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Die Niederlage von Pro Reli – ein Sieg für Milli Görüs

Heute zitiert die Berliner Zeitung den Vizepräsidenten der „Islamischen Föderation in Berlin“, Burhan Kesici: „Wir wollen künftig an deutlich mehr Berliner Schulen unseren Islamunterricht anbieten.“ Und: „Es ist gut, dass wir durch das Ergebnis des Volksentscheides jetzt Planungssicherheit haben.“ Es gehe der Islamischen Föderation mittelfristig um „ein breitflächiges Angebot an den Schulen“. Schon heute unterrichten die Lehrer der Föderation an 31 Berliner Schulen etwa 4.500 Schüler – weitgehend abgeschirmt von der Öffentlichkeit und häufig nicht in deutscher Sprache.
Und diesen Zustand haben die Genies von SPD, Linkspartei und „Humanisten“ nun zementiert. In Berlin wird der Islamunterricht an den Schulen von einer Briefkastenfirma der Milli Görüs gegeben. Der Staat hält dem nichts entgegen ausser „Ethik“. Das Angebot der konservativen Föderation hätte ein Gegenangebot eines regulären islamischen Religionsunterrichtes verdient gehabt, erarbeitet zusammen mit einem breiten Bündnis islamischer Gruppen und Elternvereine, und zwar unter strikter Aufsicht des deutschen Staates. Wir brauchen ein richtiges Curriculum für den islanmischen Religionsunterricht, der Wissen vermitteln muss und zum kritischen Reflektieren der eigenen Tradition befähigen – ganz wie dies der katholische, evangelische und jüdische Religionsunterricht tun.
Vor vier Jahre habe ich eine bildungspoltische Sprecherin der SPD mit der Tatsache konfrontiert, dass der Berliner Laizismus den reaktionärsten Kräften in der islamischen Szene die Schüler überläßt. Die Dame war schlicht überfordert mit diesem Gedanken. Sie wußte nichts, rein gar nichts von den verschiedenen Versuchen in anderen Bundesländern, islamischen Religionsunterricht auf Basis des Grundgesetzes zu organisieren.
Sie war auch nicht sonderlich interessiert. Neukölln, Wedding, Kreuzberg, Tiergarten mit ihrem riesigen Potential an muslimischen Kindern kommen in der Welt der Berliner SPD und Linkspartei kaum vor. Wichtiger ist es, die schrumpfende und alternde Berliner Bürgerklientel im Westen vorzuführen und zu „besiegen“. Ein altertümelnder Laizismus, der seit Jahrzehnten die Zeichen der Zeit verpennt und immer noch glaubt, Religion werde bald ohnehin verschwinden, hat einen Pyrrhussieg errungen. Ein schöner Tag für die Islamische Föderation.

 

Die Mauer muss weg

Das Abstimmungsergebnis über den Antrag von „Pro Reli“ in Berlin, Religionsunterricht als „Wahlpflichtfach“ an den Schulen einzuführen: Bei dieser Frage ist die Stadt exakt entlang der Mauer gespalten.

Gefunden im Tagesspiegel.

 

Die Freiheit, religiöse Gefühle zu verletzen…

…ist eine wichtige Grundfreiheit, ohne die es keine freie Gesellschaft geben kann. Jahrelang haben wir immer wieder die schrecklichen Fälle der Beschränkung der Meinungsfreiheit im Namen des „Respekts“ vor der Religion zur Kenntnis genommen, die sich in Ländern wie Iran, Saudi-Arabien, Ägypten abspielten.

Aber zunehmend werden auch in den freien Gesellschaften des Westens Anti-Blasphemie-Gesetze verabschiedet, und es gab kürzlich gar eine UN-Resolution, die Verunglimpfung religiöser Inhalte verbieten will. Dagegen wendet sich dieser engagierte Kommentar in der Washington Post. Auch das ist eine wichtige Osterbotschaft:

But now an equally troubling trend is developing in the West. Ever since 2006, when Muslims worldwide rioted over newspaper cartoons picturing the prophet Muhammad, Western countries, too, have been prosecuting more individuals for criticizing religion. The „Free World,“ it appears, may be losing faith in free speech.

