Lesezeichen
 

Hier das gewünschte Kratzete-Rezept

So, für die nächste Spargelzeit…
oder als sommerliche Beilage (dann mit Buttermilch zubereitet), zu einem sauren Leberle oder gebratener Poularde.

Kratzeteteig:
0,725 l Milch
400g Mehl
0,170 l Mineralwasser
30g flüssige Butter
4 Eier
Salz, Muskatnuss gerieben

Alle Zutaten zu einem glatten Teig verrühren und 1/2 Std. quellen lassen, sollten kleine Klümpchen drin sein, passieren.
In einer Eisenpfanne mit Sonnenblumenöl einen Pfannenkuchen backen, der hinterher mit einer Palette und Holzspachtel in kleine Stücke zerkratzt wird.

kratzete1.jpg

 

Holunderküchle

Gestern stehe ich in meinem Garten und ein betörendes Parfüm streicht mir um die lange Nase. Jeden Tag glotze ich diesen Baum an und merke erst beim schnuppern, dass er voller reifer Blüten hängt. Blühen alleine genügt übrigens nicht, es muss auch heftig duften, die Blüten also vollreif sein.

Für zwei Personen:

8 Holunderblüten
Wenn ich mitesse dürfen es auch 16 Blüten sein.

Teig:
4 Eigelb
80 g Mehl
1/8 l Milch
4 Eiweiß mit 50 g Zucker steifgeschlagen
1 EL flüssige Butter
1 Prise Salz
2 EL Butterschmalz zum Backen

Mehl, Milch und Eigelb vermischen und die Butter untermixen und den Eischnee unterheben. Mit einer Prise Salz würzen.

Die Blüten durch den Teig ziehen, etwas abtropfen lassen. Halt, stimmt nicht! Man muss den Teig fast ganz abschütteln. Ideal wäre, wenn jedes Blütchen einzeln von etwas Teig umgeben wäre. Das funktioniert nur, wenn der Teig nicht zu dick ist. Wäre er zu dünn würde alles von den Blüten abrinnen.

Es ist wie mit vielen Rezepten, so ganz mit der Schublehre lässt sich auch diese Köstlichkeit nicht abzirkeln. Also den Teig lieber zu dick ansetzen und dann mit Milch verdünnen. Ist alles zu dünn geraten wird’s blöd. Man müsste dann Mehl einsieben und dies unterarbeiten. Bei dieser Übung geht aber die Luft aus dem Teig. Okay, schmeckt trotzdem.

Um zu Potte zu kommen, die Blüten in heißem Butterschmalz goldbraun backen und mit Puderzucker bestreuen. Gut dazu passt mein Lieblingsdessert. Es hat sogar einen aristokratischen Namen: „Eaton Mess“. Das ist nicht anderes als gezuckerte, zermatschte Erdbeeren mit flüssiger Sahne vermengt.

 

„eingemachtes Kalbfleisch“ – Pfingstsonntagsessen

so heißt bei uns das klassische Kalbsfricassee.
In Zeiten ohne Kühlmöglichkeit und technischer Küchenausstattung schnitt man die Schmorstücke vom Kalb (Schulter, Hals, Brust) in ca. Walnußgroße Stücke und setzte sie mit einem Bund Suppengün, Gweürzen und Salz auf.
Nach ca 1Std. und 30 Min. Kochzeit, je nach Alter der Kalbes wurden die Stücke ausgestochen, der Fond passiert und in einem separaten Topf eine helle Mehlschwitze angesetzt. Mit dem Fond auffüllen und mindestens 20 Min. köcheln lassen, damit die Stärke verkocht ist. Das Fleisch und einen kleinen Schuss Essig zugeben, noch einmal gut durchkochen lassen.
In einem Steingut Topf aufbewahrt, oder für längere Haltbarkeit in Einmachgläsern eingekocht, war dieses Gericht eine gute Möglichkeit das Fleisch zu konservieren.

Heute kochen wir das eingemachte Kalbfleisch mit etwas Sahne und Kräutern in der Sauce, als Beilagen gibts Spätzle oder breite Nudeln und Spargelspitzen.

 

Tante Dorles‘ Käsekuchen

So, ausnahmsweise heute kein Rezept, sondern die Antwort auf Vincents‘ Bemerkung: „Abfall ist die Mutter aller neuen Gerichte“.
Man nehme:
Tante Dorle aus Rastatt, die Schwester meines Vaters, die ab und zu auf Besuch in ihr Elternhaus kommt, und immer einen ganz besonderen, köstlichen, selbstgebackenen Käsekuchen und einen Kirschplotzer mitbringt.

Tatort: Samstag Vormittag A5 Karlsruhe Richtung Basel, zwischen Ausfahrt Lahr und Ettenheim, Tante Dorle und ein Reisebus kommen sich in die Quere, der Golf ist Totalschaden…..

Nach kurzem Check in der Klinik lässt sich Tante Dorle nicht vom eingeschlagenen Weg ins Münstertal abbringen und lässt sich mit dem Taxi ins Münstertal fahren, im Gepäck die Kuchen, auch Totalschaden…

Unser Patissier David Müller nimmt sich dem Malheur an, und zaubert einen Kabinettpudding der Extraklasse…

In einer Terrinenform pochiert, in Scheiben geschnitten, paniert und in Butterschmalz gebacken.
Mit Vanillesauce und einer Erdbeer-Rhabarbergrütze serviert, einfach köstlich !

