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Mission grobe Bauernwurst

Schweineschulter und Schweinebauch

Mein Jagdfreund Martin, Metzgermeister und Wurstspezialist aus dem Kinzigtal, von meiner Mutter liebevoll „Jäger Unverdrossen“ genannt, hat seine Metzgereitüre schon längere Zeit hinter sich abgeschlossen.

Und damit sein Wissen um die gute Wurst, vor allen Dingen um die Gewürze, nicht verlorengeht, habe ich ihn gebeten, mir zu zeigen, wie diese Wurstspezialität hergestellt wird. Und das hat er tatsächlich gemacht.

Bauernbratwurst war unser Thema, einmal im Ø6cm Darm ganz normal gebrüht und als Rohesser im Ø2,8cm Schweinsdarm, eine Nacht angeräuchert.

Als erstes klärte mich Martin darüber auf, dass es nicht mehr „Bauernbratwurst“ heißen darf, weil wir Pökelsalz verwenden. Dann eben „grobe Bauernwurst“.

frischer Knoblauch und scharfe Messer im Fleischwolf

Am besten wird ganz frisches, nicht ausgekühltes Schlachtfleisch verwendet – das hatten wir in diesem Fall zwar nicht, aber Schweineschulter und -bauch, beides grob gewürfelt. Die Gewürze sind Metzgergeheimnis, da merkt man wirklich den Unterschied! Das gewürzte Fleisch wird durch die 3mm-Scheibe des scharfen Fleischwolfes gelassen und in einer Schüssel kräftig geknetet, damit die Bindung entsteht.

Rohesser im Schweinsdarm, Füllen ohne Luftblasen, alte Wurstgarnknotentechnik

Für die Brühwurst wird das Brät nun in Einmachgläser, Dosen oder in einen Darm gefüllt und im Dampf bei 95°C eine gute Stunde gebrüht.

Anders geht es mit den Rohessern, diese werden in der Hausmacher-Wurstfüllmaschine in Schweinsdärme gefüllt und im Kaltrauch ca. 24 Stunden geräuchert. Je nach Belieben kann man die Würste an einem luftigen Ort etwas trocknen lassen.

fertig zum Räuchern

Den Rest des Brätes haben wir probehalber mit Majoran verfeinert, die Würste kurz gebrüht und angebraten. Ob sie nun Bratwurst oder Bauernwurst heißen – sie sind super köstlich!

 

Musik im Dorf

Gegenüber von unserem Restaurant im Schloss Weikersheim hat die Musikalische Jugend Deutschlands ihren Sitz.
Junge Musiker aus der ganzen Welt geben während ihrer Studienkurse der Stadt ein ganz besonderes Flair. Viele von ihnen sind in dieser Zeit bei uns im Bistro oder im Restaurant zu Gast und kehren nach Jahren wieder als erfolgreiche und bekannte Künstler zurück, oft auch als Dozenten.
Eine besondere Freude war der Besuch des Miro Quartetts aus Austin Texas. Sie spielten Haydns Streichquartett F-Dur op.74/2, Luwig van Beethovens Streichquartett Nr.16 F-Dur op.135 und Debussy.
Da ich vor 20 Jahren in Austin als Koch gearbeitet habe, gab es nach dem Konzert noch einen kleinen Plausch über Tex-Mex Cuisine.
Für den Umtrunk vorweg habe ich die Happen spendiert, um die Arbeit des Freundeskreises der Jeunesses Musicales zu unterstützen.

von links nach rechts: Daniel Ching – 1.Violine, Joshua Gindele – Violoncello, Sandy Yamamotu – 2.Violine, Jürgen Koch – Koch, John Largess – Viola

Unter anderem gab es Hohenloher Entenleberparfait, hier das Grundrezept:

300 g Entenleber, geputzt
300 g Butter
1 Ei
Schalottenreduktion
Pastetengewürz, Tabasco, Meersalz, brauner Zucker

Zubereitung:
Die Leber putzen und würfeln. Die Butter schmelzen.
Im Küchenmixer die Leber und die Schalottenreduktion pürieren.
Lauwarme Butter langsam hinzufügen und abschmecken.
In eine Form füllen und bei 72° C cirka 45 Minuten indirekt pochieren. Nach dem Erkalten stürzen, aufschneiden und mit geröstetem Brot servieren.