Emblematic of the assault is the effort to pass an international ban on religious defamation supported by United Nations General Assembly President Miguel d’Escoto Brockmann. Brockmann is a suspended Roman Catholic priest who served as Nicaragua’s foreign minister in the 1980s under the Sandinista regime, the socialist government that had a penchant for crushing civil liberties before it was tossed out of power in 1990. Since then, Brockmann has literally embraced such free-speech-loving figures as Iranian President Mahmoud Ahmadinejad, whom he wrapped in a bear hug at the U.N. last year.

The U.N. resolution, which has been introduced for the past couple of years, is backed by countries such as Saudi Arabia, one of the most repressive nations when it comes to the free exercise of religion. Blasphemers there are frequently executed. Most recently, the government arrested author Hamoud Bin Saleh simply for writing about his conversion to Christianity.

While it hasn’t gone so far as to support the U.N. resolution, the West is prosecuting „religious hatred“ cases under anti-discrimination and hate-crime laws. British citizens can be arrested and prosecuted under the 2006 Racial and Religious Hatred Act, which makes it a crime to „abuse“ religion.

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Wie die Religionen Darwin akzeptieren (oder nicht)

Dies hier sind amerikanische Zahlen, und somit ganz bestimmt nicht geradlinig übertragbar auf hiesige Verhältnisse.

Dennoch interessant: Katholiken in den USA haben eine höhere Aufgeschlossenheit für die Evolutionstheorie als die Mainstream-Protestanten.

Und Muslime sind nahezu zweimal so häufig bereit, Darwin zu akzeptieren wie die Evangelikalen.

Buddhisten, Hindus und Juden sind ganz vorneweg, was auch mit ihrem Vorankommen in den Naturwissenschaften korreliert.

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Religiöse Verfolgung der Baha’i im Iran nimmt zu

Die Islamische Republik Iran feiert ihr 30jähriges Revolutonsjubiläum nicht nur mit einem Satelliten-Start und Massenversammlungen in Teheran, sondern auch mit einer neuen Repressionswelle gegen die Baha’i-Religion.

Wie ich bereits berichtet hatte, ist die gesamte Führung der Baha’i verhaftet worden. Nun wurde angekündigt, die 7 Mitglieder des höchsten Rates werden sich nächste Woche vor Gericht wegen „Spionage für Israel“ verantworten müssen. (Die Baha’i haben einen heiligen Ort bei Haifa und einen bei Akkon, im heutigen Israel. Die hl. Stätten für die Religionsgründer Bab und Baha’ullah sind dort aus historischen Gründen – lange vor der Staatsgründung  Israels – entstanden.)

Wer die antisemitische Rhetorik des Iran verfolgt hat, weiß, was das heißt. Es ist eine offensichtliche üble Verleumdung.

Auf Google werden in einer stets aktualisierten Karte die neuesten Greueltaten des iranischen Staates festgehalten.

Screenshot von heute: 

(Markiert sind hier die Stätten, an denen in den letzten Wochen Baha’i drangsaliert oder willkürlich verhaftet wurden.)

Diese unerträgliche Situation – dass ein Staat die Führungsriege einer (wenn auch kleinen und jungen) Weltreligion drangsaliert – gehört in die Verhandlungen mit Iran mit aufgenommen.

 

Das ist das Abu Ghraib des Vatikans

So nennt der amerikanische Konservative Christopher Buckley den Skandal um die Pius-Brüder und den Antisemitismus von Bischof Williamson. Die Analogie bezieht sich auf den moralischen Bankrott der Amtszeit Benedikts (so wie Bush mit Abu Ghraib in seinem moralischen Anspruch finished war), und darin ist sie korrekt.

Man lese den Text von Buckley, um sich zu überzeugen, dass es noch anständige Konservative mit den richtigen moralischen Reflexen gibt.

Mir ist immer noch schlecht, wenn ich an den Kurs des deutschen Papstes denke. 

Er hat kein Problem damit, das Abendmahl zwischen Protestanten und Katholiken zu verwerfen, aber die Heimholung der Pius-Brüder in die Abendmahlsgemeinschaft ist ihm so wichtig, dass alle kirchenpolitischen und kirchendiplomatischen Bedenken über Bord geworfen werden. 

