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Mutmacher für die Tarifrunde 2007

 

Werden die Löhne in Deutschland je wieder steigen? Real, versteht sich. Werden die Lohnstückkosten in Deutschland aufhören zu fallen? Fragen, die das Gros der Kommentatoren auf HERDENTRIEB tendenziell mit „Nein“ beantwortet. Ich weiß es ja auch nicht, denke aber, dass es aus makroökonomischer Sicht notwendig ist – und schreibe mir die Finger wund. Da finde ich dieses schöne Chart in meinem Briefkasten: Erstmals seit vier Jahren schätzen die Konsumenten in Deutschland die Zukunft positiver ein als die Unternehmer.

GfK und Ifo Konjunkturerwartungen

Für Sylvain Broyer, der es mir geschickt hat, ist die Interpretation klar: „Jetzt steigen die Löhne.“ Beide Seiten, Arbeitnehmer und Unternehmer, hätten sich gefühlsmäßig schon darauf eingestellt, sagt der Deutschland-Volkswirt der französischen Investmentbank Nantexis. Also, liebe Gewerkschaften, nur Mut. Es wird dieses Jahr klappen.

Warum es klappen muss, hat der Economist in seiner aktuellen Ausgabe implizit aufgeschrieben. Unter dem schönen Titel „Beggar thy neighbour“, was in der Volkswirtschaftslehre so viel heißt wie sich auf Kosten anderer gesundstoßen oder unfair Vorteile erlangen, analysiert das Hausblatt aller Kapitalisten die Situation in der Währungsunion. Und siehe da: Auch der Economist konstatiert, dass Deutschland in den vergangenen zehn, zwölf Jahren unheimlich wettbewerbsfähig geworden sei und das inzwischen zum Problem für andere große Länder Eurolands wird, allen voran Spanien und Italien. (siehe frühere Beiträge: Abwertungswettlauf via Lohnstückkosten oder Streiks: Makroökonomisch sinnvoll).

Zwar bleibt der Economist in der Analyse stecken, lediglich die Überschrift ist kommentierend. Aber immerhin: Wenn es im Economist steht, dann fangen auch die ersten deutschen Volkswirte an, sich mit der Problematik auseinander zu setzen. Und an deren Ende kann es nur heißen: Die Löhne müssen dieses Jahr in Deutschland um drei bis vier Prozent steigen.

Nachtrag zur volkswirtschaftlich angemessenen Lohnerhöhung: Gerade diese Woche hat das amerikanische Forschungsinstitut Conference Board bekannt gegeben, dass die Produktivität in Deutschland im vergangenen Jahr um zwei Prozent gestiegen sei. Wenn dem so ist, kann die Forderung auch: „3,9 Prozent für alle!“ lauten.

Nachtrag vom 29.01.2007: Heute hat das Statistische Bundesamt den entgültigen Wert seines Index der tariflichen Monatsgehälter und Stundenlöhne für 2006 veröffentlicht. Die Pressemitteilung des Amtes titelt mit:
2006: Geringster Anstieg der Tarifgehälter seit 1995
(ur)