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Rollentausch im Gerichtssaal – Das Medienlog vom Mittwoch, 26. November 2014

 

Premiere im NSU-Prozess: Erstmals hat ein Vertreter der Anklage ausgesagt. Oberstaatsanwalt Jochen Weingarten wurde vernommen, weil er den Zeugen Enrico T. bei einer Befragung im Jahr 2012 angebrüllt haben soll. Der Mann aus Jena soll in den Schmuggel der Mordwaffe Ceska 83 verwickelt gewesen sein. „Weingarten berichtet kontrolliert, doch es ist zu spüren, wie gereizt er damals war“, beschreibt Frank Jansen vom Tagesspiegel den ungewöhnlichen Zeugenauftritt.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Weingarten räumte ein, er habe während der Vernehmung einmal die „Hand auf den Tisch fallen lassen“. Eine inquisitorische Befragung des Juristen blieb aus. „Er hat das Nachspiel (…), so scheint es, ohne größere Blessuren überstanden“, bilanziert Jansen. Christoph Lemmer von der Nachrichtenagentur dpa betont die Wichtigkeit der Aussage – schließlich hängt sie mit der Waffe zusammen, mit der mutmaßlich zehn Menschen erschossen wurden: „Die Hartnäckigkeit ist verständlich.“

Das Gericht untersuchte auch weitere Aspekte zum Schmuggel der Pistole. Dazu äußerte sich erneut der Mitangeklagte Carsten S.: Er nahm Stellung zu Aussagen, die der V-Mann Tino Brandt vor Gericht gemacht hatte. Dabei berief sich S. allerdings mehrfach auf Erinnerungslücken. „War seine Rolle bei der NSU-Unterstützung umfangreicher, als er selbst einräumt?“, fragt Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk.

Zudem verlas der Strafsenat die Aussage eines mutmaßlichen Waffenschmugglers aus der Schweiz, Hans-Ulrich M. Dieser wurde im Juni bei der Staatsanwaltschaft im Schweizerischen Thun befragt, weil er nicht zur Vernehmung nach Deutschland gekommen war. „Dass M. etwas zu verbergen scheint, wird dabei wieder überdeutlich“, schreibt Martin Debes von der Thüringer Allgemeinen. Die Anklage leide allerdings weiter darunter, dass der rekonstruierte Schmuggelweg der Pistole wacklig sei.

Manche Menschen zieht es immer wieder auf die Besuchertribüne im NSU-Prozess. Einen von ihnen porträtiert Christoph Arnowski vom Bayerischen Rundfunk – und schildert, wie aus Neugier ein Hobby wurde.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 27. November 2014.