Der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts hat sich im März zum dritten Mal hintereinander und entgegen den Erwartungen der Analysten verbessert. Er befindet sich nach wie vor auf sehr hohem Niveau, wie zuletzt im Boomjahr 1991, unmittelbar nach der Wiedervereinigung.
Die Zahlen passen zu den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe, also den „harten“ Statistiken: In den Monaten November, Dezember und Januar lagen diese inflationsbereinigt im Durchschnitt um nicht weniger als 11,2 Prozent über ihrem Vorjahreswert. Noch besser: Auf saisonbereinigter Basis hatte sich der Ordereingang gegenüber den drei Vormonaten August, September und Oktober auf eine Verlaufsrate von 16,1 Prozent beschleunigt. Überraschend ist dabei, dass die Aufträge aus dem Ausland trotz des superfesten Euro nach dieser Rechnung noch mit einer Verlaufsrate von 14,2 Prozent gestiegen waren, genauso wie es erfreulich ist, dass die Inlandsnachfrage geradezu boomt (+17,4 Prozent). Da die Industrieproduktion „nur“ mit einer Verlaufsrate von 6,7 Prozent zugelegt hat, dürften die Auftragsbestände sehr hoch sein, so dass die Expansion mindestens bis auf Weiteres mit hohem Tempo weitergehen dürfte.
Nehmen wir hinzu, dass die realen Auftragseingänge an das Bauhauptgewerbe in der jüngsten Dreimonatsperiode gegenüber der unmittelbar vorangegangenen mit einer Rate von 13,9 Prozent gestiegen sind, oder dass die Anzahl der Erwerbstätigen im Januar nicht nur um 1,3 Prozent höher war als vor Jahresfrist, sondern im letzten halben Jahr sogar mit einer Verlaufsrate von 1,5 Prozent zugenommen hat, kann man eigentlich nur staunen. Haben sich die Prognostiker nicht beim realen BIP für dieses Jahr auf eine Wachstumsrate von 1 1/2 Prozent eingeschossen, nach 2 1/2 Prozent im vergangenen?
Wo bleibt dabei die Finanzkrise? Die EZB berichtet zwar, dass sich die Konditionen der Kreditvergabe sowohl im dritten als auch im vierten Quartal verschärft haben, in der realen Wirtschaft Deutschlands ist davon aber noch nichts angekommen. Bremsspuren sind nicht zu erkennen. Es zeigt sich, dass das kontinentaleuropäische Bankensystem mit seiner vergleichsweise starken Betonung des Kreditgeschäfts in diesen international schwierigen Zeiten gut fährt. Da es kaum echte Investment Banken gibt, leidet der Sektor insgesamt nur begrenzt von einem Verfall der Preise und Kurse auf der Aktivseite. Auch der sogenannte Hebel, mit dem Investment Banken ihre Erträge in guten Zeiten aufpäppeln, spielt auf dieser Seite des Atlantiks keine so große Rolle.
Bis auf die Probleme bei den Landesbanken, die offenbar kein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell mehr haben, oder bei der IKB, für die das wohl auch zutrifft, und die nun allesamt dem Steuerzahler teuer zu stehen kommen, gilt, dass die Geschäfte zwar durch das Fehlen des berühmt-berüchtigten „financial engineering“ langweilig, dafür aber relativ solide sind. Wie gesagt, die Realwirtschaft scheint gegenüber den Turbulenzen bei den internationalen Banken immun zu sein. Wer hätte das gedacht?