Die drei Konjunkturindikatoren, die die Finanzmärkte zur Zeit am genauesten beobachten, sind die in den letzten Tagen veröffentlichten Zahlen zur Entwicklung am amerikanischen Wohnungsmarkt.
Heute kamen die neuesten Zahlen für die Verkäufe neu errichteter Wohnhäuser (die New Home Sales) heraus, gestern gab es die Zahlen zum insgesamt verkauften Wohneigentum (die Existing Home Sales) und am vergangenem Donnerstag hatten die neu gestarteten Wohnungsbauprojekte (die Housing Starts) den Reigen begonnen.
Die Housing Starts, also sozusagen die Anzahl der Spatenstiche, sind die wichtigste Statistik, da es sich hier um einen echten Frühindikator für die Konjunktur handelt. Vom Januar vergangenen Jahres bis zum Dezember kam es hier zu einem Rückgang um 27,5 Prozent. Zuvor hatte es eine Expansion gegeben, die nicht weniger als 16 Jahre dauerte und die ein wesentlicher Grund dafür war, dass das amerikanische Wirtschaftswachstum so robust war – und warum so viel investiert wurde. Eine expandierende Wohnungsnachfrage hat positive Auswirkungen auf alle Bereiche der inländischen Nachfrage. Das gilt auch für Deutschland. Deshalb macht es Mut, dass die Immobilienrezession hierzulande endlich überwunden zu sein scheint.
Wie das US Census Bureau mitteilte, ist der annualisierte Dezemberwert der Housing Starts gegenüber dem November leicht gestiegen und hat sich mit 1.642 Tsd. wieder etwas deutlicher vom Tiefststand im Oktober entfernt.
Gestern meldete die National Association of Realtors, die die Daten für die Existing Home Sales erhebt, für 2006 mit 8,4 Prozent den stärksten jährlichen Rückgang seit 17 Jahren. Die Zahl für den Dezember ist gegenüber dem Vormonat noch einmal leicht zurückgegangen. Insgesamt scheint sich dieser Indikator seit September aber zu stabilisieren.
Die Zahlen für die New Home Sales, die heute Nachmittag heraus gekommen sind, zeigen ein ähnlichen Bild. Auch hier gab es mit 17,3 Prozent den stärksten Jahresrückgang seit 16 Jahren. Am aktuellen Rand sieht die Lage aber erfreulicher aus. Im Dezember steigt der Wert auf 1.120 Tsd. und damit stärker als erwartet wurde. Auch die Novemberzahl hat das US Census Bureau um 18 Tsd. auf 1.069 Tsd. nach oben revidiert.
Wenn man sich die drei Indikatoren zusammen anschaut, kann man zu dem Schluss kommen, dass sich der Wohnungsmarkt nach der kräftigen Korrektur inzwischen stabilisiert hat. Mit dazu beigetragen hat die Tatsache, dass die Beschäftigung so rasch zunimmt wie das Arbeitskräfteangebot, also um rund 150.000 pro Monat. Es fällt nach wie vor leicht, einen Job zu finden. Zudem steigen die persönlichen Einkommen weiterhin sehr rasch (knapp 4 Prozent real im Vorjahresvergleich!), so dass der Schuldendienst im großen Ganzen kein Problem ist. Die Zuversicht nimmt möglicherweise auch deswegen wieder zu, weil die Fed vermutlich keine weiteren Zinserhöhungen plant.
Die Sorge, die man sich bis vor Kurzem um die US-Konjunktur und damit um die Weltkonjunktur (und unsere Exporte) machen musste, ist nicht mehr so groß, wenn der Wohnungsmarkt in der Tat seinen Boden gefunden hat.