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Etwas konkreter wird die Problematik der Verselbständigung der Einzelwissenschaften in Patrick Süskinds Das Parfüm erkennbar. Der Protagonist, Grenouille, steht hier sinnbildlich für einen Wissenschaftsbetrieb, der sich selbst als höchstes Ziel setzt und die Interessen der Menschheit übergeht.
Versuchen Sie, die Geschichte Grenouilles anhand der Filmvorschau kurz zusammenzufassen.
Beurteilen Sie: Ist Grenouille ein guter Wissenschaftler?
Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau greift den Gedanken vom Naturzustand gut einhundert Jahre nach Thomas Hobbes auf, kommt aber zu anderen Schlüssen: Die Probleme des Zusammenlebens der Menschen, so Rousseau, bestehen in einem reinen Naturzustand, wie ihn Hobbes beschreibt, noch nicht. Erst die Kultur bringe die Menschen in die Lage, Konflikte miteinander zu entwickeln. Im Gegensatz zu Thomas Hobbes sieht Jean-Jacques Rousseau den Staatsschluss nicht als ein zähneknirschendes Abtreten von Freiheiten an, um mit einem autoritären Staat das kleinere Übel als den Naturzustand zu erreichen. Bei Rousseau finden sich die edlen Wilden vielmehr freiwillig zu einem vertragsbasierten Staatsschluss zusammen, um ihre ganz individuelle Situation zu verbessern; der Vertragsschluss beruht daher seinerseits auf einem Gemeinwillen, der den Vertragspartnern zueigen ist. Allein der Vorschlag für ein solches Vertragswerk bedeutet in der damaligen Zeit natürlich ordentlich Sprengstoff. In einigen Ländern wird Rousseaus Buch Der Gesellschaftsvertrag oder die Grundsätze des Staatsrechtes verboten. Der Philosoph selber flüchtet aus Paris ins englische Exil. Er gilt heute mit seinen Schriften als einer der wichtigsten Vordenker und Wegbereiter der Französischen Revolution.
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Der preisgekrönte Animationsfilm Balance von Christoph und Wolfgang Lauenbach illustriert, wie die Welt ins Ungleichgewicht gerät, während jeder für den eigenen Vorteil kämpft.
Jean-Jacques Rousseau: Ideen für weiteres Philosophieren
Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778), französischer Staatsphilosoph, gilt neben den Engländern Thomas Hobbes und John Locke zu den wichtigsten Vertragstheoretikern seiner Zeit. Seine Hauptwerke sind der Gesellschaftsvertrag (1762) und Émile (1762).
Letztlich begründet durch den Englischen Bürgerkrieg 1642 und durch das Wegbrechen feudaler Strukturen entsteht ein Problem: Wie kann man das Verhältnis von beiden, von Bürgern zueinander, aber auch von Staaten zueinander, denken? Thomas Hobbes veröffentlicht 1651 sein Hauptwerk Leviathan. In ihm versucht er ähnlich radikal wie Descartes von allen überkommenen Vorstellungen darüber, wie Staat und Bürger zueinander stehen, abzusehen. Dazu konstruiert er ein Gedankenexperiment: Der Naturzustand, ein hypothetischer Zustand, in dem die Menschen noch ohne Kultur leben, liefert ihm die Ausgangslage für eine Einschätzung der menschlichen Natur.
Für den Menschen im Naturzustand entwickelt er folgendes Argument: Der Mensch, sofern ihn keine Wirtschaft oder Autorität in kulturell bedingte Schranken verweist, ist in erster Linie an der Sicherung der eigenen Bedürfnisse interessiert. Dies kann zu Interessenkonflikten zwischen einzelnen Menschen führen, zum Beispiel, wenn zwei das Gleiche besitzen möchten. Doch wessen Konkurrenz hat ein Mensch zu befürchten? Prinzipiell, so Hobbes, die Konkurrenz aller einzelnen Mitmenschen. Denn alle sind gleich in ihrer Fähigkeit, den anderen zu besiegen. Ebenso ähneln sich die Bedürfnisse aller Menschen, eben weil alle Menschen gleich sind. Wie jedoch kann ich meine Bedürfnisbefriedigung sichern, wenn ich prinzipiell fürchten muss, auf Schritt und Tritt anderen zu begegnen, die mich betrügen, angreifen und besiegen oder sonstwie aus eigenem Interesse benachteiligen?