 

Spaghetti alla Ducchessa

Ich schreibe hier nicht gerne Rezepte, dafür ist der Komplize Karl-Josef zuständig. Oder anders, der ist noch unverbrauchter. Ich selbst muss wöchentlich ungefähr 6 bis 7 Rezepte aus meinem Hirnschmalz destillieren und testen, was man mir bedauerlicherweise ansieht.

Trotzdem jetzt doch ein Rezept. Es ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern Joseph von Westphalen, ein anderer Komplize hat es mir erzählt. Der Graf ist veritabler Schriftsteller, Schöpfer philosophischer Essays, unter Pseudonym Verfasser unzähliger Kochbücher und obendrein im Hochadel zuhause. Er kommt also an Insiderinformationen ran, da könnte sich der ARD-Adelsexperte Seelmann-Eggebrecht die Pfoten schlecken. Deshalb dieses Rezept exklusiv hier an dieser Stelle. Ich weiß nicht mehr, war es die Isabella von Savoyen oder die Giulia d’Este?

Nee, die d’Este muss es gewesen sein, denn es war eine Ducchessa, also eine Herzogin. Wir wissen’s, auch hoher Stand schützt nicht vor Geiz. Die Schlossküche wurde aus Kostengründen vom Gärtner nebenbei bewältigt. Der Gärtner lag aber im Krankenhaus weil er sich beim pressen des Komposts die Hüfte gebrochen hatte. Kein Wunder – er war steinalt und musste arbeiten wie ein Gaul. Die Duccessa, auch steinalt und von hakennasiger Silhouette einem alten Gaul ähnelnd, war mit Spaghetti in der Schlossküche zugange. Die engere Verwandtschaft musste verköstigt werden. Zu einigen gehackten Tomaten, einer klein geschnittenen Zwiebel und etwas Olivenöl hatte die Großzügigkeit der alten Scharteke gereicht. Knoblauch war auch noch im Haus. Die dampfenden Spaghetti wurden in die Arme-Leute-Salsa geworfen und nun suchte die Ducchessa die Knoblauchpresse.

Die verdammte Quetsche war nicht zu finden und die Spaghetti drohten jenseits des legendären Aldente-Rubikons zu verkleistern. Höchste Not. Die Ducchessa stopfte sich die Knoblauchknolle zwischen ihre freiliegenden Zahnhälse und kaute verzweifelt. Eine Minute heftig mahlende Kiefer genügte, dann hellten sich ihre Züge auf. In hohem Bogen spuckte sie den Knoblauch in die Pasta. Der Knoblauch war besser zerkleinert als es die heute so cybermäßig aussehenden WMF-Knoblauchpressen (die es sogar mit Radio gibt) je hätten leisten können.

Alter Parmesan verhalf der herzöglichen Pasta zum sensationellen Pfiff. Die hochnoble Speisegesellschaft war euphorisch. Ganz zu schweigen von der alten Ducchessa, deren Bäckchen leuchteten backfischartig. Wie sagte der Dichter Rühmkorf: „Es gibt Gerichte, die werfen einen um Jahre zurück.“

knobi.jpg

Bild: PhotoCase.com

 

Nochmal Kohlsuppe

jungkohl.jpg

Jeder reagiert anders auf Kohl. Bei mir ist es so, dass ich aufgewärmten Kohl nicht vertrage. Der betonierten Mär, Kraut, Sauerkraut etc.schmecke erst gut nach dem dritten Aufwärmen, kann ich nicht folgen. Vielleicht liegt es daran, dass der „Arme-Leute-Kohlgeruch“ aus meiner Internatszeit mir einen Dauerschaden beschert hat.

Es geht auch anders, Kohl, frisch und knackig – obwohl ich gar kein Verfechter der „Al-Dente-Gemüse“ bin.

Eine kleine, feingeschnittene Zwiebel mit einer Knoblauchzehe und einer in dünne Scheiben geschnittenen Kartoffel in Butter andünsten und mit einem Liter Milch auffüllen. Alles ziemlich weich kochen, das dauert mindestens 15 Minuten. Nun alles zermixen und anschließend feine Kohlstreifen hineingeben. Nochmal fünf Minuten kochen und fertig.

Halt, jetzt würzen wir: Muskatnuss, Pfeffer, Salz und ganz vorzüglich zwei TL Gemüsebrühenpulver dazu. Ich nehme immer Würzl oder Raso. Gibt es im Bioladen, und auf der Zutatenliste erkennt man, dass keine Geschmacksverstärker drin sind.

