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„Tatort“ über Mord an einem Türken verschoben

Die ARD hat die Ausstrahlung eines Tatort-Krimis verschoben, in dem ein deutschtürkischer Unternehmer ermordet wird. in der Geschichte geht es unter anderem um arrangierte Ehen und Familienzwist.
Dieser Krimi, der am Sonntag laufen sollte, spielt ausgerechnet in Ludwigshafen.
Er wird nun am 6. März zu sehen sein. Ein älterer Tatort wird statt dessen am Sonntag wiederholt.
Das ist eine richtige Entscheidung. Sie als „vorauseilenden Gehorsam“ und „Selbstzensur“ zu denunzieren, wie es bereits hier und da geschieht, offenbart eine seelische Verrohung, die Anlaß zur Sorge gibt.
Man sollte denken, dass sich eine solche Entscheidung aus Empathie mit den Opfern von selbst versteht. Aber das ist nicht mehr der Fall.

 

Entfernt die Bilder des Propheten aus Wikipedia!

Dies fordern mittlerweile über 98.000 Muslime aus aller Welt in einer Petition. Es geht dabei um diesen englischsprachigen Artikel über Muhammad.
Hier ist die Petition.
Hier ist der Artikel auf Islamonline (gehört zum Al-Karadawi-Netzwerk).
Und hier ist das Bild, das angeblich Anstoß erregt.

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Der Prophet auf einer Miniatur des 15. Jahrhunderts, lehrend in Mekka

Es geht also nicht einmal mehr um Karikaturen, sondern sogar um respektvolle Darstellungen aus früheren Zeiten der islamischen Geschichte. Alles wollen diese Bilderstürmer in ihrem Furor vernichten, selbst die einstige Pracht ihres eigenen Glaubens. Kein Schritt breit diesem Hetzmob!

 

Die türkische Polizei soll erst mal ihre Hausaufgaben machen

… sagt Ali Ertan Toprak, der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Deutschland.
Derweil bemüht sich die Alevitische Gemeinde in Deutschland, Vertreter der liberalen Glaubensrichtung des Islam, um Schadensbegrenzung. Ein Vertreter äußerte sich besorgt über die Stimmungsmache in den türkischen Medien und ruft zu Besonnenheit auf. „Der tragische Tod von Menschen eignet sich nicht für hetzerische Spekulationen durch die türkischen Medien. Die sind gut beraten, die Ergebnisse der polizeilichen Untersuchungen abzuwarten und von einer Spaltung der Gesellschaft in Täter- und Opfergemeinschaften abzusehen“, erklärt der Generalsekretär Ali Ertan Toprak in einer Presseerklärung.

Mit Unverständnis reagierte Toprak auf die Entsendung von türkischen Expertenteams nach Ludwigshafen: „Die türkischen Ermittler und Staatsminister sind gut beraten ihre Hausaufgaben zunächst in der Türkei zu machen. Die Brandanschläge auf Aleviten in der türkischen Stadt Sivas im Jahre 1993, bei der 37 Menschen ums leben kamen, warten bis heute noch auf Aufklärung.“ Die türkischen Experten sollten viel lieber ihre Energie für die Aufklärung der Tausenden politischen Morde in der Türkei stecken, so Toprak weiter. „Viel zu oft führen die Spuren in den türkischen Sicherheitsapparat. Ausgerechnet die wollen in Deutschland die Brandursache ermitteln?“

Der Rest steht hier.

 

