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Auf dem besten Weg zu 3 Prozent Wachstum

 

Industrieproduktion und Wachstum

Das deutsche Wachstumswunder geht in die nächste Runde. Nach den neuesten Zahlen zur Industrieproduktion könnte selbst die Schätzung der Ober-Optimisten aus Kiel zu tief angesetzt zu sein. Zur Erinnerung: Am 13. März hatte das Kieler Institut für Weltwirtschaft seine Wachstumsprognose für dieses Jahr von 2,1 auf 2,8 Prozent nach oben revidiert. Damit läge die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts leicht über der von 2006. In den fünf Jahren davor war die Wirtschaft nur um durchschnittlich 0,6 Prozent pro Jahr gewachsen.

Die Kieler Prognose scheint auf den ersten Blick ambitioniert, zumal die anderen Institute bisher weiterhin von einer Verlangsamung der Dynamik im laufenden Jahr ausgehen. Die Zahlen, die am heutigen Donnerstag vom Wirtschaftsministerium veröffentlicht wurden, deuten allerdings darauf hin, dass selbst 2,8 Prozent eine eher konservative Schätzung sein könnte.

Wie schon der Ifo Index und die Arbeitsmarktzahlen in der letzten Woche hat auch die Industrieproduktion heute für eine Überraschung gesorgt: Saisonbereinigt war die Produktion des Produzierenden Gewerbes ohne Bau im Februar im Jahresvergleich um 6,9 Prozent und gegenüber dem Januar um 0,9 Prozent gestiegen. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,5 Prozent.

Obgleich die Zahlen für das vierte Quartal 2006 deutlich nach oben revidiert wurden, wird die Produktion angesichts der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt selbst bei einer vorsichtigen Schätzung für den März im ersten Quartal um rund 2 Prozent über dem Niveau des vierten Quartals liegen. Der Zuwachs wäre damit fast doppelt so hoch wie im Vorquartal. Das Bruttoinlandsprodukt wird daher im vergangenen ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal vermutlich in der Größenordnung von 1 Prozent zugenommen haben, was einem Zuwachs von 3,9 Prozent im Jahresvergleich entspricht – und das trotz Mehrwertsteuererhöhung.

Dafür spricht auch die Entwicklung beim Bau. Hier ist die Produktion im Januar und Februar im Mittel um 19,3 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten gestiegen. Der Bau hat endlich die Kurve gekriegt und trägt erheblich zur Expansion der Wirtschaft bei.

Wie wenig ambitioniert die Wachstumsprognosen der Institute sind, lässt sich abschätzen, wenn man den voraussichtlichen Wert des BIP im ersten Quartal, der sich aus dem von uns vermuteten Zuwachs von 1 Prozent ergibt, mit dem Jahresdurchschnitt von 2006 vergleicht. Er würde bereits um rund 2,3 Prozent darüber liegen! Dass heißt, selbst wenn wider Erwarten das BIP in den restlichen drei Quartalen stagnieren würde, ergäbe sich für das Jahr insgesamt ein Wirtschaftswachstum von gut 2,3 Prozent: Es braucht daher nur Quartalszuwächse von durchschnittlich 0,3 Prozent bis Ende des Jahres, um auf die 2,8 Prozent des Kieler Instituts zu kommen.

Nichts deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft ab jetzt in die Stagnation der letzten Jahre zurückfällt. Einige Belege dafür: Die realen Auftragseingänge in der Industrie lagen im Februar um nicht weniger als 9,5 Prozent über ihrem Vorjahreswert; die Arbeitslosenquote war im März weiter auf 9,3 Prozent gefallen, vor einem Jahr lag sie noch bei 11,3 Prozent; das Konsumklima ist nach den Umfragen der GfK weiterhin gut und die Zuversicht der Unternehmen ist laut Ifo Index ungebrochen.

Was jetzt noch fehlt, ist der private Verbrauch. In den Jahren 2002 bis 2005 hat er real praktisch stagniert und im vergangenen Jahr nur um bescheidene 0,8 Prozent zugelegt. Nachdem die Investitionen in den vergangenen zwei Jahren angefangen haben, sich aus ihrem Tief herauszuarbeiten, muss jetzt auch die wichtigste Komponente auf der Nachfrageseite anspringen, damit dem Aufschwung nicht doch noch frühzeitig die Luft ausgeht. Das ist im Moment die spannendste Frage.

Ein Wachstum von drei Prozent in 2007? Das erscheint nach unserer Einschätzung gar nicht mehr so abwegig. Frohe Ostern.