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Die Spuren von vier Jahren NSU-Prozess – Das Medienlog vom Dienstag, 9. Mai 2017

Nach vier Jahren NSU-Prozess ziehen die Anwälte der Nebenklage eine Zwischenbilanz. Im Münchner Merkur sprechen Vertreter der Münchner Mordopfer Habil Kılıç und Theodoros Boulgarides. „Ich habe in diesem Verfahren gelernt, wie viel rechtsradikales Gedankengut es in diesem Land noch gibt“, sagt die Anwältin Barbara Kaniuka. Der Prozess habe bei ihr „Spuren hinterlassen“.

Anwalt Yavuz Narin ist unzufrieden mit der Aufklärung. Dafür macht er auch die Richter verantwortlich: „Man fasst heute die Neonazis, die zum Teil in schwerste Verbrechen verwickelt sind, mit Samthandschuhen an – im Gegensatz zu den Opfer-Familien.“

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Vier Jahre NSU-Prozess: Wie nah ist das Urteil? – Das Medienlog vom Montag, 8. Mai 2017

Am vergangenen Samstag jährte sich der Beginn des NSU-Prozesses zum vierten Mal. Seit dem 6. Mai 2013 stehen Beate Zschäpe und ihre Mitangeklagten vor Gericht. Jetzt steht die Beweisaufnahme vor ihrem Abschluss, in Kürze endet die Frist für letzte Beweisanträge. „Ein Urteil in diesem Jahr scheint also möglich zu sein“, meint Marcel Fürstenau von der Deutschen Welle. Anders sieht das Frank Jansen vom Tagesspiegel. Dort heißt es, „ein Ende des aufsehenerregenden Verfahrens ist nicht in Sicht“. Das liege an der Vielzahl der Prozessbeteiligten, den noch nicht abgehandelten psychiatrischen Gutachten über Zschäpe und möglichen unvorhergesehenen Befangenheitsanträgen.

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Arbeiten wie im Gefängnis – Das Medienlog vom Freitag, 5. Mai 2017

Morgen liegt der Beginn des NSU-Prozesses vier Jahre zurück. Einen Rückblick auf gut 360 Prozesstage liefert Süddeutsche-Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger im Branchenblatt Medium Magazin. Darin heißt es: „Wir fühlen uns zunehmend wie in einer Art Gefängnis, mit Beate Zschäpe als Zellennachbarin.“ Im Gericht zu sitzen, sei oft ermüdend. Auch in den Redaktionen sei Ermüdung eingetreten – gleichwohl werde dort ständige Aufmerksamkeit von den Berichterstattern erwartet.

In der Thüringer Allgemeinen setzt sich Kai Mudra mit dem Gutachten des Psychiaters Joachim Bauer über die Hauptangeklagte Zschäpe auseinander. Weil sich Bauer auf die Aussage von Zschäpes Mutter stützte, die einem Beweisverwertungsverbot unterliegt, „erschütterte“ der Hinweis von Richter Manfred Götzl auf dieses Verbot die Expertise des Sachverständigen.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 8. Mai 2017.

 

Neues Zschäpe-Gutachten weckt Zweifel – das Medienlog vom Donnerstag, 4. Mai 2017

Im Auftrag von Beate Zschäpes Neuverteidigern hat der Freiburger Psychiater Joachim Bauer ein alternatives Gutachten über die Hauptangeklagte erstattet – es widerspricht dem Gutachten, das der vom Gericht bestellte Gutachter Henning Saß erstellt hatte. Anders als dieser kommt Bauer zu dem Schluss, dass Zschäpe an einer sogenannten dependenten Persönlichkeitsstörung leidet und deshalb nur vermindert schuldfähig war.

„Eine Beurteilung, die große Zweifel aufwirft“ sei das, bilanziert Frank Jansen vom Tagesspiegel. Die meisten Zeugenaussagen und auch Zschäpes Verhalten im Prozess decken Bauers Deutung nicht. „Dass die Frau ihm übertriebene Geschichten aufgetischt haben könnte und ihn womöglich manipulieren wollte, glaubt der Freiburger Psychiater nicht.“

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Zschäpe, das Opfer

Trifft Beate Zschäpe eine geringere Schuld, weil sie an einer Persönlichkeitsstörung litt? Ein Psychiater ist dieser Ansicht. Doch in seinem Gutachten stecken Widersprüche.

Wenn Uwe Böhnhardt die Argumente ausgehen, schlägt er seiner Freundin Beate Zschäpe ins Gesicht. Sie fällt zu Boden, er tritt ihr in den Bauch, danach muss sie sich erbrechen. Ein andermal springt er nach einem Streit hoch und tritt ihr zwischen die Schulterblätter. Als er und Uwe Mundlos wieder zu einer ihrer Mordtouren aufbrechen wollen, ist Zschäpe dagegen. Da würgt er sie.