Die Lösung ist so einfach wie naheliegend: Indem ich selber betrüge, angreife oder benachteilige. In einem Zustand, in dem alle prinzipiell gleich sind, stehen diese Möglichkeiten jedem Einzelnen offen. So entsteht ein Krieg jedes Einzelnen gegen jeden Einzelnen. Aufgrund der Furcht und dem Argwohn, die uns allen gemein sind, sind wir alle versucht, Erstschläge gegen die anderen zu verüben. Durch die andauernde Konkurrenz wird das menschliche Zusammenleben zu einer Qual: Grund genug, wie Hobbes es nahelegt, seine Freiheit an einen starken Herrscher abzutreten, der durch einen Vertrag gerechtfertigt herrschen darf, um Ordnung zu schaffen.
Immerhin: Indem Hobbes annimmt, dass im Naturzustand alle Menschen gleich sind entwirft er eine Haltung, die die weithin vertretene Vorstellung vom Gottesgnadentum problematisiert. Später entsteht daraus die Vorstellung von Gleichheit als unveräußerlichem Gut. Bereits 1776 findet sich das Prinzip in den Grundrechten von Virginia, der ersten Staatsverfassung in Amerika: „Alle Menschen sind von Natur aus gleichermaßen frei und unabhängig und besitzen gewisse angeborene Rechte […]“, heißt es dort.
Thomas Hobbes: Ideen für weiteres Philosophieren
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Zur Heranführung an den Gedanken zum Naturzustand kann dieser Film dienen. Allerdings beinhaltet das Material die Schwierigkeit, dass die Figuren im Film stellenweise durch Körpersprache und Gestik kommunizieren, also ein Naturzustand im strengen Sinne nicht dargestellt wird. Hiermit ist bereits ein Problem für eine Rousseau-Erarbeitung angebahnt: Steht die Musiktruhe im Film nicht vielleicht schon für Kultur?
Aufgaben:
Fassen Sie die Handlung kurz zusammen. Welche Elemente gibt es?
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Willi Vossenkuhl und Harald Lesch im Gespräch über beide Philosophen. Besondere Stärke ist die Verortung der Philosophen in ihrem historischen Zusammenhang.
Thomas Hobbes: Biografische Daten
Thomas Hobbes (1588 – 1679), Mathematiker, Staatstheoretiker und Philosoph aus England, gilt als Begründer des aufgeklärten Absolutismus. Seine Hauptwerke sind De Cive und Leviathan. Thomas Hobbes gilt neben John Locke und Jean-Jacques Rousseau außerdem zu den bedeutendsten Vertragstheoretikern seiner Zeit.
Mit der Französischen Revolution leitet das 18. Jahrhundert Umbrüche ein, die das Leben in Europa fundamental verändern. Eine Machtverschiebung findet in der Gesellschaft statt, die von Aufklärungskünstlern, Literaten und Philosophen wort- und lehrreich begleitet wird. Das Bürgertum beendet die Herrschaft des Adels. Und zunächst einmal prägt Gewalt das Bild vom neuen Europa. Das aufbegehrende Bürgertum kennt mit den Adeligen keine Gnade. Unter dem Jubel der Massen werden selbst diejenigen noch enthauptet, die sich kampflos ergeben.
Doch auf die Gewalt folgt der Wandel: Noch im selben Jahr werden in den USA und in Frankreich Menschenrechte deklariert. Erste republikanische Verfassungen werden parlamentarisch abgestimmt. Das Bürgertum hat erreicht, wonach es so lange gestrebt hat: Selbstbestimmung. Individuelle Rechte. Die Macht, seine Geschicke zu lenken, oder zumindest doch: sie zu beeinflussen. In der Philosophie werden nun Modelle wie Staat und Gemeinschaft, aber auch Begriffe wie Bürger oder Individuum völlig neu diskutiert. Immanuel Kant fordert, der neue Staat möge sich von den feudalen Strukturen des Alten verabschieden. Stattdessen solle ihn ein Bürgerbild bestimmen, das nicht länger von der Willkür des Adels abhängig ist.
