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Muslima fast nackt – auch wieder nicht recht

Der amerikanische Blogger Daniel Pipes hat einen klaren Beleg für die unfaire Bevorzugung von Muslimen durch die Dhimmi-Mentalität ausgemacht: Sie gewinnen einfach zu viele Schönheitswettbewerbe!

Der Hintergrund: Erstmals hat eine arabischstämmige Frau – Rima Fakih – den Titel der Miss USA gewonnen. Fakih entstammt einer libanesischen Familie. Sie war Miss Michigan geworden und hatte dann den von Donald Trump gesponsterten Miss USA-Wettbewerb in Las Vegas gewonnen.

Komisch: Sonst macht Pipes sich gerne Sorgen darüber, dass zuviele Muslimas in Europa die Burka tragen. Nun hat eine im Bikini die nichtmuslimische Konkurrenz hinter sich gelassen – und es ist auch wieder nicht recht.

So schreibt er über die angeblich starke Frequenz muslimischer Beauty Queens: „They are all attractive, but this surprising frequency of Muslims winning beauty pageants makes me suspect an odd form of affirmative action.“

Wenn aber selbst die nahezu vollkommen entblößte Araberin den gleichen Argwohn auf sich zieht wie die vollkommen verhüllte, dann stimmt wohl etwas nicht. Islamophobie? Arabophobie? Lubnanphobie? Whatever.

Pipes – Betreiber eines gut gehenden Liefergeschäfts für nahöstliche Angstpropaganda – hat sich hier einmal sehr schön selbst demontiert.

 

Wie die Islamkonferenz gelingen könnte

Ich komme optimistisch aus der Pressekonferenz der DIK (II), die soeben im Berliner Palais am Festungsgraben zuende gegangen ist.

Der erste Grund dafür: Ich glaube, dass Innenminister  Thomas de Mazière  der Sache gewachsen ist. Am Ende der PK kam eine (ziemlich dämliche) Frage, an der man deutlich machen kann, welchen Kräften ein Minister im Zusammenhang der Konferenz ausgesetzt ist. Ein Presse-Kollege fragte den Minister „jetzt mal ganz persönlich als evangelischen Christen“, wie er es denn fände, wenn man seine heilige Schrift – die Bibel – nach Anknüpfungspunkten für Gewalt und Extremismus durchkämmen würde, wie es jetzt allenthalben mit dem Koran passiert. Und wie es ja offenbar auch in der DIK beabsichtigt sei, die sich mit der Abgrenzung von Islam und Islamismus beschäftigen werde. Das sei doch per se schon beleidigend.

De Maiziere konterte, er lasse sich durchaus fragen, welche Anknüpfungspunkte für Gewalt in der Bibel zu finden seien. Die Geschichte des Christentums kenne schließlich fürchterliche Gewaltzexzesse – Kreuzzüge, Religionskriege – die zum Glück (aber unter welchen Kosten!) überwunden seien. Natürlich sei also die Frage nach der Kraft der Religion, Gewalt zu generieren, legitim.

Sehr gut gegeben! Das war weder bigott noch politisch korrekt. Auf solcher Grundlage kann man debattieren.

Zweiter Grund: Die Islamkonferenz ist ohne Islamrat und Zentralrat womöglich arbeitsfähiger als vorher, wie ich hier schon verschiedentlich vertreten habe. Die muslimische Repräsentanz ist in der zweiten Runde auf eine breitere Basis gestellt worden. Zu den teilnehmenden türkischen Verbänden (Ditib, VIKZ) sind nämlich die bosnischen Muslime als einzelner Verband noch hinzugekommen, sowie der Verband marokkanischer Muslime. Ausserdem nimmt die eher sakuläre TGD (Türkische Gemeinde in Deutschland) teil – eine gewisse Kuriosität, die aber der türkischen Community hier durchaus entspricht. In anderen Worten: Auch ohne Islamrat (i.e. IGMG) und ZMD kann man an einem Konsens über Religionsunterricht und Imamausbildung arbeiten. Und ich verwette das Häuschen meiner Oma darauf, dass mindestens der ZMD dann bald wieder an die Tür klopfen wird. Wie schon Herbert Wehner so treffend sagte: „Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen.“

Der Vertreter der Ditib, der Theologieprofessor Ali Dere, hatte vorher schon erkennen lassen, dass er das Fortbleiben von ZMD und Islamrat nicht als entscheidende Beeinträchtigung der Arbeit empfindet. Vielleicht rechnet er sich sogar einen Vorteil dadurch aus?