 

Hinterwälder in den „Essgeschichten“

© Tourist Info Bernau im Schwarzwald / Erich Spiegelhalter

Schon wieder im Fernsehen, am Mittwoch, im Dritten, in der Serie Essgeschichten.
In der Sendung dreht sich alles um die Hinterwälder. Ich habe gekäst und gekocht, schaun wir mal, was dabei rausgekommen ist.

Hier die Ankündigung des SWR:
Das Hinterwälderrind
Landschaftsschutz mit Messer und Gabel
Sendung am Mittwoch, 21.04.2010, 18.15 bis 18.45 Uhr

Sie sind klein, leicht und alt. Ihre Geschichte ist eng verbunden mit dem südlichen Schwarzwald. Gemeint ist das Hinterwälderrind. Sie sind robust, brauchen selten den Tierarzt und dienen als ideale Landschaftspfleger für die Höhenlagen.
Inzwischen weiden wieder Herden auf dem Schwarzwaldgipfel, Landwirte und Züchter bewahren das vermutlich älteste Rind Europas vor dem Aussterben. Und sie sind – aus heutiger Sicht – ein hochwertiges Nahrungsmittel. Hinterwälder essen heißt, sie zu bewahren. Nicht nur in der Region um das Wiesental ist das Fleisch bei Feinschmeckern begehrt. Die reine Weidemilch schmeckt besonders gut und ist reich an gesunden Omega-Fettsäuren. Der Münstertäler Hotelier und Koch Karl Josef Fuchs nutzt die Rohmilch zur Käseherstellung. Mit Selbstvermarktung und einer Aktion „Südschwarzwälder Weiderindwochen“ versuchen Gastwirte daher die Vorzüge des Hinterwälderrindes auch kulinarisch anzupreisen.
Ein Film von Tamara Spitzing

 

Spargel? Kohl?

von links nach rechts: Brokkoli, wilder Brokkoli, grüner Spargel

„Brokkoli“ ist ein Wort, das in vielen Sprachen verstanden wird. Ich vermute, dass es eine Art Ur-Esperanto ist. In Deutschland heißt Brokkoli Spargelkohl.
Der Wildbrokkoli, „cima di rape“, lange Zeit nur in Italien bekannt, wird auch „italienischer Spargel“ genannt. Warum? Ganz einfach! Lange bevor die Röschen in den Mittelpunkt des Interesses rückten, lag das Augenmerk stets auf den Stielen. Erst der gezüchtete Brokkoli bekam größere Röschen und die Stiele wurden dicker und holziger. Der Begriff Spargelkohl geriet dann in Vergessenheit, wohl auch, weil sich Brokkoli einfach interessanter anhört. Alle wollten nur noch die dekorativen, knallgrünen Röschen kochen. Probieren Sie doch einfach mal aus, warum Brokkoli Spargelkohl heißt:

Abreißen der Schale mit einem Officemesser

Mit einem Officemesser werden die Schalen „abgerissen“. Was hart ist, geht mit ab, was dran bleibt, kann in der Regel gegessen werden, so hat es die Natur eingerichtet. Die geschälten Brokkolistangen in mundgerechte Stücke schneiden, in Salzwasser blanchieren und in Eiswasser abschrecken. Zur Weiterverarbeitung einfach an die Spargelrezepte denken…
Die Blätter wie Spinat zubereiten.
Ach ja, die Röschen gibt es ja auch noch – die kann zubereiten wie immer.

Spargelkohl, in seine Bestandteile zerlegt

 

 

Zum Aperitif einen „Shot“

Das sind kleine Gläser, die an eine Schrotpatrone erinnern, gefüllt mit einer Auster und mit einem doppelten (4cl) Whisky-sour oder einer gut pikant gewürzten, ebenfalls doppelten Bloody Mary.

Der Longdrink wird gemixt, am besten kurz im Tiefkühlfach kalt gestellt, die Austern geöffnet und ohne das Meerwasser ins Glas gegeben. Als Garniture noch ein paar kleine Würfel Staudensellerie hinein.