Der Schlüssel zu diesem Staat liegt für Kant in der Begabung eines jeden Menschen zur Vernunft. Schon 1784 – fünf Jahre vor der Revolution – fordert er in seinem Essay „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung“ von seinen Lesern: „Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Und er beschreibt den selbstständigen Verstandesgebrauch als die Möglichkeit jedes Menschen, sich aus einer Unmündigkeit zu befreien, die er als selbstverschuldet bezeichnet. Wer also von seinem Verstand nicht Gebrauch macht, meint Kant, der ist auch nicht mündig.
Aufklärung im philosophischen Sinne ist nach Kant ein Prozess, der sich nicht etwa auf eine Epoche beschränkt, sondern immer wieder stattfinden muss. Sie ist eine Aufforderung an jeden einzelnen, sich diskursiven Machtverhältnissen nicht unhinterfragt zu fügen, sondern sich immer wieder mündig zu machen, indem man sich mit ihnen befasst. In seinem achten Brief „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ bemerkt Schiller etwa zehn Jahre nach der französischen Revolution: „Der Geist der freien Untersuchung hat die Wahnbegriffe zerstreut, welche lange Zeit den Zugang zu der Wahrheit verwehrten“.
Vorbereitet wurden große Diskussionen der Philosophie der Aufklärung durch Philosophen wie den Franzosen René Descartes oder den Engländer Thomas Hobbes. 1641 zweifelt Descartes in einem Gedankenexperiment an, dass es irgendeinen sicher wahren Eindruck gibt, der uns durch unsere Sinne vermittelt wird. Seine radikale Skepsis führt ihn zu der Annahme, es gebe im Leben nur eines, das sicher sei: Nämlich, dass das Denken sich selbst beweist. Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich: Landläufig ist seine Lehre heute unter diesem Satz bekannt.
Ähnlich radikal verfährt Thomas Hobbes im Jahr 1651 in seiner Schrift Leviathan; darin überlegt er: Was wäre das Ergebnis, wenn wir uns zur Begründung für unsere Staatsformen das wahre Wesen des Menschen vor Augen halten? Um sich dieses „wahre Wesen“ erschließen zu können, stellt sich Hobbes einen hypothetischen Naturzustand vor, in dem der Mensch sozusagen vor aller Kultur lebt. Mit diesem Gedanken arbeitet Jean-Jacques Rousseau später weiter.
Leicht sieht man: Sowohl Descartes als auch Hobbes, beide eigentlich vor-aufklärerische Philosophen, arbeiten mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner, den man sich denken kann. Von hier ausgehend können ihre Nachfolger vieles völlig neu aufbauen. Es entsteht eine Dynamik in der Geschichte der Philosophie, die Ihresgleichen sucht. Im Dossier werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Philosophen der Zeit der Aufklärung und versuchen gleichzeitig, ihre Positionen didaktisch sinnvoll zu vernetzen.
Die Einführung in die Philosophie der Moderne behandelt die wichtigsten Fragen dieser Epoche. Die Industrialisierung verändert die Lebenswelt im 19. und im 20. Jahrhundert radikal. Die Philosophie steht vor vielen ethischen Fragen, die es in den vorherigen Jahrhunderten nicht gegeben hat. Angesichts des schwindenden Einflusses der Kirchen muss man sich neu orientieren.[Zum Dossier]
Nach Locke kann man die Rolle von Raum und Zeit problematisieren: Wie kann das Ich eigentlich in der Lage sein, auf sich selbst zurückzugreifen? Braucht es dafür nicht schon Formen des Betrachtens? Ein problemstellendes Material ist das Stück Krapp’s last Tape von Samuel Beckett, das die folgenden Videos zeigen:
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Stellen Sie sich vor, der Mann im Raum mit Tonbandgerät ist Ihr Erinnerungsvermögen an Sie selbst. Wofür stünde das Tonbandgerät? Könnte Krapp auch ohne Band arbeiten? Oder tragen wir alle eine Art Tonband mit uns herum?
