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Überforderte Anwälte, übermütige Zschäpe – Das Medienlog vom Dienstag, 28. Juli 2015

 

Im vergangenen Monat löste die Hauptangeklagte Beate Zschäpe die öffentliche Vertrauenskrise zwischen ihr und ihren drei alten Verteidigern aus. Nun rächten sich diese in der vergangenen Woche, indem sie erfolglos um ihre eigene Entpflichtung baten. Ein zu diesem Zeitpunkt unglücklicher Zug, findet Jost Müller-Neuhof vom Tagesspiegel: „Das Trio wollte einen außergewöhnlichen Fall, jetzt hat es ihn – und sendet Zeichen der Überforderung.“ Es habe sich dabei um ein reines Signal an die Öffentlichkeit gehandelt, mit dem die Verteidiger den Druck aus dem Verhältnis zur Mandantin nach außen getragen hätten.

Die Nachrichtenagentur dpa widmet sich in einer Analyse der Beziehung zwischen Zschäpe, Richter Manfred Götzl und den Anwälten. Das Ergebnis mehrerer Anträge und einer Strafanzeige: „Die Zukunft des NSU-Prozesses ist noch einmal fraglicher geworden.“ Die Wahrscheinlichkeit einer Revision sei gestiegen. Zschäpes Motivation bleibe dennoch weiter unklar. „Am Ende könnten diese Manöver ein Urteil zu ihren Ungunsten beeinflussen.“ Sie habe zudem gezeigt, dass ihr das Leid der Opfer gleichgültig sei.

Die Ermittlungen zum Fall NSU laufen trotz des Verfahrens in München weiter: Im Auftrag des Generalbundesanwalts wurden bislang 112 Zeugen vernommen und Wohnungen durchsucht, wie die Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken antwortete. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung. In dem Ermittlungsverfahren gegen mögliche Unterstützer der Terrorzelle wurden demnach unter anderem drei V-Personen vernommen.

Die Verlosung der 50 Plätze für Journalisten im NSU-Prozess war kontrovers diskutiert worden – vor allem wegen ihres Ausgangs: Nur wenige hatten etwa zuvor etwas vom Weimarer Bürgersender Radio Lotte gehört, der zu den Gewinnern der Platzlotterie gehörte. Aus dem Arbeitsalltag von Lotte-Reporter Friedrich Burschel, der im Gegensatz zu vielen anderen Losprofiteuren noch immer regelmäßig in den Prozess kommt, berichtet Henry Bernhard im Deutschlandfunk.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 29. Juli 2015.