 

Ortiguillas in Cádiz

rohe Seeanemonen

In Cádiz sind frittierte Meeresfrüchte in allen Variationen sehr beliebt.
Eine Besonderheit sind die Ortiguillas, essbare Seeanemonen. Angeliefert werden sie in Klarsichttüten mit Meerwasser. In den Freidurias (andalusische Fisch-Imbissbuden) werden sie kurz in Dunst (doppelgriffiges Mehl) gewälzt und anschließend in Oliven- oder Sonnenblumenöl frittiert. Dazu Zitrone und Meersalz, schon fertig.

Was man so alles essen kann, habe ich in meinen Wanderjahren als Koch in Mexiko, Amerika und Thailand erfahren. Neugierde ist wichtig beim Kochen und deshalb musste ich natürlich unbedingt Ortiguillas probieren. Frittiert sehen sie auch nicht mehr ganz so ungewohnt aus wie im Rohzustand. Beim frittieren bleibt der Eigengeschmack ein bisschen auf der Strecke. Der Geschmack für mich: Meer, Mineralität und ein Hauch von Algen. Von der Konsistenz erinnern sie an Austern. 

frittierte Seeanemonen

Insgesamt wieder einmal eine große Freude, so eine streng regionale Spezialität zu probieren. Das ist das Schöne: dass man nicht alles immer und überall haben kann.

 

Pastinaken – aromatische Wurzeln

Als gehaltvoller Quell für Geschmack und Vitamine sind Wurzeln aller Art unverzichtbarer Teil einer guten warmen Mahlzeit.
Die Pastinake ist eine vorzügliche Speisewurzel, die man dünsten, glasieren, backen, frittieren kann… je nach dem neuesten Küchentrend. Pastinaken sind leicht mit Wurzelpetersilie zu verwechseln – man erkennt sie daran, dass sie am oberen Ende nach innen eingedellt ist.

In der Küche
Der süße und leicht würzige Geschmack der Pastinake, der leicht in Richtung Sellerie geht, macht die Wurzel zu einem vielseitigen Gemüse. Roh schmeckt sie ein klein wenig scharf und grob, aber in Bouillon gedünstet oder als Eintopfzutat entwickelt sie eine angenehme Süße. Mit Kartoffeln zu einem Wurzelpüree verarbeitet oder halbiert und mit etwas Öl und Kräutern im Ofen gebacken wird aus der Pastinake eine himmlische Beilage zu Fleischgerichten. Suppen verleihen die leckeren Wurzeln einen aromatischen Geschmack.
Im Magen
Die schmackhafte Wurzel ist prall gefüllt mit Energie und Ballaststoffen und enthält viel Vitamin B, B9, C und E sowie Eisen, Zink und Calcium.
Auf dem Feld
Pastinaken sind zweijährige krautige Pflanzen, die im ersten Lebensjahr kräftige Wurzeln schlagen, die reichlich Nährstoffe aufsammeln. Im zweiten Jahr wächst die Pflanze und entwickelt Samen – wenn man es ihr erlaubt. Denn wir ernten die Pastinaken schon nach der ersten Saison und laben uns an ihren schönen Wurzeln.
Aufbewahrung
Pastinaken halten sich 2 bis 3 Wochen, wenn man sie im Kühlschrank oder in einem kühlen Keller aufbewahrt. Bei Zimmertemperatur beträgt die Haltbarkeit nur einige Tage.

Mein persönlicher Tipp:
Leckere Fritten
Eine schmackhafte Alternative zu gewöhnlichen Pommes sind Pastinakenfritten: Pastinaken gut schrubben und abspülen und in Stifte schneiden. Mit Olivenöl etwas bestreichen und dann im Ofen knusprig backen. Du kannst die Wurzeln auch in hauchdünne Scheiben schneiden und dann in der Pfanne oder Friteuse in reichlich Öl ausbacken – diese Pastinakenchips sind einfach lecker.

