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Zermürbt der Prozess die Angeklagte? – Das Medienlog vom Freitag, 9. Mai 2014

 

Beate Zschäpe scheint ernsthaft erkrankt zu sein: Zum dritten Mal in Folge verhinderte ihr Gesundheitszustand am Donnerstag die Verhandlung in München – am Dienstag war die Verhandlung nach einer halben Stunde unterbrochen worden, am Mittwoch kam die Hauptangeklagte gar nicht erst ins Gericht. Diesmal war Zschäpe zwar wieder gekommen, doch Götzl brach um kurz nach 12 Uhr die Sitzung ab. „Beate Zschäpe scheint derzeit dem NSU-Prozess nicht mehr gewachsen zu sein“, analysiert Frank Jansen vom Tagesspiegel. Ihr Anwalt Wolfgang Heer erhob Vorwürfe gegen die Justiz.

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Zschäpe wurde nicht wie am Mittwoch im Gefängnis untersucht, sondern wie üblich in einer Polizeikolonne zum Gericht gefahren. Dort monierte Heer gleich zu Beginn, man habe Zschäpe gesagt, sie müsse zur Verhandlung erscheinen – „komme was wolle“. „Dass in der JVA eine ärztliche Untersuchung offenbar unterblieb, erscheint seltsam“, kommentiert Jansen. Ein Gerichtsarzt bescheinigte Zschäpe schließlich die Verhandlungsunfähigkeit, woraufhin Götzl den 112. Prozesstag beendete. Jansen weist darauf hin, dass das Verfahren gegen Zschäpe abgetrennt werden könnte, wenn sie sich nicht erholt. Dann würde gegen die vier Mitangeklagten verhandelt.

Die Nachrichtenagentur dpa berichtet, dass die lange Untersuchungshaft der Grund für Zschäpes Unwohlsein sein könnte. So habe sie bei der Befragung durch einen Gerichtsarzt am Dienstag gesagt, sie sei „ausgebrannt“. Die Diskussion über Zschäpes Zustand im Gericht wurde aggressiv geführt: „Es folgte ein von immer neuen Pausen unterbrochenes juristisches Ermüdungsgefecht“, berichtet Martin Debes in der Thüringer Allgemeinen.

Björn Hengst von Spiegel Online zitiert aus der Stellungnahme des Arztes, der Zschäpe am Donnerstag untersuchte: „Mir ist schlecht, habe wahnsinnige Kopfschmerzen, am ganzen Kopf, Magenschmerzen, Übelkeit, bin zittrig auf den Beinen, heute früh fast umgekippt, habe deshalb Turnschuhe angezogen.“ Zudem habe die Angeklagte im Saal angeschlagen gewirkt und nicht, wie öfters zu beobachten, mit ihren Verteidigern gescherzt.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 12. Mai 2014.