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Opferanwältin gibt Verfassungsschutz Mitschuld an Morden – das Medienlog vom Donnerstag, 30. November 2017

 

Anwälte der Nebenklage haben ihre Plädoyers in dieser Woche fortgesetzt. Am Dienstag sprach Antonia von der Behrens, die einen Sohn der Dortmunder Familie Kubasik vertritt. Ihre Kritik richtete sich vor allem gegen den Verfassungsschutz, dem sie eine Mitschuld an den Taten des NSU gab.

Das detaillierte Plädoyer stand stellvertretend für den Kampfeswillen, den die Anwältin während des ganzen Verfahrens gezeigt hatte, schreiben Julia Jüttner und Thomas Hauzenberger auf Spiegel Online: Von der Behrens „ließ sich nicht einschüchtern. Sie stellte unerbittlich ihre Fragen, ließ sich anschnauzen, kleinmachen und fragte weiter“. Sie sei so zu dem Ergebnis gelangt, dass der Verfassungsschutz über „Ursprung und Existenz“ des NSU Bescheid wusste und erfolglos versucht habe, die rechtsextreme Szene mit V-Männern zu kontrollieren.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Von der Behrens benannte auch die ihrer Meinung nach konkret schuldigen Ämter: Es handle sich um das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Landesämter von Sachsen und Thüringen sowie das Brandenburger Innenministerium. Diese hätten verhindert, dass Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt rechtzeitig festgenommen wurden. Welches Motiv die Behörden dafür hatten, sei offen.

Wiebke Ramm von der Süddeutschen Zeitung beobachtet, dass mehrere Anwälte und ihre Verteidiger auffällige Reaktionen auf das Plädoyer gezeigt hätten – ausgenommen Zschäpes Anwalt Mathias Grasel, der dem Schlussvortrag „keinerlei Bedeutung beizumessen“ schien. Ihre drei Altanwälte hätten hingegen aufmerksam mitgeschrieben.

Über das Prozessgeschehen berichtet auch der Bayerische Rundfunk.

Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 1. Dezember 2017.