Der unabhängige Teilnehmer Hamed Abdel-Samad machte in seinem Statement klar, dass dies nicht bedeuten kann, Ditib als der übrig gebliebene Großverband übernehme nun den ganzen Laden. Er plädierte heftig und überzeugend dafür, die „Abnabelung der islamischen Theologie von den Herkunftsländern“ zu betreiben. Dort sei die Theologie autoritätshörig, sagte Abdel-Samad, und das könne hier nicht weiterhelfen. Er beschrieb die Chance der Islamkonferenz als „ein Stück islamische Aufklärung“. Die DIK sei ein „Verhandlungsprozess“ – erstens der muslimischen Gruppen mit dem Staat, zweitens aber auch der Muslime untereinander, die sich hier in ihrer Pluralität miteinander auseinander setzen müssen. (Ein wichtiger, oft vernachlässigter Punkt: Wo sonst treffen sich Aleviten, Schiiten, Sunniten (aus Bosnien, der Türkei, Marokko etc.) und muslimische Säkulare verschiedenster Couleur?)

Wenn ich recht sehe, hat man sich drei Ziele gesetzt. Erstens: Voraussetzungen schaffen für islamische Theologie und Religionsunterrocht an deutschen Hochschulen bzw. Schulen. Damit verbunden ist die Frage der Anerkennung islamischer Gemeinschaften als Ansprechpartner der staatlichen Stellen (auf Länderebene). Es  geht dabei nicht darum, „den Islam anzuerkennen“, wie es manchmal mißverständlich heißt. Der Islam ist eine welthistorische Tatsache, und ein weltanschaulich neutraler Staat hat prinzipiell keine Weltreligion anzuerkennen. Auch das Christentum per se ist bei uns nicht „anerkannt“, sondern die Konfessionen sind Partner des Staates in ihren konkreten kirchlichen Ausformungen. Dito die jüdische Vertretung durch Zentralrat und die liberalen Gemeinden.

Es geht also lediglich um die Anforderung an die islamischen Gemeinschaften, die rechtlichen Kriterien für die Kooperation mit dem Staat auf Länderebene zu erfüllen – also zum Beispiel eine klare Mitgliederstruktur aufzuweisen. Die bisherigen Dachverbände entsprechen dem nicht. Entweder sie reformieren sich und streben Einzelkooperationen an, oder sie formieren sich zu „Schuras“ wie etwa in Niedersachsen oder Hamburg.

Zweitens: Geschlechtergerechtigkeit vorantreiben. Dazu soll eine Studie erstellt werden über die Frage, was an der Benachteiligung von Frauen in islamisch geprägten Communities  religiös begründet ist – und was andere Ursachen hat. Das wird für alle Seiten der Debatte spannend.

Drittens: Islamismus definieren und genuine Islamfeindlichkeit von anderen Formen der Xenophobie und des Rassismus abgrenzen. (Dazu hätten wir hier einiges beizutragen…)

Man wird also genauso über jene islamisch geprägten Rollenbilder sprechen, die Mädchen und Frauen den Weg zur Gleichberechtigung verbauen, wie über die Ablehnung von kopftuchtragenden Frauen durch deutsche Arbeitgeber oder die schlechteren Chancen von Menschen mit türkischen Namen auf dem Wohnungsmarkt.

Das ist eine sehr ehrgeizige Kombination von pragmatischen und gesellschaftspolitisch langfristigen Zielen. Die Islamkonferenz lebt.

Schon vor der Sommerpause tagt der Ausschuss der DIK, der dann konkrete Projektgruppen beauftragen soll.

