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Arabische Zeitung: Die Schuld der Hamas

Abdul lRahman Al-Rashed, der Hauptgeschäftsführer von Al-Arabiya TV, schreibt in der arabischen Tageszeitung Alsharq Alawsat folgendes Erstaunliche über die Schuld an der Krise. (Hintergrund: Hamas beschuldigt den ägyptischen Aussenminister Ahmed Aboul Gheit der Komplizenschaft mit den Israelis, weil er nicht laut genug gegen die Angriffe protestiert habe.)

The truth is that Hamas does not want to take responsibility for the crisis, as it has found that attacking Egypt is the best defence policy in the context of the ongoing battle that has lasted for months at the hands of the Syrian and Iranian allies against Egypt.

Al-Rashed

Therefore, we must blame Hamas because its goals are clear. It seeks a battle with Israel, and doesn’t care about the results even if it means Israel annihilates Gaza, and this is what its prime minister, Ismail Haniyeh said. Hamas wants a fight to put pressure on Arab countries to take action in its favour. It wants to appoint itself as a political power in spite of the Palestinian Authority based on the pretext of confronting the enemy and it doesn’t care how many Palestinians are killed in the process.

With the exception of the Egyptian Foreign Minister Ahmed Aboul Gheit, everybody is standing behind Hamas that has starved 1.5 million Palestinians for months and has led them to destruction today. Stupidly, Hamas is launching rockets towards Israel and Israel is responding with bloody attacks so everybody is forced to remain silent about what Hamas has done so as not to be accused of siding with Israel.

Minister Aboul Gheit is facing the mob of Arabs alone and the political organisation wants to settle its accounts with the blood of Palestinians.

 

Warum Israel sich bedroht fühlt

Der Historiker Benny Morris schreibt über die Hinter-Gründe für den Angriff auf die Hamas in Gaza, und ich kann aus dieser Sicht verstehen, warum es zu der Operation gekommen ist (halte sie aber immer noch für falsch):

Erstens hätten die arabischen Länder und die islamische Welt im weiteren Israel nie das uneingeschränkte Existenzrecht zugestanden -trotz der Friedensverträge von 1979 (Ägypten) und 1994 (Jordanien).

Zweitens schwinde die internationale Unterstützung des Westens für Israel in dem Maße, wie der Holocaust eine schwache Erinnerung wird.

Drittens ist Israel im Norden von der schiitisch-fundamentalistischen Hisbollah bedroht, die parasitär im libanesischen Staat lebt und von anderen Mächten der Region unterstützt wird.

Benny Morris

Viertens werde Israel im Süden von Hamas bedroht, die die Auslöschung des israelischen Staates anstrebe.

Fünftens lauert im Osten der Iran, der die Atombombe anstrebt, dessen Präsident gegen Israel hetzt und die Hamas unterstützt.

Sechstens ist Israel durch die Demografie in seiner Identität bedroht: die arabische Minderheit im Lande kann, bei gleichbleibenden Geburtenraten, schon 2040 die Mehrheit werden. Die arabischen Israelis haben sich in jüngster Zeit radikalisiert, schreibt Morris.

„What is common to these specific threats is their unconventionality. Between 1948 and 1982 Israel coped relatively well with the threat from conventional Arab armies. Indeed, it repeatedly trounced them. But Iran’s nuclear threat, the rise of organizations like Hamas and Hezbollah that operate from across international borders and from the midst of dense civilian populations, and Israeli Arabs‘ growing disaffection with the state and their identification with its enemies, offer a completely different set of challenges. And they are challenges that Israel’s leaders and public, bound by Western democratic and liberal norms of behavior, appear to find particularly difficult to counter.“

Mehr hier.

 

Frohe Weihnacht!


Aus dem Weihnachtsoratorium. „Schlafe, mein Liebster“
John Eliot Gardiner dirigiert, Bernarda Fink singt.

Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh,
wache nach diesem vor aller Gedeihen!
Labe die Brust, empfinde die Lust, wo wir unser Herz erfreuen.
Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh,
wache nach diesem vor aller Gedeihen!

 

Schwulenbewegung trauert um George Bush

Aus „The Onion“:

„While I tried to be commander in chief first and a homosexual man second, I knew that everything I did would be judged through the lens of ‚America’s first gay president,'“ Bush said during an interview with ABC’s Charles Gibson broadcast Dec. 1. „Looking back, my personal need to prove my manhood definitely influenced my actions. The arrogant swagger, invading Iraq, my ruthless support of the death penalty—heck, even setting back gay rights 25 years—all of it seems so silly now.“

Former press secretary Ari Fleischer agreed, saying that Bush carefully cultivated his image as a masculine, simple-minded, heterosexual male in order to combat his insecurities about appearing weak before the international community.