Nun könnte man die Suppe auch ethnisch verändern. Mit gemörsertem Kreuzkümmel kommt die Suppe in die Anmutung des Morgenlandes. Mit Curry dran wird es indisch, Thymian und Rosmarin lassen ans Mittelmeer denken u.s.w.. Man verfahre ganz so wie das Herz Sehnsucht verspürt.

jungerkohl.jpg

zweimal junger Kohl

oberes Bild: Vincent Klink

unteres Bild: PhotoCase.com

 

Kopssalatfröschle

Zugegeben, das Rezept stammt von Vincent, er hat es gekocht als ich einmal in seiner Sendung auf SWR 3 als Käseexperte geladen war.
Trotzdem bzw. gerade deshalb erfreut sich das Gericht großer Beliebtheit. Es ist zudem recht einfach nachzukochen.
Blanchierte Kopfsalatblätter werden gut abgetrocknet und mit angemachtem Frischkäse, ungefähr so groß wie eine Zwetschge, gefüllt.
In einer Sauteuse etwas Butter und Brühe zum kochen bringen, die Fröschle hineinsetzen und in den Ofen schieben.
In der Zwischenzeit in einer anderen Sauteuse kleingeschnittene Schalotten anschwitzen, mit Brühe und Sahne eine sämige Sauce kochen und mit Bärlauch oder Sauerapferjulienne verfeinern. Gut abschmecken und mit einigen kleinen Schmortomaten ausgarnieren.
mvc-25f.jpg
Guten Appetit!

 

Frühlingssalat

So, und wer an Ostern zuviel Marzipaneier, Eierlikörkuchen, Nougatpralinen und Lammkeulen verspeist hat, der mache sich am Ostermontag ein schönes Frühlingssalätle mit gratieniertem Frischkäse.
Für das Dressing ein paar Schalottenwürfelchen anschwitzen, mit Brühe ablöschen, 2 EL Walnussöl und 4 EL Apfelessig dazu, Salz & Pfeffer, fertig.
Der Frischkäse (Kuh oder Ziege) wird mit einer Mischung aus Frühlingskräutern, etwas Knoblauch und Semmelbröseln bestreut, eine Butterflocke darauf und bei großer Oberhitze leicht gratiniert.
Ausgarniert wird mit Bärlauchpesto und kleinen Tomaten.
Ein wenig Löwenzahnsalat gibt dem Salat die richtige Würze.
Guten Appetit!

salat1.jpg

 

Wurstsalat ist nicht gleich Wurstsalat

Bei uns im Badischen, zur Vesperzeit am Nachmittag, oder wenn der Magen knurrt, lässt man sich einen Elsässer Wurstsalat servieren. (Oder bereitet diesen selbst zu)
Es ist eine Zubereitung aus Kalbslyoner und Emmentaler Käse (in feine Streifen geschnitten) mit einer Vinaigrette aus Sonnenblumenöl, Weiß- oder Rotweinweinessig, Zwiebeln, Schnittlauch und Petersilie. Cornichons dienen meist als Beilage, einige schneiden sie in den Salat rein.
Nun stellt sich als erstes die Frage: Warum heißt der Wurstsalat bei uns „Elsässer“, obwohl nichts aus dem Elsass drin ist? Diese Frage kann auch die sehr gut gemachte Homepage eines Wurstsalat-Experten nicht beantworten.
Nichtsdestotrotz ist die Seite wirklich lesenswert, und was mir ganz besonders gefällt, sind die Infos bezüglich der Zutaten, die auf keinen Fall in den Wurstsalat gehören!
Ob nun die Namensgebung tatsächlich mit dem Elsass zu tun hat, oder was sonst immer dahinter steckt, vielleicht weiß es ja jemand.
Hier noch das Rezept pro Person:
180g Kalbslyoner, 60g Emmentaler, 2 EL Sonnenblumenöl, 4 EL Weiß- oder Rotweinessig, Salz und Pfeffer aus der Mühle. Schnittlauch, Petersilie und Cornichons als Garniture.
Zu beachten ist, dass der Käse etwas dünner geschnitten wird als die Wurst, schmeckt besser! Guten Appetit!
wurstsalat.bmp

 

Forellen-„Fastensuppe

Zutaten für 8 Personen (ergibt ca.1,6 Liter fertige Suppe):

3 geräucherte Forellen
2 Liter Gemüsebrühe

in Würfel geschnitten:
3 Schalotten
1 kleine Stange Lauch
½ Knolle Sellerie (klein)
2 Kartoffeln

250 ml Weißwein
400ml saure Sahne
100g Butter
3 EL geschlagene Sahne
evtl. etwas Speisestärke zum abbinden

Zubereitung:

Die Forellen filieren, das Fleisch beiseite stellen. Aus den Forellengräten und der Haut mit dem Weißwein und der Gemüsebrühe einen Fond herstellen, der ca. 30 Minuten leicht köcheln soll. Durch ein Sieb passieren. Die Gemüsewürfel werden in der Butter angeschwitzt, mit dem Forellenfond aufgefüllt und die saure Sahne zugegeben. Das Ganze lässt man nun 15 Minuten leicht kochen. Nachdem die Suppe gekocht hat wird sie mit dem Küchenmixer oder Mixstab püriert und je nach Bindung evtl. mit etwas Speisestärke gebunden. Jetzt die geschlagene Sahne zugeben.

Als Einlage die grätenfreien Forellenstücke sowie einige Kräuter verwenden

forellensuppe8.jpg