Lesezeichen
 

Unter Sprachfreunden

Da schreibt man was zum Deutsch, und welch Ehre wird einem zuteil? Man landet im Klartext-Forum des Vereins Deutsche Sprache! Obacht, hier schreibt ein Sprachfreund:

„Aber vermutlich ist der Autor auch nur so eine ungebildete Kreatur, nicht wegen der Argumente, sondern wegen der Meinung.“

Das Dankeschön eines Ungebildeten ist ihm sicher. Kreatürlich.

Der User HaTeKo macht einem gleich ein A für ein U vor und tadelt: „Herr Hagendick, Ihr Geschreibsel überzeugt nicht.“

Nahörnsemal. Wie könnte es auch? Denn wie schön sang schon Peter Alexander:

„Wenn auch die Jahre vergeh’n. Wenn auch die Spur’n verweh’n. Wenn auch die Zeit verrinnt. Wir bleiben so, wie wir sind!“

 

Ist mein Hintern wirklich so dick?

Ich, der sich seit einigen Tagen durch den neuen Uwe Tellkamp liest, ächzt und auch staunt, suchte die literarische Erdennähe: Ich musste ein Buch kaufen für eine Freundin eines Freundes. Ich kenne sie kaum, aber man ist höflich. Schließlich hatte sie Geburtstag und mich eingeladen, das ist ja auch nicht selbstverständlich.

In einer großen Hamburger Buchhandlungskette hoffte ich auf Rat, eine Dame mit blauen Namenschild spulte ihr Kannischihnenirgendwiebehilflichsein ab – und da ich sagte, das Buch sei für eine mir nicht sehr bekannte Frau noch faltenfreien Alters, landeten wir nach einigen Schlenkern vor der Abteilung „Freche Frauen“.

„Hier finden Sie was!“ beschied mich die Dame mit abverkaufssicherer Stimme und nickte mir ermutigend zu.

Diese Sparte war mir dahin gänzlich unbekannt. Dabei ist sie riesengroß: drei Regale, berstend gefüllt, nur die „Klassiker“ sind größer. Aber nicht so bunt! Rosa, hellblau, malvenfarben pastellte es von den Einlegeböden, brannte sich eine neue, geheimnisvolle Welt ein. Offenbar die der modernen Frau. Nach drei, vier, fünf Titeln war jedoch klar: Hier finde ich sicher nichts, weswegen ich mich nicht später gehörig schämen müsste. Zöge man Rückschlüsse auf die Frauen nur anhand der Buchtitel, wäre das weibliche Geschlecht ausschließlich dick, auf verzweifelter Suche nach einem Mann und ständig pleite. Oft auch alles drei zusammen. Naja, bitte, hier eine Auswahl der Titel:

Die Dispo-Queen, Lizenz zum Seitensprung, Vom Umtausch ausgeschlossen, Die Schnäppchenjägerin, Da hilft nur Schokolade, Liebe mit Jojo-Effekt, Kleine Sünden zum Dessert, Halbnackte Bauarbeiter, Reich heiraten!, Club der wilden Mütter, Geht’s noch?, Die Supermamis von Manhattan, Ein unmoralisches Sonderangebot, Au Pairs – dringend gesucht!

Wer liest denn so ein Zeug? Manchmal standen die Bücher in dreifacher Ausführung im Regal. Sucht man Ovids Metamorphosen: Ha, Dasmüssenwirwohlbestellensorry. Aber freche Frauen sind immer auf Lager. Wie gesagt, drei Regale. Meinen Lieblingstitel möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten. Männer sollten ihn nie (!!!) ihrer Liebsten schenken. Sowieso sollte er aus sämtlichen Buchhandlungen, Antiquariaten und auch dem VZLB entfernt werden. Er heißt, das denke ich mir nicht aus: Ist mein Hintern wirklich so dick?

„Na, was gefunden?“ Die Buchhandlungsdame hatte sich geräuschlos neben mir materialisiert und guckte erwartungsvoll.
Ich stapfte an ihr vorbei, zur normalen Belletristik. Auf dem Weg – diese Buchhandlungen sind ja riesig – überlegte ich, wie eine vergleichbare Sparte für Männer aussehen müsste. Mir fiel nichts ein (bin aber immer noch für Vorschläge dankbar.)

Ach ja: Ich kaufte Franny und Zooey von J.D. Salinger. Das sollte bitte jeder einmal lesen.

 

Kinder, lest keine Fantasybücher!

So Kinder: Jetzt ist mal Schluss mit Harry Potter, Tintenblutherztod und all diesem anderen Fantasyzeug. Denkt doch mal an die Realität! Wie der Schriftsteller Klaus Kordon: „Die literarische Fantasy-Welt ist meiner Ansicht nach auch eine große Gefahr für Kinder, weil sie mit der Realität, in der sie leben, gar nicht konfrontiert werden.“ Denn: „Ich stelle mir so ein Hartz-IV-Kind vor, das nur Geschichten über Prinzessinnen und Drachen liest und die Wirklichkeit völlig ausblendet.“

Ja, so ein Hartz-IV-Kind. Vielleicht liest es gerade deswegen Fantasy, da es durch seinen Präfix ohnehin schon genug der harten Wirklichkeit teilhaftig wird? Besser als Drogen zu nehmen oder rumzulungern, könnte man meinen. Oder in Zeiten von PISA mal grundsätzlich gesprochen: Schön! Dass! Es! Überhaupt! Ähem: Liest! Und was ist mit den Saab-900-Kindern? Dürfen die noch Rowling lesen, Funke und Colfer? Weil ihre Realität so schön ist mit Blümchenkleidern, Sommerurlaub und Lederranzen, dass ihnen Drachen und Prinzessinnen nicht schaden?