 

Warum die Islamkonferenz auch ohne den „Zentralrat der Muslime“ auskommt

Am kommenden Montag will Innenminister Thomas de Maizière die zweite Rundes der Deutschen Islam Konferenz feierlich im Berliner Palais am Festungsgraben lancieren. Heute ließ der „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ (ZMD) verkünden, der für ihn reservierte Stuhl werde leer bleiben. Was soll eine DIK ohne den ZMD?

In Wahrheit steht nicht der Sinn der Islamkonferenz in Frage, sondern die Legitimation des so genannten „Zentralrats“. Denn andere, teils größere, Verbände nehmen weiter teil – wie etwa die türkische Ditib, die Aleviten, der Verband Islamischer Kulturzentren und der Verband bosnischer Muslime. Ausserdem dabei: eine hochkarätige Auswahl von 10 nicht organisierten Muslimen, darunter Theologen, Islamwissenschaftler, Anwälte und andere zivilgesellschaftliche Akteure.

Der pompöse Name „Zentralrat“ – in Anlehnung an den Zentralrat der Juden gewählt – war immer schon Anmaßung. Nichts ist „zentral“ an der Schirmorganisation, die schätzungsweise kaum zehn Prozent der hiesigen Muslime vertritt (nach  Studien, auf die sich das Innenministerium beruft, sogar nur maximal 3 Prozent) . Auf der Führungsebene dominieren deutsche Konvertiten wie der Vorsitzende Ayyub Axel Köhler, im Hintergrund agieren zwielichtige Figuren wie der ehemalige Chef der „Islamischen Gemeinde in Deutschland“, Ibrahim El Zayat, der im Verdacht steht, der Muslimbruderschaft anzugehören.Was von Köhlers Führungsstil zu halten ist, zeigte sich im Jahr 2007, als er  El Zayat einfach mit ins Plenum der Islamkonferenz einschleuste, gegen den Willen der deutschen Behörden.

Der ZMD kann keineswegs für die Mehrheit der Muslime in Deutschland sprechen. Er ist ein Relikt aus der Zeit, als der deutsche Staat und die Medien sich wenig auskannten mit den hier lebenden Muslimen. Man suchte händeringend Ansprechpartner, und da kam man bei flüchtigem Googlen eben immer auf den ZMD mit seinen wenigen sprechfähigen Köpfen: Nadeem Elyas, Ayyub Axel Köhler, Aiman Mazyek.

Diese Zeit ist vorbei – und zwar dank der Islamkonferenz. Der Islam in Deutschland hat angefangen, selbst sprechen zu lernen: Aus den türkisch dominierten Verbänden sind einige Köpfe hervorgegangen, die kompetent und eloquent Rede und Antwort stehen können – Bekir Alboga von der Ditib, Ali Ertan Toprak für die Aleviten zum Beispiel.

Immer mehr „Kulturmuslime“ melden sich zu Wort, weil sie sich nicht von den stockkonservativen Verbänden vertreten fühlen. Marokkaner, Bosnier und Iraner haben eigene Persönlichkeiten, die für die Vielfalt des Islams hierzulande stehen. Und auch die vielen Stimmen – sehr oft Frauen -, die sich kritisch mit dem islamischen Erben befassen,  sind hier zu nennen: von der frommen Schiitin Hamideh Mohagheghi über liberale Sunniten wie Lamya Kaddor oder Hilal Sezgin bis zu radikalfeministischen Kritikerinnen wie Seyran Ates und Necla Kelek reicht das Spektrum. Untereinander sind sich manche spinnefeind – aber das zeigt ja gerade, dass Deutschland im realen Pluralismus des islamischen Lebens in Europa angekommen ist.

Wir haben in der aktuellen Nummer der Zeit ein Interview mit drei neuen Teilnehmerinnen der Islamkonferenz. Alle drei sind nicht organisiert. Sie reden unverkrampft über ihren Glauben, über die Mißstände und das Schöne an der islamischen Spiritualität. Ihre Familien stammen aus Marokko, dem Iran und Bosnien. Sie sind unterschiedlich stark religiös, eine von ihnen trägt Kopftuch, die anderen nicht – und doch kann man sehr gut miteinander reden. Sie sind alle auf ihre eigene Art Musliminnen – und sie gehen nicht in die Moscheen der Männer. Diese Frauen sind die Zukunft des Islam in Deutschland.  Nicht die wichtigtuerischen Herren in den Verbänden. Der Innenminister tut recht daran, ihnen eine Stimme zu geben in der Konferenz. Ein reiches Stimmengewirr hat die Verbände an den Rand gedrückt – und das ist gut so!