Türkische Ermittler in Ludwigshafen

Die türkische Regierung schickt nun eigene Ermittler nach Deutschland. Neun Menschen sind am Rosenmontag in Ludwigshafen einem Hausbrand zum Opfer gefallen, darunter fünf Kinder und eine Schwangere, allesamt türkische Staatsbürger. Ministerpräsident Beck betont, es gebe keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Anschlag.
Beck hat sich damit sehr früh festgelegt, indem er einen xenophoben Hintergrund ausschloss, bevor irgendein Ermittler das Haus überhaupt betreten konnte. Hoffentlich beruht diese Festlegung auf Informationen der Sicherheitskräfte und nicht nur auf verständlichem Wunschdenken. Die „Rheinpfalz“ berichtet von Drohungen gegen die im Haus ansässige Familie Kaplan, nachdem dort ein türkisches Café eingerichtet worden sei.
Eine umgekehrte Festlegung zu der Aussage Becks kann man in der türkischen Presse beobachten, die seit Tagen schon suggeriert, ein Anschlag sei bereits erwiesen – mit teils unverantwortlichem Zungenschlag. Türkiye etwa schreibt heute mit Bezug auf Solingen: „Sie haben uns schon wieder verbrannt“. Die Polizei ermittelt derweil in alle Richtungen. Ein Kind will vor Ort »einen Knall« gehört, ein anderes einen Mann »mit einem Feuerzeug« im Flur gesehen haben. In Ankara hat Ministerpräsident Erdogan den deutschen Innenminister Schäuble darum gebeten, die türkischen Ermittler an der Untersuchung zu beteiligen. Ist das ein Misstrauensvotum gegen die deutschen Behörden?
Nein. Wolfgang Schäuble hat gut daran getan, den türkischen Wunsch freundlich aufzunehmen. Die Anwesenheit der Ermittler hilft zunächst einmal, das Aufkommen von Verschwörungstheorien zu verhindern, die im derzeitigen erregten Debattenklima gut gedeihen. In der türkischen Presse wird ja bereits über Neonazis als Brandstifter spekuliert. Wenn Erdoğan hofft, es werde »kein neues Solingen« geben, spricht er der deutschen Politik damit aus dem Herzen. In diesen Tagen wird er in Deutschland erwartet. Es wird zur Sachlichkeit beitragen, wenn der türkische Regierungschef sich ein Bild vom Schreckensort macht.
Die Ludwigshafener Tragödie weckt nicht nur Erinnerungen an den rassistischen Anschlag von Solingen, sondern auch an Berlin-Moabit, wo vor drei Jahren neun Menschen durch das Zündeln eines Zwölfjährigen starben.
Was auch immer die Experten finden werden, die türkische Beteiligung an den Ermittlungen kann einen Flächenbrand verhindern helfen.

 

Schluß mit der arabischen Palästina-Obsession!

Die kluge Esra’a (eine 21jährige Studentin in Bahrain) von Mideastyouth hat wieder einmal einen streitbaren Artikel geschrieben: Gegen die obsessive Beschäftigung vieler Araber mit den Palästiensern, gegen deren Schicksal alle anderen Krisen der Welt verblassen. Ein Plädoyer für die Weitung des Blicks. Großartig. Ganzer Text hier.

„I am not saying we should forget or underestimate what is happening in Palestine. But I am asking my fellow Arabs some essential questions here.

Why didn’t people rally for justice and peace in Darfur when the situation was far worse and many more lives were at stake?

Why didn’t people rally for coexistence with religious minorities, who are often wronged in our societies?

Why didn’t people rally for ethnic minorities and abused foreign workers, who are taken advantage of and enslaved by the millions?

Why aren’t people outspoken about honour crimes in Muslim societies?

Why only Palestine?

As you all know, Mideast Youth leads a lot of wonderful projects. Whenever we launch a project, we have a mailing list of 1,000+ which we notify. At least 60% of this list consists of Arabs from all over the MENA region. Almost every single newsletter I send, I receive a horrific amount of baseless and self-important responses that bash this network in general for not being pro-Palestinian enough (which apparently makes us “self-hating Arabs,” because you’re only Arab if your life revolves around Palestine.)

Apparently, and according to dozens of these “activists,” none of whom are actual Palestinians, we are doing a horrible job and we have neglected our own brothers and sisters in Palestine. How so?

By not obsessing about them?

By focusing on the minorities whom no one cares about? The Baha’is? The Kurds? The genocide in Darfur? The sexual slaves? The migrant workers? Young women and men being flogged to death in the name of “honour”? Chinese bloggers who spend as much as a lifetime in prison? Helping Afghans in need of support? Trying to establish connections with countries that the Arab world has forgotten, countries where millions of people are crying for help, countries or issues that we often dismiss because it’s not our beloved “Palestine.”

I am sickened by this destructive obsession.

I am sickened by the way people treat us for choosing to fight against issues that for once, are not about this conflict.

I am sickened by the question, “what about Palestine?”

Please remind me, how many rallies took place in defense of innocent Darfurians? How many newspapers demanded action and justice against honour crimes? How many news networks revealed what the Baha’is are suffering through in many of our countries? How many people cared enough to focus on foreign workers in an attempt to abolish the widespread slavery in the Gulf? How many people in this region cared to network with Afghans who come from a country where many people are without electricity, an education, basic rights, an opportunity to communicate with the world, where the life expectancy is below 40?

