Dass der Thüringer Neonazi und V-Mann Tino Brandt im NSU-Prozess nur die halbe Wahrheit gesagt hatte, vermuteten Prozessbeobachter seit Langem. Jetzt liegt dafür offenbar eine Bestätigung vor: Brandt erzählte einem Mithäftling im Münchner Gefängnis Stadelheim, er habe dem Gericht Aussagen vorenthalten, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Der Gefangene schrieb in einem Vermerk, Brandt habe gesagt, er habe mehr Fragen beantworten können, aber nicht wollen. Er will bestätigt haben, was die Prozessbeteiligten ohnehin schon aus den Akten wussten.
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Brandt sagte dem Mitinsassen zufolge, die NSU-Terrorgruppe habe nach ihrem Untertauchen „ernsthafte Rettungsmaßnahmen“ ergreifen wollen. Die drei hätten sich vorgenommen, „Volk und Heimat zu schützen“. Er sei mit ihnen über Telefonzellen in Kontakt geblieben. Auch hatte Brandt seiner Aussage zufolge Prozesstage torpediert, indem er die Symptome einer Hepatitis-Krankheit vortäuschte. Zudem sagte er, er könne sich nicht vorstellen, „dass meine Freunde damit zu tun haben“.
Der 40-Jährige Brandt aus Rudolstadt gründete in den neunziger Jahren die rechtsextreme Organisation Thüringer Heimatschutz, zu deren Treffen auch Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt kamen. Gleichzeitig arbeitete er als Informant für den Verfassungsschutz. Brandt sitzt wegen Kindesmissbrauchs in Haft.
Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 19. März 2015.