Welch ein Rückschritt gegenüber dem polnischen Papst, der das Verhältnis zum Judentum normalisiert hatte! 

Ich bin in der  katholischen Kirche aufgewachsen, die mit dem jungen polnischen Papst (58) einen neuen Vitalitäts-Schub bekam. Ich war 13, als er geweiht wurde, und begeisterter Messdiener. Das menschenfreundliche, offene Wesen dieses Mannes hat uns selbst noch in unserer Dorfgemeinde im Rheinland bewegt. Ich habe diesen Papst von ganz nahe gesehen, als Pilger auf dem Petersplatz  in Rom, noch vor dem Attentat, nachdem dann das „Papamobil“ angeschafft wurde. Zu Zeiten der Solidarnosc sammelten wir Hilfsgüter und schickten sie nach Polen.

Dieser Mann war unmißverständlich konservativ in seiner Theologie, er war ein glühender Antikommunist, und doch war er ein einnehmender, großzügiger Mensch mit einem klaren politisch-moralischen Kompass. Das hatte sicher damit zu tun, dass er ein Mann des Widerstands gegen den Totalitarismus war (erst gegen den der Nazis im besetzten Polen, dann der Kommunisten). Er war ein Zeuge des Jahrhunderts, ein wahrer Fels.

Obwohl ich nun lange schon nicht mehr der katholischen Kirche angehöre, sondern der evangelischen „Religionsgemeinschaft“ (die wir in den Augen von Prof. Ratzinger bloss sein dürfen), schmerzt mich die Verengung der kirchlichen Lehre unter dem Amtsverständnis des deutschen Papstes. 

Leichtfertig wird die moralische Autorität der Kirche verpulvert für die kleinsten Dinge (jedenfalls dann, wenn man die Einheit der Kirche mit den Pius-Brüdern nicht so erstrebenswert findet). 1982 hatte ein Lefebvre-Anhänger versucht, Johannes Paul II zu ermorden, um die Kirche vor den Folgen des Vaticanums II zu „retten“. Und die Einheit mit diesen Leuten ist nun wichtiger als der Dialog mit den Juden? Oder mit den deutschen Protestanten?

Nun wird die Öffnung der Kirche zur Welt und zu den anderen Religionsgemeinschaften, die mit dem Vaticanum erreicht worden war, vom Papst selbst in Frage gestellt. Der deutsche Papst ist zu ängstlich, zu kleinlich, zu engherzig  um zu verstehen, dass der Schub aus dem Vaticanum II massgeblich zum Appeal des Westens in der modernen Welt beigetragen hat: Kennedy, Wohlfahrtsstaat, die Beatles, die Mondfahrt, und dazu eine Kirche, die ihren fanatischen Kampf gegen Aufklärung, Demokratie und Menschenrechte (jawohl!) aufgegeben hatte, und sich nun sogar ganz auf deren Seite schlug und zu entdecken begann, wie ihr eigenes Erbe die Entwicklung dieser westlichen Werte sogar befördert hatte. Eine Kirche, die nicht mehr Angst hatte und Angst predigte, sondern Versöhnung, Respekt und Menschenrecht und Liebe. 

Der deutsche Papst aber kann in dieser Wende offenbar nur Dekadenz und Verfall sehen, und das macht ihn anfällig für die Extremisten in den eigenen Reihen.

Es tut mir leid um die Kirche, der ich vieles verdanke.

 

Begeisterung über den Holocaustleugner-Bischof in der Nazi-Szene

Der Papst hat gestern verspätete Schadensbegrenzung versucht, indem er sich deutlich an die Seite des jüdischen Volkes stellte. Too little, too late.

Denn in den Nazi-Zirkeln des Internet wird Bischof Williamson seit Tagen gefeiert. Man sieht dessen Wiederaufnahme in den katholischen Mainstream als Sieg der eigenen Sache. 