Natürlich leiden die (meist) Herren darunter, dass ihre Vereine nicht umstandslos als quasi-Kirchen anerkannt werden (obwohl sie auch immer wieder behaupten, genau das wollten sie vermeiden, weil es unmuslimisch sei). Und nur so ist die beleidigte und unpolitische Aktion des ZMD jetzt zu verstehen:

„Die DIK II ist in der jetzigen Form ein unverbindlicher Debattier-Club. Der ZMD wird unter diesen Bedingungen an der DIK II nicht teilnehmen“, heißt es in der Pressemitteilung.

„Die DIK ist und bleibt eine von der Bundesregierung verordnete Konferenz. Der Staat versucht sich über die Selbstorganisation der faktischen islamischen Religionsgemeinschaften hinwegzusetzen. …

Das BMI ist nicht bereit im Rahmen der Islamkonferenz zusammen mit den legitimierten muslimischen Organisationen und den Vertretern der Länder im Rahmen einer Arbeitsgruppe einen Fahrplan zu entwickeln, der zur Anerkennung als Religionsgemeinschaft führt.“

Die Islamverbände können nicht als Religionsgemeinschaften im vollen sind der deutschen Verfassung  anerkannt werden. Sie haben keine direkten Mitglieder. Ihre Repräsentationsstrukutren sind wenig transparent und demokratisch. Sie haben keine theologische Kompetenz, um als Partner des Staates bei der Entwickung von Curricula helfen zu können. Teilweise (Ditib) hängen sie viel zu sehr vom Ausland ab. Sie müssten sich neu aufstellen, um das zu erreichen. Der Koordinierungsrat der Muslime war kein Aufbruch in diese Richtung, sondern einfach nur eine weitere Dachorganisation über schon bestehenden Dachorganisationen.

Vielleicht ist das ganze Aufhebens um den Köperschaftsstatus ohnehin eine Sackgasse: Denn die dringenden Bedürfnisse der Muslime hierzulande – Religionsunterricht und Imamausbildung, Lehrstühle für islamische Theologie – kann man auch unterhalb dieser rechtlichen Schwelle regeln. Erfolgreiche Feldversuche – etwa in Niedersachsen – weisen in diese Richtung.

Der ZMD hat sich verzockt. Er wollte dem Innenminister eine rechtliche Aufwertung abtrotzen, ohne sich selbst vorher zu reformieren. Thomas de Maizière ist darauf nicht hereingefallen. Sein Ansatz, die Islamkonferenz pragmatischer zu gestalten, ist richtig: Islamunterricht und Imamausbildung beschleunigen, über Geschlechtergerechtigkeit reden, Islamfeindlichkeit und Islamismus als Zusammenhang debattieren. Das ist ein gutes Programm. Es läßt sich auch ohne den Zentrarat der Muslime bearbeiten. Vielleicht sogar besser.

 

Noch mehr gute Argumente für (und wider) ein Burka-Verbot

Irgendwie lässt mir das Thema keine Ruhe, auch wenn ich es weiß Gott nicht für das zentrale Problem beim Umgang mit dem Islam in Deutschland halte. Gestern habe ich es wieder getan. Der SWR hat einen Kommentar zum Burkaverbot in Deutschland von mir gesendet. Ich erspare den Mitbloggern die Argumente, die sie schon kennen.
Neu ist in unserem Zusammenhang vielleicht dieser Aspekt:
Es ist aber kaum anzunehmen, dass sich durch ein Verbot die Freiheit der Frauen erhöht. Es kann sogar sein, dass der Staat, der den Vollschleier verbietet, sich zum Komplizen derjenigen macht, die Frauen auf diese eklatante Weise einschränken wollen.Wenn die Burka einerseits als Zwang und Gefängnis angesehen wird, andererseits aber genau diejenige bestraft wird, die dem Zwang unterliegt – also die betroffene Frau -, dann ist das eine fragwürdige Vorstellung von Opferschutz.
Und dieser:
Was soll mit den Frauen geschehen, die bei der Kleiderkontrolle im öffentlichen Raum sagen, sie tragen den Vollschleier freiwillig? Wie wollen wir ihnen nachweisen, dass das nicht stimmt?
Der Iran hat eine Sittenpolizei, die bei Frauen den korrekten Sitz des Kopftuchs kontrolliert. Wollen wir, dass auf unseren Straßen unter umgekehrten Vorzeichen Verschleierte angehalten und bestraft werden? Eine liberale Sittenpolizei – welch eine absurde Vorstellung!