„Believe me, sister, he overcompensated with a capital ‚compensated,'“ Fleischer said. „But when the cameras stopped rolling and the podium was put away, he was just fabulous. We had a fabulous, fabulous time.“

Quelle.

Und damit „Frohes Fest“ allerseits!

 

Zum Gedenken an die politischen Morde im Iran

Diese Rede hat die Künstlerin Parastou Forouhar am 12. Dezember in Berlin gehalten – zum Gedenken an ihre vor zehn Jahren im Iran ermordeten Eltern. Dariush und Parvaneh Forouhar waren führende Oppositionelle der national-demokratischen Opposition im Iran. Es wurde später ermittelt, was für die Tochter sofort offensichtlich war: Der iranische Staat steckte hinter den Morden. Bis heute lässt die bekannte Künstlerin nicht nach darin, das Regime zur Verantwortung zu ziehen.

Ich dokumentiere die Rede hier mit freundlicher Genehmigung von Parastou Forouhar.

Mehr Info hier.

„10 Jahre sind nun seit den politischen Morden im Herbst 1998 im Iran vergangen.

Meine Eltern, Dariush und Parvaneh Forouhar, zwei führende oppositionelle Politiker, die seit Jahrzehnten für die Demokratie und die Trennung vom Religion und Staat gekämpft hatten, waren die ersten Opfer dieser Kette von Morden.

Mohammad Mokhtari und Mohammad Djafar Pouyandeh, zwei Mitglieder des Schriftstellerverbandes, Madjid Sharif und Piruz Dawani, politische Aktivisten und der Dichter, Hamid Hadjizadeh, zusammen mit seinem zehnjährigen Sohn, Karoun, waren weitere Opfer dieser politischen Verbrechen.

Die Opfer vom Herbst 1998 waren nicht die ersten in der Reihe der politischen Morde. Bereits Jahre zuvor wurden Dissidenten, die sich aktiv für Meinungsfreiheit eingesetzt hatten, sowohl innerhalb Irans als auch im Ausland, Opfer solcher organisierter staatlicher Gewalttaten.

Diesmal aber reagierte die Öffentlichkeit sehr bestürzt. Tausende demonstrierten, zahlreiche Artikel erschienen, die die Hintergründe zu beleuchten versuchten. Gemeinsam wurde der bislang größte Protest gegen die Verletzung der Menschenrechte in der Geschichte der Islamischen Republik vorangetrieben.

Parvaneh und Dariush Forouhar

Diese wachsende Protestwelle im Iran, aber auch im Ausland, machte es dem Regime unmöglich, seine übliche Taktik der Vertuschung, Manipulation und Unterdrückung von Wahrheiten aufrechtzuerhalten.

Im Januar 1999 gestand der staatliche Geheimdienst in einer offiziellen Erklärung, dass Angehörige des Ministeriums die Morde zu verantworten hatten.

Das zunächst gegebene Versprechen zur Aufklärung seitens der Machthaber im Iran diente aber mehr der Besänftigung der Protestwelle und entpuppte sich im Laufe der Zeit als eine politische Hinhaltestrategie.

Bereits zu Beginn wurden die Ermittlungen der Militärstaatsanwaltschaft übergeben.

Dieser gesetzeswidrige Vorgang ermöglichte es den Verantwortlichen, sämtliche Ermittlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen. Die Proteste gegen diese Geheimhaltung wurden überhört.

Die Ermittlungen dauerten zwei Jahre lang und waren von widersprüchlichen Aussagen der Verantwortlichen gekennzeichnet.

Beispielsweise hat der religiöse Führer der Islamischen Republik zunächst die Geheimdienste Israels und der USA als Drahtzieher benannt. Die reformorientierten Politiker jedoch sahen ihre Rivalen von der fundamentalistischen Fraktion als die Hintermänner dieser Verbrechen.

Während dieser zwei Jahre reiste ich mehrmals in den Iran. Ich habe unzählige Male die für die Ermittlungen zuständigen Beamten aufgesucht aber nie eine zuverlässige Information erhalten. Ich wurde als lästige Person behandelt, die die volle Härte und Arroganz einer Justizbürokratie zu spüren bekam, der nicht daran gelegen war, die Morde aufzuklären.

Der Rechtsweg hat dem Regime nur als Fassade gedient, die eine Aufklärung vortäuschen sollte.

„Freitag“ – Arbeit von © Parastou Forouhar

Im September 2000 wurden die Ermittlungen als abgeschlossen erklärt und für die Anwälte der Angehörigen der Opfer eine zehntägige Frist zur Akteneinsicht anberaumt.

