Die Berichterstattung zum NSU-Prozess drehte sich unter anderem um den Brief, den die Angeklagte Beate Zschäpe einem rechtsextremen Häftling schrieb und der von den Behörden abgefangen wurde. (Vergleich Medienlog vom 13. Juni 2013) Zschäpe schreibt darin unter anderem über ihre Haftzeit und ihre Gedanken.
Die Berichte über den zehnten Prozesstag beschäftigen sich mit der weiteren Vernehmung des Angeklagten Carsten S., der unter anderem von den Anwälten der Nebenkläger befragt wurde.
An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Carsten S. und seine Verteidiger haben das Team von Ralf Wohlleben auflaufen lassen, schreibt Tom Sundermann auf ZEIT ONLINE. Nur wenn Wohlleben sich umfassend zu seiner Person und zum Tatvorwurf äußere, werde auch S. sich den Fragen stellen, teilten die Anwälte vor Gericht mit. Holger Schmidt schätzt den Erfolg dieser Forderung auf seinem Blog als gering ein.
Mit der Weigerung auf die Fragen der Wohlleben-Anwälte zu antworten, beschäftigen sich auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die türkische Zeitung Zaman und der Tagesspiegel. („Zwei Angeklagte, die von Feinden zu Freunden wurden.“), Zudem betont Frank Jansen im Tagesspiegel: „Von Wohlleben allerdings, ehemals Vizechef der NPD in Thüringen, ist kein Abschied aus dem Rechtsextremismus bekannt.“ Stefan Geiger von der Berliner Zeitung beobachtete, die Anwälte der Nebenkläger hätten S. nicht schonend aber sachlich befragt.
Die Europa-Ausgabe der türkischsprachigen Zeitung Sabah fasst den Prozesstag unter dem Titel „Ich habe mich mit Türken angefreundet“, zusammen. Die Zeitung hebt hervor, dass S. ausgesagt hat, er kenne Türken inzwischen auch persönlich und Türken gehörten inzwischen auch zu seinem Freundeskreis.
Tanjev Schultz erinnert in der Süddeutschen Zeitung noch einmal an die Versäumnisse der letzten Jahre: Polizei und Verfassungsschutz hätten zehn Jahre verstreichen lassen, ohne Carsten S. zu den untergetauchten Neonazis zu befragen. Das Versäumnis der Behörden sei deshalb so groß, weil dem Thüringer Verfassungsschutz 1999, also nachdem die NSU-Mitglieder untergetaucht waren, Hinweise darüber vorlagen, dass S. den Flüchtigen geholfen hat. „Nach seinem Ausstieg aus der rechten Szene Ende 2000 hätte die Möglichkeit bestanden, etwas von ihm zu erfahren. Stattdessen führte er unbehelligt ein vermeintlich neues Leben“, schreibt Schultz.
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Schlechtes Gewissen: Auch das ZEITmagazin beschäftigt sich in einem ausführlichen Artikel mit der Aufarbeitung der Fehler und Ermittlungspannen, die den Morden des NSU vorausgingen. Zwei Polizisten schildern die Geschehnisse des 26. Januar 1998 in Jena. Bei einer Hausdurchsuchung wurde Uwe Böhnhard das letzte Mal gesehen und konnte ungehindert entkommen. Ein brisantes Detail in der Geschichte: Die Garage des Hauses, die durchsucht wurde, hatte ein Jenaer Polizeibeamte an Beate Zschäpe vermietet.
Die Vermietung der Garage durch die Polizei greifen auch die Sabah und das Online-Portal Dünya Bülenti in einer Meldung auf.
Englischsprachige Onlinemedien veröffentlichten erneut keine Berichte über den Prozess.
Das nächste Medienlog erscheint am Montag, den 17. Juni.
Die Berichte über den neunten Verhandlungstag drehen sich um die Aussage von Carsten S. und um den vermuteten Taschenlampen-Anschlag in Nürnberg.
So wie S. vor Gericht auftritt, habe er sich vorgenommen „reinen Tisch“ zu machen, schreibt Mirko Weber in der Stuttgarter Zeitung. Das führe dazu, dass er jedes Erlebnisdetail seiner Neonazi-Vergangenheit einzeln erzählt – von der Kirmesschlägerei bis zur Briefmarkensammlung.
Im NSU-Prozess ging es wie angekündigt mit der Vernehmung des Angeklagten Carsten S. weiter. S. belastet weiter die Angeklagten Ralf Wohlleben und Beate Zschäpe. Richter Manfred Götzl erklärte zu Beginn der Verhandlung, dass Ermittlungen zum sogenannten „Taschenlampenanschlag“ in die Wege geleitet wurden.
In der Berichterstattung über den Prozess geht es hauptsächlich um die Aussage des Angeklagten Carsten S. und vor allem um dessen indirekten Hinweis, dass noch ein weiterer Anschlag auf das Konto des NSU gehen könnte. Viele Prozessbeobachter stellen, wohl einem journalistischen Reflex folgend, die beobachteten Emotionen heraus und thematisieren die Tränen, die S. während seiner Aussage kamen, unter anderem Tagesspiegel, Focus Online, die Welt, Süddeutsche Zeitung, ZEIT ONLINE, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Berliner Zeitung sowie die türkischsprachigen Medien, Gazetereport, Zaman, Türkiye und Sabah.
Im NSU-Prozess wird das Gericht am Dienstag den Angeklagten Carsten S. befragen. Mit dessen Vernehmung befasst sich Tim Aßmann im Bayerischen Rundfunk. Er thematisiert mehrere offene Fragen: Etwa, ob S. sich wirklich nichts dabei dachte, als er die Mordwaffe mit Schalldämpfer kaufte. Oder, warum S. sich nicht bei der Polizei meldete, nachdem Medien ausführlich über die Ceska-Mordserie berichteten.
Voraussichtlich geht der NSU-Prozess mit der Aussage von Carsten S. weiter, der Fragen von Richter, Bundesanwälten und Nebenklägern beantworten wird. Wie von der Verteidigung gewünscht, wird der Gutachter Norbert Leygraf, der Carsten S. schon befragt hat, im Saal anwesend sein.
Hier der Artikel unserers Autoren Tom Sundermann zum achten Prozesstag.
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Die neue Woche beginnt mit neuen Vorwürfen gegen Beate Zschäpe und der Frage, „Warum der Staat um den NSU-Prozess bangen muss“. Mit letzterer beschäftigen sich Hannelore Crolly und Per Hinrichs in der Welt. „Mancher Polizist oder Beamte dürfte schon jetzt Bauchgrimmen vor der Zeugenaussage haben“, vermuten die Autoren. Denn die Verteidiger von Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben würden belastende Behauptungen nach allen Regeln der Kunst zu zerpflücken versuchen. Weiter„Kreuz statt Kruzifix – das NSU-Medienlog vom Montag 10. Juni 2013“
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