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Die Rätsel nach dem NSU-Urlaub – Das Medienlog vom Mittwoch, 1. Juni 2016

 

Erneut hat sich das Gericht mit einem Urlaub beschäftigt, den das NSU-Trio gemeinsam angetreten hatte: 2004 waren die drei campen in Schleswig-Holstein, kurz nach dem Bombenanschlag in Köln. Ein Ermittler, der als Zeuge geladen war, konnte allerdings nicht den gesamten Urlaubszeitraum mit Campingplatz-Buchungen belegen. Dies „zeigt deutlich, wie viel rund um die Terrorzelle noch im Dunkeln liegt“, meint Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk. Viele verbleibende Fragen würden wohl nicht mehr geklärt.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Um den Urlaub ging es auch, weil ein Anwalt der Nebenklage diesen als Beweis für eine Lüge von Beate Zschäpe in ihrer Aussage vom Dezember wertet. Demnach war sie „entsetzt“, nachdem sie von der Bombentat erfahren hatte – fuhr aber dennoch mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in den Urlaub und zeigte sich auf Fotos fröhlich und entspannt. Heißt das, dass es in Wahrheit kein Entsetzen gab?

Im NSU-Verfahren „stellt sich die Frage nach der Grenze zwischen Beweis und Mutmaßung“, heißt es bei uns auf ZEIT ONLINE. Die wurde in diesem Fall offenkundig Richtung Mutmaßung überschritten. Der kleine Disput um die Bedeutung der Urlaubsfotos ist dabei jedoch ein „Ausblick auf das, was wahrscheinlich in den kommenden Monaten im Besprechungszimmer der Richter stattfinden wird“. Dann, in der Vorbereitungsphase für das Urteil, geht es um die Auslegung der zahlreichen Indizien, die die Bundesanwaltschaft vorgelegt hat. Auf ihnen beruht die Mordanklage.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 2. Juni 2016.