How many people stood up and echoed the voices of the voiceless? Must one obsess with Palestine in order to be taken seriously?

You want to work on improving Palestine and the lives of its people, fine, that is admirable and fantastic. But don’t you dare undermine other struggles on the premise that Palestine is more important. We have other issues; and while the entire Arab world is writing about, talking about, fighting towards, and obsessing about Palestinians (a lot of whom are discriminated against by their own Arab neighbours) we are going to put a lot of time and effort focusing on the other issues that affect the lives of millions of individuals in this region and beyond, knowing fully well that not many care to make these other crimes the focus of their struggles, even when it’s often far worse than the Palestinian conflict.

I want you ALL to understand that these other issues also matter.

So the next time we launch a network, don’t ask me about Palestine. Don’t tell me I’m a self-hating Arab simply for not feeding your obsessive agendas that bore me to death. Try to get your head out of your butt and realize that other important struggles take place, and be kind enough to allow others to address these issues respectfully in peace, instead of making them feel like shit.“

 

Oskar Haider

Friedbert Pflüger, der Berliner CDU-Chef, hat Oskar Lafontaine heute „so eine Art linker Haider“ genannt. Ja, woher hat er das denn bloß?

© DIE ZEIT 23.06.2005 Nr.26

„Oskar Haider

Von Jörg Lau

Die verbalen Ausfälle Lafontaines gegen Ausländer haben Methode. Sie zielen auf Links- und Rechtsaußen

…Oskar Lafontaine hat verstanden, dass der Populismus in Deutschland aus historischen Gründen nur Chancen hat, wenn er sich einen linken Anstrich gibt und doch hemmungslos das ganze Spektrum extremistischer Ansichten bedient…“

 

Mehr hier.

 

Deutschtürken appellieren an die CDU

Morgen in der ZEIT: Ein Aufruf prominenter Deutschtürken an die CDU, die Debatte über Jugendkriminalität zu versachlichen.
Der Berliner Grüne Özcan Mutlu hat die Sache initiert und Schauspieler, Sänger, Sportler, TV-Moderatoren und Autoren haben unterschrieben.
Ich finde dies einen wichtigen Appell, dessen sachlicher Ton mir zusagt. Ich habe mich darum dafür eingesetzt, dass wir diesen Appell im Wortlaut veröffentlichen.
Zitat:

„Wir bestreiten nicht, dass die Zahl der Mi­gran­ten unter den jugendlichen Straftätern hoch ist.
Dafür gibt es Gründe, die ausführlich analysiert werden müssen. Nur ist umgekehrt die übergroße Mehrheit junger Männer mit Mi­gra­tions­hin­ter­grund eben nicht kriminell. Das Dird bei der Debatte allzu gern vergessen. Daher sind wir besonders darum bemüht, Lösungen für die ernste Problematik zu suchen. Zur Lösungsfindung gehört sicherlich auch, das Problem zu benennen und darüber zu diskutieren. Jedoch muss diese Diskussion sachlich, konstruktiv und ­lösungsorientiert geführt werden. Roland Koch s­paltet mit seinen rechtspopulistischen Äußerungen die Gesellschaft und gefährdet damit die langsam gedeihende Integrationspolitik. Die Unionsparteien müssen bei der Diskussion endlich anerkennen, dass das Problem kein ethnisches ist, sondern, wie zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, ein soziales!
Je mehr sich sozial benachteiligte Milieus eta­blieren, desto gravierender wird auch die Gewaltproblematik werden. Besonders in den Migranten-Communitys fehlt es jungen Männern sehr oft an positiven Vorbildern, die sie respektieren und an denen sie sich orientieren können. Es fehlt ihnen überhaupt an Perspektiven, an positiven Lebenserfahrungen und einem Selbstwertgefühl.“

Der Rest morgen an einem Kiosk Ihres Vertrauens.

 

Das dumme Wort „Islamofaschismus“

Der streitbare Publizist James Carroll – einst war er katholischer Priester – wendet sich im Boston Globe gegen die im amerikanischen Wahlkampf grassierende Rede vom „Islamofaschismus“, und er hat Recht, finde ich:

„The pairing of ‚Islam‘ and ‚fascism‘ has no parallel in characterizations of extremisms tied to other religions, although the defining movements of fascism were linked to Catholicism – indirectly under Benito Mussolini in Italy, explicitly under Francisco Franco in Spain. Protestant and Catholic terrorists in Northern Ireland, both deserving the label ‚fascist‘, never had their religions prefixed to that word. Nor have Hindu extremists in India, nor Buddhist extremists in Sri Lanka.

