Nach drei Tagen ist das Plädoyer der Anwälte von Ralf Wohlleben abgeschlossen. Es endete am Donnerstag mit einer Zuspitzung der Provokationen der Vortage, als Verteidiger Wolfram Nahrath einen Vortrag in rechtsextremer Ideologie hielt. Wie seine Kollegen Nicole Schneiders und Olaf Klemke forderte er Freispruch für Wohlleben.
„Es war am Ende eher eine völkische Kampfrede als ein Plädoyer in einem Strafprozess“, heißt es in einer Meldung der dpa.
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Nahrath zitierte in seinem Schlussvortrag unter anderem Adolf Hitler, Rudolf Heß und Joseph Goebbels und machte revisionistische Aussagen zu Deutschlands Rolle im Zweiten Weltkrieg. „Doch die wohl einkalkulierte Reaktion auf diese Provokation blieb aus“, berichtet Thies Marsen vom Bayerischen Rundfunk. Alle Prozessbeteiligten hätten die Provokationen mit „stoischer Ruhe“ ertragen – selbst als der Anwalt den Nationalsozialismus als „friedliebende Ideologie“ darstellte.
Dem früheren Vorsitzenden der rechtsextremen Wiking-Jugend „hätte es wohl gefallen, wenn Anwälte der Hinterbliebenen aus Protest den Saal verlassen oder die Richter ihn wegen seiner Ausschweifungen unterbrochen hätten“, heißt es bei uns auf ZEIT ONLINE. Aber: „Die rechte Show wird zum Flop, gerade weil sie reibungslos abläuft.“ Demnach war auch die möglicherweise gehegte Hoffnung, sich als Opfer von Zensur durch das Gericht darzustellen, dahin.
Die Anwälte hätten nach fünf Jahren Prozess ihre „Tarnung“ abgelegt, kommentiert Annette Ramelsberger von der Süddeutschen Zeitung. Zuvor hatten sie „immerhin so getan, als respektierten sie die formalen Regeln des Rechtsstaats“. Nun hätten sie jedoch deutlich gemacht, dass sie die Strafjustiz nicht respektieren. Hatten sie ihre Ideologie bislang nur sparsam eingebracht, nutzten sie den Schlussvortrag nun „zu einem Schaulaufen für die rechte Szene, für ein Fanal ihrer Unbeugsamkeit“.
Über den Prozesstag berichten auch der Tagesspiegel und Spiegel Online.
Eine Zusammenfassung der Plädoyers der vier Mitangeklagten von Beate Zschäpe liefert die Deutsche Welle.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 22. Mai 2018.