… so werden die Zeitungen morgen sicher nicht titeln. Vielmehr werden sie schreiben, dass Weidmann den Konflikt mit Draghi anheizt durch seine Äußerungen im Spiegel diese Woche. Das ist die saftigere Variante der Geschichte. Aber ist es auch die richtige? André Kühnlenz hat bereits darauf hingewiesen – sehen wir uns die Aussagen im Interview an:
Auf die Frage, ob Draghi das Mandat der Notenbank überschreitet sagt er
Ich möchte jedenfalls vermeiden, dass die Geldpolitik unter die Dominanz der Fiskalpolitik gerät.
Auf die Frage, wie er zu Zinsobergrenzen steht heißt es
Zinssätze für Staatsanleihen im EZB-Rat festzulegen wäre für mich jedenfalls eine heikle Vorstellung.
Auf den Einwand, damit stehe er alleine sagt er
Ich glaube nicht, dass sich der Einzige bin, der dabei Bauchschmerzen bekommt.
Und auf die Frage, was er generell vom Ankauf von Staatsanleihen hält, sagt er
Eine solche Politik ist für mich zu nah an einer Staatsfinanzierung durch die Notenbank.
„Zu nah“, „Bauchschmerzen“, „heikel“, „möchte jedenfalls vermeiden“ – das sind keine Begriffe, die Widerstand bis aufs letzte Messer nahelegen, sondern ein sich Fügen in das Schicksal. Die Bundesbank wird ihren Unmut äußern, aber sie wird nichts tun. Sie wird nicht klagen, sie wird sich dem Programm nicht entziehen, Weidmann wird auch nicht zurücktreten. Der Aufstand findet nicht statt.
Das kann man je nach ideologischer Haltung gut oder schlecht finden, aber wenn ich Investor wäre, wäre das keine uninteressante Botschaft.