In contrast to the way militant zealotries of other religions have been perceived, there is a broad conviction, especially among many conservative American Christians, that the inner logic of Islam and fascism go together. Political candidates appeal to those Christians by defining the ambition of Islamofascists in language that makes prior threats from, say, Hitler or Stalin seem benign. The point is that there is a deep religious prejudice at work, and when politicians adopt its code, they make it worse.

The Democrats gain little by shaping their rhetoric to appeal to the Republicans‘ conservative religious base, but a readiness to denigrate Islam shows up on their side, too. In last week’s debate, moderator Brian Williams put to Barack Obama a question about Internet rumors that claim he is a Muslim. The tone of the question suggested that Obama was being accused of something heinous. He replied with a simple affirmation that he is a Christian. He did not then ask, „And what would be wrong if I were a Muslim?“ Had he done so, it seems clear, he would have cost himself votes in the present climate.

The present climate is my subject. In recent years, the public realm has been invaded by a certain kind of narrow Christian enthusiasm, made up partly of triumphalistic self-aggrandizement (exclusive salvation), and partly of the impulse to denigrate other religions, especially Islam. This phenomenon has been centered in, but not limited to, evangelical fundamentalism. The United States cannot have a constructive foreign policy in religiously enflamed regions like the Middle East, northern Africa or South Asia if the American presence in such conflicts is itself religiously enflaming.

Thus, how could the United States advance the Israeli-Palestinian peace process if its government upholds, however implicitly, the Christian Zionist dream of a God-sponsored Jewish state from the Jordan River to the Mediterranean? Where is the two-state solution then? How, for that matter, is the traditional American commitment to the Jewishness of Israel advanced if the Christian Zionist vision of ultimate Jewish conversion to Jesus is achieved?

The issue is larger. The intellectual and moral paralysis of all major candidates from both parties on the subject of the war in Iraq is mainly a result of their religion-sponsored imprisonment in the Islamofascism paradigm, whether they use the word or not. By emphasizing that the goal of Muslim terrorists is to wage what John McCain calls a „transcendent“ war against „us,“ candidates miss the most important fact about the conflicts in Iraq and throughout the Muslim world – that militant Muslim zealots are primarily at war with their own people, most of whom they regard as decadent apostates.“

 

Linksfaschismus revisited – 1968 und die Nazis

Ein Interview mit dem Historiker Götz Aly im Börsenblatt, das für sein demnächst erscheinendes Buch über 1968 einiges erhoffen läßt:

Götz Aly: In den Jahren 1967 und 1968 fanden die meisten NS-Prozesse in der Bundesrepublik statt, vielfach verhängten die Schwurgerichte lebenslange Haftstrafen. Die Regierung Kiesinger / Brandt verlängerte noch einmal die Verjährungsfrist für Morddelikte und bekundete damit den Willen, die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen fortzusetzen. Die 68er haben das damals alles verdrängt. Wenn Sie heute einen ehemaligen 68er fragen, an welche NS-Prozesse von ’68 er sich erinnert, dann fällt dem nichts ein. Damals wurden Prozesse wegen der Massenmorde in Treblinka, Sobibor und Belzec geführt, Prozesse gegen KZ-Personal und SD-Mörder – für die Linksradikalen von damals spielte das keine Rolle, in ihren zahllosen Postillen und Flugschriften fand das keinen Niederschlag. Stattdessen suchten die aufbegehrenden Studenten die Völkermörder im Ausland, vorzugsweise in den USA, schließlich sogar in Israel – überall, nur nicht bei sich zu Hause. Der Faschist wandelte sich vom Deutschen mit Namen und Adresse zur weltweiten Erscheinung. Diese widerliche Gestalt wurde nach den nun gängigen Faschismus-„Theorien“ in den Agenturen des Imperialismus und des Kapitals ausgebrütet, stammte nicht etwa aus kerndeutschen Familien aller sozialer Schichten. Kurz gesagt: Die linken Studenten wichen vor der Last der Vergangenheit aus, sie waren damit überfordert und flüchteten in den Internationalismus. Sie werden mir keinen Dutschke-Text, keinen Artikel in Enzensbergers „Kursbüchern“ jener Jahre zeigen können, in dem die Last der NS-Vergangenheit thematisiert wird.