Man schäumt gegen die „Systempresse“, die vom Zentralrat der Juden gesteuert sei und daran arbeite, Deutschland den „Muselmanen“ zu überantworten. (Tja, das ist so die Logik.) Interessant die fließenden Übergänge zur PI-und Moscheeverhinderer-Szene, mag man sich dort noch so sehr pro-israelisch gebärden.

Im Ton ist da erstaunliche Ähnlichkeit zu finden.

Kostprobe:

„Und die Katholische Bischofskonferenz, die nach den Klerikalbolschewiken von den Protestanten wohl der armseligste Haufen deutscher Pfaffen ist, der je existiert hat und unser Vaterland widerstandslos an den Islam ausliefern möchte sollte ebenfalls die SCHNAUZE halten. Ein “holocaustleugnender” Erzkatholik ist mir zehnmal lieber als ein sch…liberaler, katholischer Pfaffe der sich über die “nette” Moschee freut und den “Dialog” mit den landnehmenden Muselmanen sucht, die sich hinter vorgehaltener Hand kaputtlachen über die Dummheit der deutschen Massenmenschen.“

 

Holocaustleugner im Bischofsgewand

Der Papst hat diesen Holocaustleugner im Bischofsgewand zurück in die Abendmahlsgemeinschaft geholt. Die Exkommunikation von Richard Williamson, einem Anhänger des katholischen Fundamentalisten Lefevre, wurde von Papst Benedikt aufgehoben.
Wie ist das zu rechtfertigen angesichts der Aussagen dieses Mannes, die eindeutig den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen? Eine Schande für die Christenheit.

 

Der Scheich und der Händedruck

Scheich Tantawi, Oberhaupt der al-Azhar-Universität in Kairo, hat Schimon Peres die Hand geschüttelt, bei einem UN-Treffen im November.

Nun wird ihm diese menschliche Geste zum Verhängnis. In Ägypten rufen führende Zeitungen ihn zum Rücktritt auf.

Tantawi hat sich bereits auf die (schwache) Linie zurückgezogen, er habe den Herrn gar nicht erkannt, der ihm da in New York die Hand entgegengestreckt habe. (Wenn das stimmt, dann sollte der Scheich wirklich zurücktreten!) Welch eine Demütigung.

Mohammed Sayed Tantawi

Es ist eine schändliche Vorstellung: der Scheich fährt zum „interreligiösen Dialog“ nach New York und drückt dem Staatsoberhaupt eines Nachbarstaates, zu dem Ägypten Beziehungen hat, die Hand – und die Folge ist ein Kesseltreiben der fanatisierten Öffentlichkeit.

Israelische Quellen sagen, Tantawi sei auf Peres zugekommen, und es habe eine sehr gute, ernsthafte Unterhaltung gegeben.

Was einen irritierenden Schluß nahelegt: das Problem sind vielleicht gar nicht mal die Scheichs und Muftis und Ajatollahs, sondern die breite Öffentlichkeit der islamischen Welt.

Aus einem Bericht der BBC:

Senior Egyptian politicians regularly meet with Shimon Peres.

Egyptian President Hosni Mubarak played host to the Israeli president just two months ago.

But Sheikh Tantawi, say commentators, is the leader of Sunni Islam and by shaking the hand of the Israeli president, he’s seen as normalising relations with Israel while at the same time associating himself with the Egyptian regime, which is deeply unpopular in many quarters.

 

Muslimischer Kreationist lobt Essay-Preis aus: Widerlegt Darwin!

Radikale Muslime wollen die Leugnung der Evolution nicht länger radikalen Christianisten überlassen. Der türkisch-muslimische Kreationist Harun Yahya lobt auf seiner Website einen Essay-Wettbewerb zur Widerlegung Darwins aus.

Als Preis winken 64.000 Dollar.

 

Screenshot vom 25. November, J. Lau

Harun Yahya pflegt einen Kult um seine flamboyante Person.

Harun Yahya   Foto: Website

Doch so schrill das alles anmutet: Der Mann ist alles andere als harmlos.  Er ist auch durch hanebüchene Verschwörungstheorien über die Kooperation der „radikalen Zionisten“ beim Holocaust notorisch geworden.

(Tom Heneghan weist auf seinem excellenten Faithworld-Blog bei Reuters auf diesen Wettbewerb hin.)