Ich reiste erneut in den Iran, um die mehr als tausend Seiten starke Akte selbst zu lesen. Während dieser Frist haben wir, ich und die Anwälte der Angehörigen, versucht, ausführliche Notizen zu machen, da kopieren nicht erlaubt war.

Fehlende Daten und widersprüchliche Aussagen ließen auf zahlreiche Vertuschungen schließen.

Was die Drahtzieher und die ideologischen und bürokratischen Strukturen, die den Morden zu Grunde lagen, betraf, so war hier nicht ermittelt worden:

Die Beschuldigten sagten aus, dass die Mordbefehle vom amtierenden Informationsminister ausgesprochen worden sei. Dieser blieb aber von den üblichen Vernehmungsmethoden verschont. Die Vernehmungsprotokolle eines Beraters des Ministers, der zeitweilig offiziell als der Hauptbeschuldigte genannt wurde, waren aus der Akte herausgenommen worden. In den übrigen, existierenden und zugänglichen Vernehmungsprotokollen der anderen 18 Beschuldigten, fehlten zahlreiche Seiten.

Die schrecklichen Aussagen der Täter, ein Teil ihres Aufgabenfeldes beim Informationsministerium sei seit Jahren gewesen, systematisch „die physische Vernichtung“ von Oppositionellen durchzuführen, wurden außer Acht gelassen.

Die offensichtlichen Verschleierungsmaßnahmen im Ermittlungsverfahren stießen bei der Öffentlichkeit auf Unglauben und Protest.

Wir, die Familienangehörigen der Opfer und unsere Anwälte, weigerten uns aufgrund dieser mangelhaften Ermittlungen, an dieser Farce vom Prozess teilzunehmen.

„Schrift Raum“ – Arbeit von © Parastou Forouhar

Der Prozess wurde hinter verschlossenen Türen und in unserer Abwesenheit abgehalten. Von den achtzehn in der Akte genannten Tätern wurden drei Personen, die die Morde ausgeführt hatten, zum Tode verurteilt. Die anderen Beteiligten bekamen unterschiedliche Haftstrafen oder kamen frei.

Das Recht auf die Vollstreckung der Todesstrafe wurde, islamischem Recht folgend, den erstrangigen Familienangehörigen der Opfer zugesprochen und ihnen damit auf perfide Weise auch noch die Verantwortung der Todesstrafe aufgedrückt.

Das Gericht verhielt sich in der Sache so, als seien die Morde aus privaten Beweggründen geschehen. Die den Mordfällen zugrunde liegenden politischen und religiösen Motive blieben unerwähnt. Die Tatsache, dass diese Verbrechen von einem staatlichen Organ geplant und durchgeführt worden waren, wurde außer Acht gelassen.

Wir, die Familienangehörigen, erklärten, dass es uns nicht an persönlicher Rache gelegen ist, sondern an der Aufklärung der politischen Morde. Wir betonten, dass wir uns den politischen Zielen der Ermordeten verbunden fühlen und aus diesem Grund die Todesstrafe ablehnen.

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Gewalt gegen türkische Frauen nimmt zu

Via Europress:
In den letzten Wochen wird in den türkischen Medien verstärkt über zunehmende Fälle von Körperverletzung innerhalb türkischstämmiger Familien berichtet, wie die türkische Tageszeitung SABAH berichtet. Der renommierte Psychologe Erdinc Üstündag habe sich dazu folgendermaßen geäußert: „Die Probleme unter den türkischstämmigen Familien in Deutschland nehmen eine unglaublich große Dimension an, die Frauenhäuser sind voll mit türkischen Frauen, die ihre Männer verlassen haben. Die Terminhefte der Psychologen sind ausgebucht. Die türkischen Männer schätzen ihre Frauen nicht genug„, so Üstündag. Auch der Druck der Bekannten und Verwandten sei mit für die schrecklichen Taten verantwortlich.
 

Ist das Ende der Verleugnung nahe? Vor Jahr und Tag wurden diese Dinge noch als künstlich aufgebauschte Anti-Türken-Propaganda abgetan. Immerhin…

 

Die Polen, der Kaiser und der Zar

Wieder einmal eine erstaunliche Karte bei Strange Maps: Hier sieht man die Ergebnisse der polnischen wahlen von 2007. Das Land ist gespalten zwischen den beiden führenden Parteien „Bürgerplattform“ (PO) und „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS). Im Westen dominiert die wirtschaftsfreundliche und liberale PO Donald Tusks, im Osten und Süden die konservative-euroskeptische PiS der Kaczynski-Zwillinge.