Besorgen Sie sich ein Glas Wasser und einen Strohhalm oder einen ähnlichen Gegenstand, beispielsweise einen Stift. Nehmen Sie nun den Strohhalm in die eine und das Glas in die andere Hand und halten Sie das Glas vor den Strohhalm. Sie werden bemerken, dass sich Ihre Wahrnehmung von dem Strohhalm dort, wo Ihr Blick durch das Wasser verstellt wird, verändert: Anscheinend hat der Strohhalm einen Knick.
Jetzt überlegen Sie: Was folgt aus Ihrer Beobachtung in Hinblick auf unsere Wahrnehmung von dem Strohhalm? Können Sie Ihrer Wahrnehmung trauen? Diskutieren Sie diese Fragen mit anderen Lesern.
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René Descartes hätte an den Farbenspielen von Beau Lotto seine Freude gehabt: sie veranschaulichen, wie anfällig unsere Augen für Illusionen sind. (TED-Talk, Englisch).
Wenn wir wissenschaftlich Denken wollen, müssen wir einen Begriff der Wahrheit haben, denn wissenschaftliche Theorien sollen ja wahr sein. Mit der Definition dieses Begriffs befasst sich die philosophische Erkenntnistheorie. Für erkenntnistheoretische Diskussionen der Aufklärung legt René Descartes im Jahr 1641 mit seinen Meditationen einen Grundstein. Er stellt folgende Frage: Was kann ich sicher wissen? Ob es kalt ist, ob hell oder dunkel, wie sich etwas anfühlt, ob etwas außer uns existiert: Alle diese angenommenen Wahrheiten lassen sich der logischen Möglichkeit nach infrage stellen. Denn es könnte sich bei ihnen genauso gut um Sinnestäuschungen handeln.
Bleibt also nichts, was wir als Wahrheit annehmen können? Doch, sagt Descartes: Wir mögen zwar möglicherweise diversen Sinnestäuschungen ausgesetzt sein, sind aber auch in der Lage, über diese Sinnestäuschungen nachzudenken. Dass wir denken, setzt aber die Existenz unseres Ichs voraus. Anders formuliert: Sobald wir denken, können wir uns zumindest einer Sache sicher sein: unserer eigenen Existenz.
René Descartes: Ideen für weiteres Philosophieren
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Nur wenige Filme befassen sich ähnlich eindrucksvoll mit der Idee vom Kartesischen Zweifel wie der Blockbuster Matrix, der das Gedankenexperiment radikal auf die Spitze treibt. Der Film illustriert die Idee vom Gehirn im Tank, die in der jüngeren Philosophie viel diskutiert worden ist. Die Idee: Jede unserer Wahrnehmungen könnte eine Illusion sein, die uns über Elektroden direkt in unser Gehirn eingespielt wird, während wir gar keinen Körper besitzen.
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Dieses Video behandelt innerhalb der ersten Minuten Descartes‘ Cogito-Argument sehr deutlich. Darüber hinaus erfolgt eine erörternde Einordnung in den historischen Zusammenhang seiner Zeit.
Überlegung zur kritischen Erörterung der Position Descartes‘:
Kann ein Etwas sicher von sich sagen „Ich bin ein Ich“ (im Gegensatz zu nur „Ich bin ein Etwas“), nur weil dieses Etwas denkt? Oder sollte es nicht eher heißen: „Etwas denkt (was auch immer Denken ist)?“ Diskutieren Sie diese Frage mit anderen Lesern
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René Descartes (1596 – 1650). Nach Descartes ist der Kartesische Zweifel (auch methodischer Zweifel) benannt, nach dem nichts außer uns selbst sicher wahr sein kann. Nur die Existenz unseres Ichs ist sicher, weil sie sich durch unser Denken schon selbst beweist.
