Erneut ist am Dienstag der Psychiater Henning Saß nach München geladen, nachdem er in der vergangenen Woche sein Gutachten über Beate Zschäpe erstattet hatte: Er hält die Hauptangeklagte für voll schuldfähig, zudem legt er dem Gericht für den Fall einer Verurteilung die Sicherungsverwahrung nahe.
Ab heute können die Prozessbeteiligten ihm Fragen stellen – auch die Verteidiger von Zschäpe, die das Gutachten schon im Vorfeld massiv kritisiert hatten und die Analyse durch einen anderen Psychiater prüfen lassen wollen. Zu erwarten ist, dass sie versuchen werden, Schwachstellen in seiner Argumentation aufzudecken.
Saß war zu dem Schluss gekommen, dass Zschäpe weder durch Alkohol noch durch eine psychische Krankheit in ihrer Schuldfähigkeit beeinträchtigt war. Vielmehr habe sie „antisoziale“ Tendenzen gezeigt. Schließt sich das Gericht der Version der Anklage über Zschäpes Tatbeitrag an und nicht ihrer eigenen Aussage dazu, hält Saß die Voraussetzungen für eine Sicherungsverwahrung für erfüllt.
Er hat Zschäpe von Verfahrensbeginn an im Sitzungssaal beobachtet, Schilderungen von Zeugen verarbeitet und Aktenmaterial gesichtet. Einem Gespräch mit dem Gutachter hat sich Zschäpe nicht gestellt, auch seine Fragen im Prozess nicht beantwortet. Sie äußerte sich lediglich zu den Gefühlen, die sie während des Verfahrens empfunden haben will.
Ebenfalls geladen sind zwei Beamte der Polizei in Jena. Sie machen Aussagen zur Ideologie des Mitangeklagten Ralf Wohlleben.
ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.