Morgen könnte die lang erwartete Aussage von Beate Zschäpe beginnen. Was aber wird ihr Anwalt Mathias Grasel in der mehr als 50 Seiten starken Erklärung verlesen? Nach Meinung von Tagesspiegel-Autor Frank Jansen wird die Hauptangeklagte wohl kein umfassendes Geständnis ablegen – denn das würde angesichts der Schwere der Taten zwangsläufig zur Höchststrafe führen. „So wird Zschäpe wohl lavieren“, schreibt er. Möglich sei auch, dass sie versucht, den „Verdacht anzufachen, der Staat habe mehr vom Treiben der Terrorzelle gewusst, als er zugibt“ – etwa durch V-Männer.
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Auch in dem Fall allerdings bliebe die Anklage an sich in ihrer Schwere bestehen. Die Aussage werde in jedem Fall emotional aufwühlend für die Angehörigen der NSU-Opfer. „Ganz gleich, was Zschäpe zu sagen hat. Sie wird wunde Seelen treffen“, kommentiert Jansen.
Zschäpes Aussage könne „einen Durchbruch bringen“, glaubt Christoph Lemmer von der Nachrichtenagentur dpa. Die schriftliche Einlassung, die von Zschäpe und ihrem neuen Anwalt Hermann Borchert verfasst wurde, wird dabei keinen allzu großen Teil einnehmen: Rund eineinhalb Stunden werde sie dauern, habe Verteidiger Grasel mitgeteilt. Quellen zufolge will Zschäpe auch Einzelheiten dazu nennen, wo sie sich während der vier Tage ihrer Flucht nach dem Auffliegen des NSU am 4. November 2011 aufgehalten hat.
Mit Zschäpe hat sich auch der Fotograf Emil Levy Z. Schramm befasst. Er hat die Angeklagte immer wieder im Gerichtssaal fotografiert – wie auch die Tatorte, an denen der NSU gemordet hat. Mit dem Magazin Bento sprach Schramm über seine Arbeit und sein Verhältnis zu Zschäpe.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 8. Dezember 2015.