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127. Prozesstag – V-Mann und Führungsfigur: Tino Brandt sagt aus

 

Gleich für drei Tage hintereinander ist der Zeuge Tino Brandt ab Dienstag zum NSU-Prozess geladen – denn sowohl das Gericht als auch die Anwälte der Nebenklage werden zahlreiche Fragen an ihn haben. Den Gerichtssaal wird er möglicherweise in Handschellen betreten: Wegen des Verdachts auf Kindesmissbrauch sitzt Brandt zurzeit in Untersuchungshaft.

Der Neonazi aus Rudolstadt war zu der Zeit dabei, als sich inmitten der Thüringer Naziszene eine militante Dreiergruppe formierte, die vor Gewalt nicht zurückschreckte: der NSU. Zumindest kurz nach dem Abtauchen des Trios im Jahr 1998 unterstützte Brandt die Kameraden, indem er gefälschte Pässe besorgen ließ. Möglich machte es Brandts Einfluss als Anführer des „Thüringer Heimatschutzes“, einem rechten Sammelbecken.

Im Geheimen pflegte er allerdings noch mehr Kontakte: Von 1994 bis 2001 war er als V-Mann „Otto“ Informant des Thüringer Verfassungsschutzes, bis er enttarnt wurde. Viele Prozesbeobachter hoffen daher, dass Brandt auch Informationen zur dubiosen Rolle des Verfassungsschutzes im NSU-Komplex liefern kann.

Brandt war bereits im Februar nach München geladen gewesen, die Vernehmung fiel jedoch wegen eines Krankheitsfalls aus.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.