Wolfgang Schneider: Diese Verdrängung macht es dann aber möglich, dass die Studentenbewegung – so die These Ihres Buches – vielfach unbewusst bei der NS-Generation anknüpfen konnte. Was sind die Gemeinsamkeiten?

Aly: Der merkwürdige politische Radikalismus des Alles oder Nichts, der Wille, den neuen Menschen zu schaffen und die ganze Welt neu zu erfinden, schließlich das Antibürgerliche und die Versuche, Elite und Volk zu versöhnen – in all diesen Punkten bestehen Ähnlichkeiten zwischen den 33er-Vätern und ihren 68er-Kindern.

Frage: Man wollte Tabula rasa machen. Es war selbstverständlich, dass bei der anstehenden Revolution Zehntausende über die Klinge springen würden.

Aly: 1969 schloss man Wetten auf die Revolution ab – ob sie nun in einem oder in drei Jahren stattfinden würde. Und man unterhielt sich, was mit denen geschehen sollte, die sich nicht an die neuen revolutionären Verhältnisse anpassen würden. Das finden Sie auch in den Schriften und Interviews Rudi Dutschkes alles sehr deutlich, diese utopischen und damit auch gewalttätigen Phantasien der Studentenbewegung, mit denen sie anschloss an die totalitären Traditionen des 20. Jahrhunderts.

Frage: Die Gewalt war also keine spätere Fehlentwicklung?

Aly: Das war von Anfang an angelegt in der Idee des außerparlamentarischen Widerstands. Da ging es sehr bald um Machtproben mit der Polizei und um Bomben, lange vor der RAF. „Wenn wir uns nicht wehren, dann machen wir uns zum Juden“ – das sagte Dutschke immer wieder. Heute eine unvorstellbare Formulierung.

 

Iranischer Journalist: Wir Muslime brauchen einen Nietzsche

Der iranische Journalist Ahmad Zeidabadi, der im Jahr 2000 in Iran verhaftet und verurteilt wurde, weil er die Selbstmordattentate der Palästinenser abgelehnt hatte, schreibt in der refomorientierten Publikation Rooz:

„We need someone like Friedrich Nietzsche to hit us hard so we are awakened to the dangers brewing ‎within the Islamic world. And just as his declaration of ‘God is dead’ opened the aperture ‎to the dark world out there, today, the irreconcilable nature of the modern world with the ‎identity of Muslims has opened up the gates of horror to us.
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Ahmad Zeidabadi

The assassination of Benazir Bhutto in a country whose modern identity is built on ‎religion, is only a small example of the violence that appears to drown us, if permitted to ‎unleash. Some Muslims who have tasted this danger at close range know of its scope and ‎horrors. But unfortunately, there is no serious discourse among them and no practical ‎road map to deal with it. …

I am occasionally questioned for using the term ‘us’ whenever I use the term Muslim and ‎their violence. ‘It is they who perpetrate the violence and ‘we’ are not part of ‘them’’, ‎they protest. The reality is that when I read the writings of some of these secular thinkers ‎in the Islamic world I am astounded and perhaps even envious of how naïve they are in ‎the lines they draw between themselves and the Islamicists. They believe that by ‎changing their own views they acquire an identity that is independent from their native ‎culture and have a destiny that is different as well.‎

I think they have only eliminated the façade of the problem. Certainly this is one way to ‎simply shake off some of the baggage and tensions that they carry. I believe that anybody ‎born in a place that has the stamp of Islam on it is at least partly subject to the historic ‎and identity destiny of that culture, regardless of whether he accepts it or not.‎

Salman Rushdie may be among Muslims who denied having the same destiny and put ‎that in words that are said to be insulting to the prophet of the Muslims, but his destiny ‎has not turned out much different because Ayatollah Khomeini’s death fatwa has been ‎following him ever since, depriving him of his desired and normal life.‎

So there is a group that I label ‘we’ or ‘us’ which is undergoing a historic crises ‎vacillating in choice between the modern and the traditional worlds, roots, and identity – ‎or somewhere in between. This crisis boils in some violent and bloody spheres, and ‎ironically has even appeared in the centers of Western civilization.‎

…‎

So, a problem that is rooted in our world and had to be resolved by us, is now imposed on ‎others who will resolve it to their own benefit – if of course they succeed in resolving it. ‎In other words, we have been driven to the periphery in our own country of origin, while ‎this periphery is dangerous and unsafe.“

Ganzer Text hier.