Gebratene Pastinaken mit Meerrettichcreme
4 Portionen / Zubereitungszeit ca. 20 Minuten
500-700g Pastinaken
Salz
200ml entwässerter Joghurt oder Creme Fraiche
geriebener Meerrettich

Die Pastinaken putzen und in Längsrichtung durchschneiden. Größere Pastinaken nochmals teilen, damit die Bratzeit gleich bleibt. Die Wurzeln mit der Schnittfläche nach unten acht bis zehn Minuten anbraten. Zwischendurch ein wenig Wasser dazugeben und mit Salz würzen.
Für das Dressing Joghurt mit Salz vermengen und mit Meerrettich und evtl. einer messerspitze Zucker abschmecken.
Die Pastinaken eine wenig abkühlen lassen, amrichten und zusammen mit der Meerrettichcreme zu Fisch, hellem Fleisch, zu Wurst oder geräuchertem Schinken servieren.

Pastinakensuppe mit Knoblauchbrot
4–5 Portionen / Zubereitung ca. 30 Minuten
700g Pastinaken
400g Kartoffeln
2 Zwiebeln
1 EL Olivenöl
ca. 1 l Wasser
Zitronensaft

Zwiebeln schälen und grob hacken. Kartoffeln und Pastinaken schälen und würfeln. Das Gemüse etwa 5 Minuten in etwas Öl sautieren, ohne dass es Farbe bekommt. Wasser zugießen und das Gemüse kochen, bis es gar ist, ca. 20 Minuten. Suppe mit dem Stabmixer glatt pürieren und mit Salz, Pfeffer und Essig/Zitronensaft würzen.
Die Suppe nach Geschmack mit geschnittener Kresse und knusprigen Knoblauchbrotscheiben servieren.

Knoblauchbrot
4 Scheiben gutes Weißbrot
1–2 Knoblauchzehen
2 EL Olivenöl
Brotscheiben schön knusprig toasten und mit den halbierten Knoblauchzehen einreiben, dann mit etwas Olivenöl beträufeln.

 

Senfkutteln mit Kalbsnierle und Brägel

Ich bin wieder einmal Kuttel-technisch unterwegs:
Rinderkutteln in einer ganz leicht tomatisierten  Senfrahmsauce mit grobem und feinem Senf, Steinchampignons, Tomatenwürfeln und frisch geschwenkten Kalbsnierenscheiben. Die Zuckerschoten brauchts nicht unbedingt, für den Innereienfreund ist dieses Gericht  absolutes „Muss“!

Dazu gibt’s eine alte Münstertäler Beilage: Brägel.
Das ist alemannisch und kommt von „anbrägeln“, was bedeutet, dass übrig gebliebene Kartoffeln auf der Rettichreibe gerieben und dann in einer Pfanne in Schmalz angebraten wurden. Sieht etwa aus wie ein Rösti.

Nicht zu verwechseln mit „Brägele“, das sind im Freiburger Raum eher ganz normale Bratkartoffeln. Schmecken aber auch sehr gut…

 

Maifisch in Lissabon

Maifisch mit Brotbrei

Ein seltener Genuss ist der Maifisch. Ein anadromer Wanderfisch, der im Frühjahr die Flüsse hinaufzieht, in diesem Fall den Rio Tejo. Zusammen mit portugiesischem Brotbrei ist er eine saisonale Spezialität in Lissabon. Der Maifisch ist köstlich, einfach als Darne (Scheibe) in Maisgrieß gewälzt und gebacken. Der Brotbrei (migas,açorda), der aus eingeweichtem Brot, Knoblauch und Zwiebeln besteht, ist sehr, sehr sättigend. Für mich ist er auch etwas gewöhnungsbedürftig.

Auf jeden Fall mal wieder eine interessante, küchen-historische Erfahrung. Der Brotbrei war in früheren Zeiten sicherlich eine kräftigende Speise für wackere Schiffsbauer.

Conserveria: Unzählige Döschen fein gestapelt.

Kulinarische Souvenirs gibt es in der Conserveria (Rua dos Bacalhoeiros 34). In diesem urigen Fischkonservengeschäft arbeiten noch alle Generationen mit. Völlig unbeeindruckt vom Tagesgeschäft wickelt die Seniorin Konservendöschen aller Art in buntes Packpapier. Ich hab mir die „große Kollektion“ gekauft, um mich an der farbenfrohen Vielfalt zu erfreuen. Wer es nicht so fischig mag, sollte mal nach den Orangenstäbchen fragen.