Ich muß freilich gestehen, dass ich mir trotzdem alles andere als sicher bin bei meinem Urteil in dieser Frage.
Die Tontechnikerin im Hauptstadtstudio verwickelte mich sofort in eine Debatte. Sie war lange Jahre mit einem Ägypter zusammen und fand jede Form der Toleranz gegenüber dem Vollschleier falsch. Sie konnte meine Argumente gegen die Umsetzbarkeit eines Verbots zwar nachvollziehen, aber ihre Erfahrungen mit einem seinerzeit noch leidlich säkularen Ägypten, das heute von Nikabs überschwemmt wird, machten sie sehr viel alarmierter als ich es bin (was die Lege hierzulande angeht).
Und wenn ich Berichte lese wie diesen, der von einem Bewohner eines reichen Viertels in Chicago stammt, in dem viele Araber wohnen, kann ich nur sagen: Ich verstehe absolut das Unbehagen. Ich würde auch nicht gerne in einer Gegend wohnen, in der diese Frauen zur Normalität gehören:

I live in the extremely multi-ethnic Uptown neighborhood of Chicago. The high-rise across the street from me has a large fundamentalist Muslim community living in it, and there are several dozen fully-veiled women who live in the building. I run into them at the bus stop, the grocery store, McDonald’s – pretty much all over my ‘hood.

And although I’m an uber-liberal urbanite who embraces my multi-culti neighborhood, I have to confess: there is nothing creepier than having a burqa-wearing woman coming at you in the cereal aisle. I’ve lived here for years and see them all the time, but I can’t help but find them spooky. They’re wraith-like and eerie. I know I’m not supposed to admit that, but it’s true.

I understand that it is (theoretically) their choice to wear the veil, but the same is not true of their daughters. I have seen few sadder things in my life than the day I ran into one of my neighbors at the store, and saw that her adorably goofy and energetic little daughter had suddenly been converted into a somber, ghostly, black-clad shadow of herself. That was the first time I felt like a burqa ban might not be such a bad idea….

Und auch dieser Vergleich der Burka mit der Ku-Kux-Klan-Kapuze von Christopher Hitchens hat etwas:

Let me ask a simple question to the pseudoliberals who take a soft line on the veil and the burqa. What about the Ku Klux Klan? Notorious for its hooded style and its reactionary history, this gang is and always was dedicated to upholding Protestant and Anglo-Saxon purity. I do not deny the right of the KKK to take this faith-based view, which is protected by the First Amendment to the U.S. Constitution. I might even go so far as to say that, at a rally protected by police, they could lawfully hide their nasty faces. But I am not going to have a hooded man or woman teach my children, or push their way into the bank ahead of me, or drive my taxi or bus, and there will never be a law that says I have to.

Ein exzellenter Hintergrundbericht zum ägyptischen Streit um den Vollschleier von Andreas Jacobs, dem Leiter des Kairoer Büros der Adenauer Stiftung, findet sich hier. Zitat:

„Die Kontrahenten sind auf beiden Seiten Ägypter und Muslime. Für die Gegner der Vollverschleierung, darunter zahlreiche Regierungs- und Religionsvertreter, ist es daher völlig selbstverständlich, den Niqab als ‚dummen Unfug‘ und seine Trägerinnen als ‚Verrückte‘ zu bezeichnen. Außerdem, und diese Position teilen auch viele streng religiöse Ägypter, sei die Vollverschleierung ein gänzlich ‚unägyptischer‘ Import aus dem Ausland, der die gesellschaftliche und religiöse Integrität des Landes unterwandere.“