Biografie zu René Descartes (Quelle: www.rene-descartes.de)
Tabellarische Kurzbiografie zu René Descartes (Quelle: www.zeno.org)
1. John Locke und der Empirismus: Die Bedingungen unserer Wahrnehmung
Empiristen sind Theoretiker, die der Auffassung sind, nur durch die Wahrnehmung könne man zu Wissen gelangen. John Locke vertritt diese Haltung historisch besonders wirkmächtig. In Buch 2 des Versuches über den Menschlichen Verstand schreibt er in Kapitel 1, Absatz 2: „Alle Vorstellungen kommen von der Sinnlichen- und Selbstwahrnehmung“. Das räumt auf mit der Vorstellung der angeborenen Ideen aus der Philosophie der Antike, also jenes Wissens, das uns ab dem Tage unserer Geburt vor aller Erfahrung gehört.
Zunächst klingt es sehr nach common sense, zu sagen: „Es existiert sicherlich nur das, was wahrnehmbar ist.“ Aber es wirft die Frage auf: Woher soll eigentlich das kommen, was die Bedingung unserer Wahrnehmung ist, besonders unserer Selbstwahrnehmung?
Ein Beispiel: Wir können uns an uns selbst zu einem anderen Zeitpunkt erinnern – gestern zum Beispiel. Das sieht Locke auch so. Aber: Wir müssen doch irgendwie einen Eindruck davon haben, dass der Gedanke, den wir gestern gedacht haben, zu einem anderen Zeitpunkt gewesen ist, als dieser Gedanke jetzt gerade, in diesem Moment. Woher sollen wir aber ein Zeitgefühl für die Einordnung der Akte unseres Ichs haben? Lockes Lösung: Die Abfolge der verschiedenen Gedanken in uns können wir innerlich wahrnehmen. Anhand ihrer Abfolge nehmen wir Zeit in uns wahr. Denn Denken geschieht ja immer in der Dimension des Nacheinander, ein Gedanke nach dem anderen. Später wird Immanuel Kant diesen Gedanken wieder aufgreifen und verfeinern.
In seinen Gedanken über Erziehung erörtert Locke, wie Kinder erzogen werden sollen, und schreibt dabei sowohl über Ernährung, Bewegung und Tagesablauf als auch über die Bildung des Geistes (zweiter Abschnitt). Er legt dabei wiederholt großen Wert auf frühkindliche Erziehung. Historisch besonders wichtige Textstelle: „Die Erziehung macht den großen Unterschied zwischen den Menschen“ (§ 1).
Erkenntnistheoretische, sprachphilosophische und auch theologische Diskussionen handelt Locke in Ein Versuch über den Menschlichen Verstandab. Die oben erwähnte Textstelle findet sich in Buch 1, Kapitel 2.
John Locke: Ideen für weiteres Philosophieren
Erörtern Sie frei, wie sich die Welt einem Säugling darstellen könnte. Benennen Sie die Gegenstände, die er kennen kann und woher er sie kennen kann. Hat er ein Zeitgefühl? Kann er rechnen? Diskutieren Sie diese Frage mit anderen Lesern.
Philosophieren mit Bildern: Betrachten Sie das Bild „Die Beschaffenheit des Menschen“ von René Magritte und bearbeiten Sie dazu folgende Aufgaben:
Benennen Sie die Gefühle, die Sie beim Betrachten haben.
Erklären Sie den Aufbau des Bildes.
Erörtern Sie den Sinn des Bildes und seine Tragweite: Wie entsteht unser Bild von der Welt?
Nach John Locke kann man die Rolle von Raum und Zeit problematisieren: Wie kann das Ich eigentlich in der Lage sein, auf sich selbst zurückzugreifen? Braucht es dafür nicht schon Formen des Betrachtens? Ein problemstellendes Material ist das Stück Krapp’s last Tape von Samuel Beckett, das die folgenden Videos zeigen:
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Stellen Sie sich vor, der Mann im Raum mit Tonbandgerät ist Ihr Erinnerungsvermögen an Sie selbst. Wofür stünde das Tonbandgerät? Könnte Krapp auch ohne Band arbeiten? Oder tragen wir alle eine Art Tonband mit uns herum? Wenn Sie diese Frage interessiert, springen Sie einfach zu Immanuel Kant, 1. Raum und Zeit. Oder Diskutieren Sie diese Fragen mit anderen Lesern.