Es ist die Beschreibung einer fast 14 Jahre dauernden Hölle: Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess, Zschäpe, hat dem Psychiater Joachim Bauer ihr Leben im Untergrund mit Mundlos und Böhnhardt geschildert. Ob die Gewaltdarstellungen stimmen, weiß nur Zschäpe selbst. Dem als unberechenbar geltenden Böhnhardt wären sie zuzutrauen.

Siebenmal hat Bauer die Hauptangeklagte des NSU-Prozesses in der Untersuchungshaft getroffen. Das Ergebnis ist ein psychiatrisches Gutachten, dass der gerade emeritierte Professor des Freiburger Universitätsklinikums an diesem Tag vor Gericht vorstellt.

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Keine Berichte zum NSU-Prozess

Auch am Mittwoch, 3. Mai, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

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Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 4. Mai 2017.

 

361. Prozesstag – Gutachter soll über Zschäpes Seelenleben aussagen

Heute ist der Psychiater Joachim Bauer aus Freiburg geladen. Er hat Beate Zschäpe in der Untersuchungshaft befragt und kommt nach Angaben ihrer Neuverteidiger zu dem Schluss, dass die Hauptangeklagte während der Zeit im Untergrund an einer abhängigen Persönlichkeitsstörung litt. Die Anwälte sind daher der Meinung, dass ihre Mandantin nur eingeschränkt schuldfähig war – Ziel des Gutachtens ist offenbar ein Strafrabatt.

Anwälte der Nebenklage hatten im Vorfeld Bauers Eignung für den Fall in Zweifel gezogen – zumal sein Kollege Henning Saß, der vom Gericht als psychiatrischer Sachverständiger bestellt ist, zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen war. Er hält Zschäpe für voll schuldfähig und sieht keine Anzeichen für eine psychische Störung.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Zschäpes maßgeschneiderte Diagnose

Beate Zschäpes Anwälte wollen sie für psychisch gestört erklären lassen. Die Diagnose passt auffällig gut zu ihrer Selbstbeschreibung – aber nicht zu ihrem Verhalten.

War Beate Zschäpe psychisch krank? War sie ein von Ängsten und Schwäche geknechteter Mensch – so schwer leidend, dass ihre Dämonen sie zwangen, die Morde ihrer beiden Kumpanen zu dulden?

Ja, Zschäpe war während der Zeit, die sie mit den mutmaßlichen NSU-Mördern Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Untergrund lebte, an einer sogenannten abhängigen Persönlichkeitsstörung erkrankt — zu diesem Ergebnis kommt der Psychiater Joachim Bauer vom Freiburger Universitätsklinikum. Er hat Zschäpe in der Untersuchungshaft befragt und ein 48-seitiges Gutachten erstellt. Morgen soll er es im Münchner NSU-Prozess vorstellen.

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Schwere Kritik am Zschäpe-Gutachten – das Medienlog vom Freitag, 28. April 2017

Hat der Psychiater Henning Saß korrekt gearbeitet, als er Beate Zschäpe in seinem Gutachten als schuldfähig eingestuft hat? Um diese Frage ging es am Donnerstag im NSU-Prozess. Angehört wurde der Bochumer Professor Pedro Faustmann, der ebenfalls als Psychiater tätig ist. Er hatte im Auftrag von Zschäpes Anwälten das Gutachten von Saß methodenkritisch untersucht. „Faustmann ließ in seinem Gutachten kein gutes Haar am Gutachten seines Kollegen“, bilanziert Mira Barthelmann vom Bayerischen Rundfunk. Zudem habe er generell bezweifelt, dass Saß für den Fall zuständig war. Damit kritisierte er auch indirekt das Gericht. Deshalb hätten Zschäpes Verteidiger ihrer Mandantin wohl keinen Gefallen getan.

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Ist Beate Zschäpe schuldfähig?

Ist die Angeklagte schuldfähig? Ist sie psychisch gestört? Um diese Frage wird derzeit im NSU-Prozess gestritten. Ein Psychiater will im Auftrag der Verteidigung schwere Fehler im Gutachten über die Angeklagte entdeckt haben.

Ziemlich ungemütlich geht es derzeit im Münchner NSU-Prozess zu. Da wird geschrien, gepöbelt, gestritten. Die Schlussphase von Deutschlands umfangreichstem Terrorismusprozess strapaziert die Disziplin von allen, die daran teilnehmen.

Den Ausschlag gaben am Dienstag die Verteidiger der Hauptangeklagten Beate Zschäpe. Sie wehren sich gegen das Gutachten des vom Gericht beorderten Sachverständigen Henning Saß, der Zschäpe für voll schuldfähig erklärt und die Sicherungsverwahrung für sie nahegelegt hat. Zschäpes Verteidigung greift deshalb zu einem sogenannten methodenkritischen Gutachten, erstellt von dem Bochumer Neurologen und Psychiater Pedro Faustmann. In einem umfangreichen Antrag forderten die Verteidiger, Faustmann als Sachverständigen anzuhören. Dessen Untersuchung habe in Saß‘ Ergebnis schwere Fehler aufgedeckt.

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