 

Interview mit drei neuen Teilnehmerinnen aus der Islamkonferenz

Zusammen mit meinem Kollegen Martin Spiewak habe ich drei neue Teilnehmerinnen der Deutschen Islamkonferenz interviewt. Die Islamkonferenz wird am kommenden Montag in die zweite Runde gehen.
Hier ein Auszug (das ganze Gespräch heute im Feuilleton der gedruckten Ausgabe):

ZEIT: Sind Muslime schnell beleidigt?
Hamideh Mohagheghi: Ja!
Sineb El Masrar: (nickt) Manchmal ja.
Armina Omerika: Wir Muslime glauben uns immer rechtfertigen zu müssen. Doch statt berechtigte Kritik zu diskutieren oder auch mit inhaltlichen Debatten auf unberechtigte Kritiken zu antworten, wird sie oft pauschal abgewehrt mit dem Argument, das habe alles nichts mit dem Islam zu tun. Egal, ob es sich um Gewalt handelt oder um Zwangsheiraten. Gleichzeitig idealisiert man die eigene Re­li­gion und verklärt die Geschichte. Da heißt es dann: Wie harmonisch lebten doch damals alle Religionen in Andalusien unter muslimischer Herrschaft zusammen. Oder man beschwört die islamische Wissenschaft des Mittelalters. Dabei sollte man sich fragen, warum die islamischen Länder heute wissenschaftlich keine Rolle spielen.
Mohagheghi: Uns fehlt eine Debattenkultur …
Omerika: … auch ein bisschen mehr Humor und Selbstironie würden uns gut tun.
Mohagheghi: Stimmt. Aber wo sollen die Muslime das alles gelernt haben? Die meisten Migranten hier sind gutherzige und gläubige Menschen, aber über ihren Glauben haben sie nie viel nachgedacht. Plötzlich müssen sie sich zu politischer Gewalt äußern oder theologische Fragen beantworten. Da muss man sich nicht wundern, dass da oft haarsträubende Antworten kommen.
Omerika: Ich bemerke auch eine große Angst vor der Vielfalt. Dabei machen die verschiedenen nationalen, kulturellen und konfessionellen Strömungen den Islam gerade aus, auch in Deutschland.

 

Achmadinedschads Stabschef: „Wir werden gegen Israel nichts unternehmen.“

Die hervorragende Iran-Expertin des New Yorker, Laura Secor, hatte in der letzten Woche Gelegenheit, mit Machmud Achmadinedschads engstem politischem Vertrauten, seinem Stabschef Esfandiar Rahim Maschaie, zu sprechen. Maschaie war mit dem Präsidenten bei der UN-Konferenz zur Überprüfung des nuklearen Nichtverbreitungsvertrages (NPT), wo jener eine seiner fulminanten Reden hielt.

Maschaie, der mit seinem Chef auf familiär verbunden ist (seine Tochter ist mit A.’s Sohn verheiratet), zeigt sich in seinen Äußerungen zur Menschenrechtslage im Iran von stalinistischer Härte. Und auch seine Einlassungen zur Frage der Nichtverbreitung von Atomwaffen sind von ernüchternder Klarheit. Es kann keine Rede davon sein, dass hier ein Gesprächsfaden aufgenommen werden soll:

„They always talk about proliferation. You know the meaning of proliferation? What we have now, that’s all right, but let’s not increase the number of arms. They are the biggest liars of the world, since the creation of Adam until now, and they are living in the United States. They are unique. And unfair. The policymakers in the United States. You cannot find people to be compared with them in history. We in Iran and the United States in Washington, we had meetings about nuclear disarmament at the same time. Our motto in Tehran was nuclear weapons for none. But in the United States, President Obama said, we should maintain our arsenal of nuclear weapons. They are like cowboys. They just play with their guns and they want to bring peace by doing so. Can they offer peace to the world with a knife? The West is a big liar. Nobody trusts the Western countries in the East.

Schön, dass man es mal so klar gehört hat.

