Die Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten ist in Deutschland immer ein Trauerspieler. Da muss Regierungssprecher Steffen Seibert irgendwie versuchen den Anstieg der Arbeitslosigkeit damit zusammenzubringen, dass im Vergleich zum Vorjahresmonat weniger Menschen keinen Job haben und die Nachrichtenagenturen beginnen ihre Berichte damit, dass die Arbeitslosigkeit gestiegen sei, was schlecht sei, dies aber an saisonalen Faktoren liege, was gut sei und am Ende blickt niemand mehr durch.
Kleiner Tipp: Es gibt Verfahren zur Saisonbereinigung. Dass im Winter mehr Menschen ohne Job sind als im Sommer, hat den gleichen Nachrichtenwert wie die Meldung, dass die Temperaturen im Winter unter denen im Sommer liegen. Wie wäre es, wenn sich alle darauf verständigen, einfach die saisonbereinigten Zahlen zu benutzen? Dann muss sich niemand mehr verrenken und die Nachricht des Tages lautet schlicht: Arbeitslosenquote sinkt.
Und weil die Arbeitslosenquote sinkt, muss man auch nicht beim Mindestlohn suchen, um eine nicht vorhandene Eintrübung der Lage am Arbeitsmarkt zu erklären. Spiegel Online schreibt:
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist saisonbedingt wieder leicht angestiegen. Für Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise kein Drama. Volkswirte erkennen jedoch bereits die ersten Auswirkungen des Mindestlohns.
Unter anderem wird Eckart Tuchtfeld von der Commerzbank zitiert, der im Gespräch mit Betrieben gehört habe, man überlege jetzt genauer, ob man neue Leute einstelle. In seinem Research-Bericht schreibt Tuchtfeld:
Hat die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar Spuren am deutschen Arbeitsmarkt hinterlassen? Auf die Kostensteigerungen durch den Mindestlohn müsste zuerst die Nachfrage nach Arbeitskräften reagieren. Doch ist der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) – ein um Saisoneinflüsse bereinigter, besonders umfassender Indikator – im Januar auf ein neues Hoch von 183 Punkten gestiegen, nachdem er im ersten Halbjahr 2014 konjunkturbedingt stagnierte.
Doch wäre es zu früh, hieraus zu folgern, der Mindestlohn werde sich nicht schädlich auf die Beschäftigung auswirken. Zwar ist nach Feststellungen der Bundesagentur für Arbeit die Arbeitskräftenachfrage insbesondere im Dienstleistungssektor stark – z.B. in Gesundheits- und Sozialberufen, im Groß- und Einzelhandel, in der Gastronomie und in der öffentlichen Verwaltung. Aufgrund der in diesen Bereichen tendenziell niedrigen Löhne müssten sie besonders stark von dem neuen Mindestlohn betroffen sein. Dass nun gerade dort die Arbeitskräftenachfrage im Januar stabil ist, schließt aber nicht aus, dass sie sich später vermindert. Manche Bereiche haben den Mindestlohn noch nicht eingeführt, sondern werden die zweijährige Übergangsfrist bis Ende 2016 ganz oder teilweise ausschöpfen
Mit anderen Worten: Es gibt keinerlei Indizien für negative Auswirkungen des Mindestlohns, aber was in der Zukunft passiert, weiß man nicht. So ist es, aber dann ist die Nachricht eine andere.