erhöhen, hat sich die Stimmung am amerikanischen Rentenmarkt verschlechtert. Seit vergangenem Sommer sind die Renditen der zehnjährigen Treasuries um rund 100 Basispunkte gestiegen und befinden sich inzwischen real wieder im positiven Bereich. Europäische und japanische Bonds haben darauf mit Kursverlusten reagiert. Zumindest im Euroland mehren sich im Übrigen die Anzeichen, dass die Inflation nun endlich anzieht, was ein zusätzlicher Grund für die Kursschwäche ist.

Die EZB geht bisher davon aus, dass sie ihre Bilanz durch den Ankauf von Anleihen mindestens bis zum Jahresende weiter stark ausweiten muss und dass es generell keine Alternative zu ihrer sehr expansiven Politik gibt. Ich bezweifle das. Infolge der zweieinhalbjährigen Abwertung des Euro und des Anstiegs der Weltmarktpreise für Rohstoffe steckt inzwischen eine Menge an Inflation in der Pipeline Eurolands. Auch die einigermaßen robuste Konjunktur trägt dazu bei, dass sich die Preise leichter als bisher erhöhen lassen. Last but not least galt in der Vergangenheit stets, dass Bundesbank und EZB über kurz oder lang mit ihrer Zinspolitik der Fed folgten. Es wird diesmal nicht anders sein. Ich gehe daher davon aus, dass Mario Draghi etwa um die Jahresmitte einen Kurswechsel ankündigen wird.

Das wird die Bondmärkte weiter schwächen und Aktien als wichtigste Anlagealternative attraktiver machen. Aktien sind gemessen an ihrem Kurs-Gewinnverhältnis teuer – das gilt für alle wichtigen Märkte des OECD-Raums und auch für China. Gemessen an den Risikoprämien, also im Vergleich zu Bonds, sind sie eher billig und daher ein Kauf. Am teuersten sind nach meiner Analyse amerikanische Aktien, gefolgt von japanischen. Am billigsten – vermutlich aber am riskantesten – sind chinesische Werte.

Solange von der Fed, nicht aber von der EZB, erwartet wird, dass sie die Zinsen erhöht, so lange dürfte der Euro schwach bleiben. Angesichts sehr guter Fundamentalfaktoren, insbesondere im Vergleich zu den USA, dürfte der Euro aber kräftig aufwerten, sobald klar ist, dass die EZB demnächst die Zinsen erhöhen wird. Ich erwarte, dass die Kursverluste zum Dollar, die es seit Mitte 2014 gab, dann wieder wettgemacht werden. Das heißt, der Euro könnte auf 1,40 Dollar steigen.

Eine ausführliche Analyse der Aussichten für Aktien, Bonds und den Euro- Wechselkurs finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – „Sell bonds, buy stocks“, January 2017*) (pdf, 645 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)