2. John Locke und Carl Gottlieb Svarez: Die neue Rolle des Bürgers
Svarez, Carl Gottlieb (1746 – 1798), Jurist, der maßgeblich beteiligt war an der Entwicklung des preußischen Rechtssystems unter dem preußischen Großkanzler Johann Heinrich von Cramer.
Die Interessen eines Bürgers macht Locke in seinem Brief über Toleranz zum Kriterium für ein gutes Gemeinwesen. Unter diesen Interessen finden sich keine Interessen religiöser oder ständischer Art, sondern lediglich die, die den Besitz und das körperliche Wohlergehen betreffen. Damit ist ein Weg zur weltlichen Rechtfertigung eines Staates eingeschlagen. Einem Bürger seinen Glauben aufzwingen könnte der Staat nach Locke ohnehin nicht, da niemand aufgrund von Zwang wirklich glauben könnte.
Gleichheit vor dem Recht geht mit der Idee der prinzipiellen Gleichheit und der Menschenrechte einher. So schlägt Carl Gottlieb Svarez im Jahr 1791 ein Modell eines Rechtsstaates vor, in dem der Monarch „Machtspruchverbot“ hat: Das bedeutet, dass er den gleichen Gesetzen unterliegt wie seine Untertanen. Svarez entwickelt in dem Vortrag die schöne Polemik, dass die französische Revolution genau dadurch ausgelöst worden sei, dass die Monarchen Machtsprüche gegen einzelne gesprochen hätten. Damit erzielt er einen kleinen Erfolg: Als 1791 das Allgemeine Gesetzbuch für die Preußischen Staaten vorgelegt wird, beinhaltet es in seiner Einleitung als Paragrafen 6 zunächst das Machtspruchverbot. Aber später, in der rechtskräftigen Fassung, wird es dann wieder gestrichen.
Beide Texte finden sich in dem Band Was ist Aufklärung? Thesen, Definitionen, Dokumente. [hg. Stollberg – Rilinger] Stuttgart 2010: Reclam, € 3,40
John Locke und Carl Gottlieb Svarez: Ideen für weiteres Philosophieren
Erörtern Sie: Was sind Interessen eines Bürgers? Entwickeln Sie aus den Bürgerinteressen einen möglichst allgemeinen Gesetzesrahmen.
John Locke: Biografische Daten
John Locke (1632 – 1704), englischer Philosoph der Aufklärung, bekannt vor allem für seine Staatstheorie, Empirist. Locke legte mit seiner Philosophie des Geistes einen Grundstein für Kants später erscheinende Transzendentale Ästhetik: Der Geist greift durch eine Form der inneren Wahrnehmung auf sich selbst zu verschiedenen Zeitpunkten (zum Beispiel gestern) zurück.
Nehmen Sie sich zehn Minuten oder mehr Zeit und setzen Sie sich mit etwas Knete an einen Tisch. Alternativ können Sie auch einen Stift und ein Blatt verwenden. Sie brauchen weiter keine anderen Werkstoffe oder Gegenstände. Na, dann fangen Sie mal an und beschäftigen Sie sich mit dem, was da vor Ihnen liegt.
Vielleicht haben Sie in den vergangenen Minuten nun etwas zu Papier gebracht oder geknetet. In diesem Fall überlegen Sie sich: Was genau haben Sie da eigentlich produziert? Woraus besteht es? Warum haben Sie genau dies produziert und nichts anderes? Anders ausgedrückt: Was sagt das Produzierte über Sie aus?
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Zur Heranführung an den Gedanken zum Naturzustand kann dieser Film dienen. Allerdings beinhaltet das Material die Schwierigkeit, dass die Figuren im Film stellenweise durch Körpersprache und Gestik kommunizieren, also ein Naturzustand im strengen Sinne nicht dargestellt wird. Hiermit ist bereits ein Problem für eine Rousseau-Erarbeitung angebahnt: Steht die Musiktruhe im Film nicht vielleicht schon für Kultur?
Aufgaben:
Fassen Sie die Handlung kurz zusammen. Welche Elemente gibt es?
Interpretieren Sie das gesamte Geschehen.
Zu welchen Schlüssen kommen Sie? Finden Sie weitere Beispiele für Ihre Schlüsse.