Wenn man nun die bunte Karte der Wahlergebnisse mit einer alten Karte des Deutschen Reiches unterlegt, dann ergibt sich eine unabweisbare Übereinstimmung: Die Wahlergebnisse in Polen orientieren sich an der alten Grenzen zwischen dem Deutschen Reich und dem Zarenreich, die mitten durch das Gebiet des heutigen Polen verlief.

„The erasure of older borders doesn’t mean they totally disappear — the new map is a palimpsest, even if it sometimes has to be held up to the UV light of an election for those old, overwritten boundaries to reappear. But it is quite strange for an old border like the one between the Kaiser’s Germany and the Czar’s Russia to reappear on a Polish election map as recent as 2007. Poland has moved around the map of Europe quite a bit, most recently in 1945. Poland basically moved west, losing its eastern part to the Soviets and gaining the eastern part of Nazi Germany.“

Eine interessante Parallele zu diesem Casus.

 

Blogger-Protest für Hossein Derakhshan

Eine Resolution iranischer Blogger für den verhafteten Kollegen Hossein Derakhshan:

 

„We, the undersigned, view the circumstances surrounding the Iranian authorities’ arrest of Hossein Derakhshan (hoder.com), one of the most prominent Iranian bloggers, as extremely worrying.  Derakhshan’s disappearance, detention at an unknown location, lack of access to his family and attorneys, and the authorities’ failure to provide clear information about his potential charges is a source of concern for us.

The Iranian blogging community is one of the largest and most vibrant in the world.  From ordinary citizens to the President, a diverse and large number of Iranians are engaged in blogging. These bloggers encompass a wide spectrum of views and perspectives, and they play a vital role in open discussions of social, cultural and political affairs.

Unfortunately, in recent years, numerous websites and blogs have been routinely blocked by the authorities, and some bloggers have been harassed or detained.  Derakhshan’s detention is but the latest episode in this ongoing saga and is being viewed as an attempt to silence and intimidate the blogging community as a whole.

Derakhshan’s own position regarding a number of prisoners of conscience in Iran has been a source of contention among the blogging community and has caused many to distance themselves from him.  This, however, doesn’t change the fact that the freedom of expression is sacred for all not just the ones with whom we agree.

We therefore categorically condemn the circumstances sourrounding Derakhshan’s arrest and detention and demand his immediate release.“

 

Amis raus?

Und noch eine interessante Umfrage. Sind US-Militärbasen in der Golfregion eine gute Idee? In den USA denken 70 Prozent so. Und dann wirds dünn. In keinem anderen Land wird eine Mehrheit der Befürworter erreicht bei dieser Frage. In Deutschland ist nur jeder Dritte der Meinung, es sei eine gute Idee. In Frankreich etwas mehr, da scheint die Kolonialvergangenheit durch (i.e. man weiß noch, was eine mission civilatrice ist).

Und unser künftiger NATO-Partner (Gott bewahre!) Ukraine denkt darüber ganz ähnlich wie das russische Brudervolk. (Oder wie die Palästinenser.) Was für eine Schnapsidee, die Ukraine in die NATO aufzunehmen! (Nicht nur aus diesem Grund.)

Auch interessant: In der Türkei finden ganze 6 Prozent, die USA gehören an den Golf – auch dies ein NATO-Land. In Pakistan und Ägypten bewegte sich die Zustimmung erwartungsgemäß im nicht meßbaren Bereich.

Hat jemand eine gute Erklärung für die Zahlen aus Nigeria und Kenia?

Quelle.

 

Muslime und Evolution

Wir kennen alle die Berichte über die Wissenschaftsfeindlichkeit der Evangelikalen in den USA. Wie bizarr auch immer deren Gefechte wider die Evolutionstheorie, die wahr Herausforderung für die wissenschaftliche Weltsicht liegt nicht im „Bible Belt“ der Vereinigten Staaten, sondern in der Breite der öffentlichen Meinung in der islamischen Welt.

Eine Erhebung aus den Jahren 1996-2003 zeigt die wachsende Popularität des Kreationismus in der islamischen Welt. Das Sample für die Türkei scheint mir mit etwas über 700 Befragten ein wenig zu klein, um wirklich zuverlässig zu sein. Aber immerhin bekommt man hier einen Einblick. Schockierend sind die Zahlen für Indonesien und Malaysia, und auch die für Ägypten.

Warum ist Kasachstan relativ wissenschaftsfreundlich? ich vermute, das ist ein Erbe der Sowjet-Zeit.

Ansonsten: finster, finster.

Quelle.