Interessant allerdings die Aussagen zu Israel – Maschaie war schon einmal durch (im iranischen Kontext) gemäßigte Äußerungen zu Israel aufgefallen:

„Iran does not consider the Israeli government legitimate. This does not mean we are going to take any steps against Israel. It’s just our thoughts. The Iranian Islamic government has a democratic solution toward resolving the issue of Palestine and Israel. We believe that if the Palestinians, the people who actually reside on that land, are given the right to determine their own regime, then obviously, naturally, the Israeli regime would not be governing those people. A lot of people are making this propaganda and publicity that Iran has the intention of attacking and invading Israel. That’s just negative publicity. It is baseless and not correct.“

In anderen Worten: Man wird Israel nicht angreifen, sondern setzt auf seine Delegitimation und sein Verschwinden auf „demokratischem“ Wege.

(Dank an AK für den Hinweis.)

 

Angela Merkel und die „jüdische Weltverschwörung“

„Von wem auch immer ich Beifall bekomme, ändert nichts daran, dass ich immer gegen Antisemitismus eintreten werde und das führt meist zu Briefen mit Beschimpfungen ‚Marionette der jüdischen Weltverschwörung‘ und anderes mehr. Das ist trauriger Alltag in diesen Diskussionen.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem bemerkenswerten Interview der Süddeutschen über fortdauernden Antisemitismus und ihren ersten Israelbesuch (leider gegenüber der Druckfassung gekürzt)

 

In eigener Sache

Leider kommt hier ein paar Tage lang wenig Input, weil ich mich selber erst mal wieder ein wenig mit Informationen und Eindrücken aufladen muss.

Die letzten Tage habe ich mehrfach Gelegenheit gehabt, mit dem Innenminister über seinen Erwartungen an die zweite Phase der Islamkonferenz zu sprechen.

Ich habe zusammen mit meinem Kollegen Martin Spiewak ein Interview mit drei neuen weiblichen Teilnehmerinnen der DIK gemacht, das in der nächsten Ausgabe erscheinen soll. Nun sind 50 interessante Manuskriptseitenzu kondensieren.

Und dann ist auch noch eine entscheidende Landtagswahl morgen in NRW.

Bitte um Verständnis, bald wieder mehr auf diesem Kanal.

Ihr Mitblogger, JL

 

Starke Argumente für ein Burkaverbot

In der Herald Tribune von heute begründet der Mehrheitsführer im französischen Parlament, Jean-Francois Copé, warum er ein Verbot der Vollverschleierung in Frankreich durchsetzen will.

Nächste Woche wird das französische Parlament über den Entwurf der konservativen UMP abstimmen.

Hier die entscheidenden Argumente:

A) Sicherheit:

„Our debate is not about a type of attire or the Islamic head scarf that covers the hair and forehead. The latter is obviously allowed in France. The ban would apply to the full-body veil known as the burqa or niqab. This is not an article of clothing — it is a mask, a mask worn at all times, making identification or participation in economic and social life virtually impossible.

This face covering poses a serious safety problem at a time when security cameras play an important role in the protection of public order.“

B) Reziprozität im öffentlichen Leben

„The permanent concealment of the face also raises the question of social interactions in our democracies. In the United States, there are very few limits on individual freedom, as exemplified by the guarantees of the First Amendment. In France, too, we are passionately attached to liberty.

But we also reaffirm our citizens’ equality and fraternity. These values are the three inseparable components of our national motto. (…)

Let’s take one example: The fact that people are prohibited from strolling down Fifth Avenue in the nude does not constitute an attack on the fundamental rights of nudists. Likewise, wearing headgear that fully covers the face does not constitute a fundamental liberty. To the contrary, it is an insurmountable obstacle to the affirmation of a political community that unites citizens without regard to differences in sex, origin or religious faith. How can you establish a relationship with a person who, by hiding a smile or a glance — those universal signs of our common humanity — refuses to exist in the eyes of others?“

C) Individualität und Verantwortung

„We are free as long as we are responsible individuals who can be held accountable for our actions before our peers. But the niqab and burqa represent a refusal to exist as a person in the eyes of others. The person who wears one is no longer identifiable; she is a shadow among others, lacking individuality, avoiding responsibility.

From this standpoint, banning the veil in the street is aimed at no particular religion and stigmatizes no particular community.“