Das war’s wohl. Mit der heutigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank ist das Ende des Zinserhöhungszyklus eingeläutet worden. Die Notenbanker haben entgegen ihren Ankündigungen von Anfang August die Zinsen unverändert gelassen. Ganz zu Recht. Eine Zinserhöhung im gegenwärtigen nervösen Marktumfeld hätte Turbulenzen nach sich gezogen. Seit einer Woche waren unveränderte Leitzinsen erwartet worden, weshalb die Märkte nach der Entscheidung aufatmeten. Jean-Claude Trichet war für mein Dafürhalten ausreichend „dovish“, um die Zinswende ausrufen zu können. Der nächste Zinsschritt geht nach unten!
Ob das noch dieses Jahr passiert, hängt ganz von der weiteren Entwicklung der Finanzkrise ab. Kehrt das Vertrauen in die Geldmärkte zurück und schmiert das Wachstum in Amerika nicht ab, dann bleibt der Leitzins bei 4 Prozent bis zum Jahresende.
Bis hierhin Lob von meiner Seite. Schön pragmatisch, wie es sich gehört. Zinssenkungen können immer noch folgen, wenn die Lage dramatischer wird.
Das kann leicht passieren. Mit der Art und Weise, wie die EZB das Liquiditätsproblem lösen möchte, bin ich nicht einverstanden. Hier ist sie mir zu vorsichtig. Ihr Rezept lautet: Mehr Geld. Heute hat sie mit einem Schnelltender dem Markt Übernachtgeld in Höhe von 42 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus hat Trichet einen zusätzlichen Langfristtender über drei Monate angekündigt. Auch dieses Geld soll dazu beitragen, dass sich die Verspannungen lösen. Doch was, wenn die Verspannungen daraus resultieren, dass die, die das Geld brauchen nicht die Sicherheiten haben, die die EZB akzeptiert? Dann müsste das Sicherheitenpool erweitert werden, damit auch solche Papiere zur Beschaffung von Zentralbankgeld eingeliefert werden können, die eine schlechtere Qualität aufweisen, oder solche, die zur Zeit gar nicht mehr handelbar sind. Richtig: das toxische Zeug.
Heute lehnte Trichet weitere Maßnahmen als das Bereitstellen zusätzlicher Liquidität noch ab. Ich wette, das wird sich in spätestens vier Wochen anders anhören.