Nun, was würde Kordon empfehlen? Marx, Adorno, wenigstens Brecht? Nö, nichts weiter, jetzt kriegt das Fernsehen noch sein Fett weg. Dort gebe es „eine Sehnsucht nach heiler Welt“. „Es kommt so viel Schrott im Fernsehen. Vor ein paar Jahren hätte man gesagt, das kann man nicht senden. Aber offensichtlich ist es so: Je seichter es ist, desto besser die Einschaltquote.“ Gut, soviel Gratismeinung muss drin sein.

Und die Kultur verfällt auch mal wieder: So gebe es in der Gesellschaft einen Trend „weg von allem Realistischen, Aufrüttelnden und Beunruhigenden.“ Also liebe Eltern, gebt euren Kindern beunruhigende Literatur, damit sie mal wieder auf den kratzigen Teppich unserer Gesellschaft kommen, wo Prinzessinnen in Frau-im-Koma-Zeitschriften stehen und Leute wie Herr Kordon ihnen vorschreiben können, welche Bücher sie kaufen, lesen und gut finden sollen.

 

Kafkas Pornoschrank

Biografieforscher an vorderster Front. Erst entdeckt einer Goethes heimliche Liebe zu Anna Amalia, jetzt das: Franz Kafka las Pornos! Da graust sich der Germanist. Zumindest, wenn er vom Buch des britischen Autors James Hawes gehört hat, das gerade in England erschienen ist. Excavating Kafka heißt es, „Kafka freilegen“. Es beschreibt unter anderem, wie der Schriftsteller seine Schmuddelhefte in seinem Schrank einschloss. Den Schlüssel nahm Kafka in die Ferien mit, damit die Mutter die Sammlung nicht fand. Und Hawes will Bilder zeigen! Sexbildchen: Mit Tieren! Pfui, Franz! Die Hefte hatte er von Franz Blei – demjenigen, der die ersten Werke Kafkas 1908 veröffentlichte.

So, und jetzt atmen wir mal durch. Der Amethyst und Die Opale, so hießen die Zeitschriften. Sie erschienen um die Jahrhundertwende, Franz Blei war ihr Herausgeber. Das Groteske, das Erotische wollte er in ihnen zeigen. In den Heften standen Texte richtiger Schmuddelautoren: Goethe, Rimbaud, Wilde und Robert Walser. Die Zeichnungen kamen von Künstlern wie Alfred Kubin oder Theodor Thomas Heine. Wird Ihnen schon heiß?

Der Kafka-Biograf Reiner Stach sagt zu den Heften: „Es waren zwar pornografische Darstellungen dabei, aber Sie dürfen sich das nicht so vorstellen wie die harte Pornografie heute. Das sind Zeichnungen, keine Fotos. Das sind spielerische Darstellungen, die haben zum Teil karikaturistischen Wert.“ Die Zeitschriften waren also nicht die Praline und St.Pauli Nachrichten der Jahrhundertwende, und dass Kafka sie las, ist lange bekannt. Er hatte sie abonniert, als er 24 war. Das schrieb bereits Klaus Wagenbach vor 50 Jahren auf.

Was ist denn jetzt erstaunlich daran? Dass Kafka diese Hefte las, die damals zwar als erotisch, nicht aber als obszön galten und sogar in Bibliotheken liegen? Oder dass 100 Jahre später ein englischer Forscher, ihrer ansichtig geworden, „Porno, Porno“ schreit? Hawes sagt, er möchte endlich die Kafka-Forschung aus ihrer Verlogenheit führen, den Teppich lüften, unter dem die schmutzigen Details liegen. Er will den Mythos zerstören vom keuschen Dichter. Toll: Diejenigen, die selbst viel schlimmere Heftchen vor ihren Ehefrauen verstecken, können sich Kafka nun nahe fühlen. „Der ist ja wie ich! Den les ich jetzt!“ So bringt man die Literatur ins Volk.

Vielleicht kann Hawes aber einfach kein Deutsch lesen. Denn Kafkas schmutzige Seiten, seine Bordellbesuche, seine Flirts mit Wirtsmädchen sind doch schon längst aufgeschrieben worden. Den Schrank schloss Kafka übrigens aus anderen Gründen ab. Dort lag sein Sparbuch. Und das durften seine Eltern wirklich nicht sehen.

 

Steuerhinterziehung? Auch dufte!

Martin Walser widmet sich mal wieder dem Deutschen an sich. Kürzlich empörte er sich noch vor der Bayerischen Kulturakademie über das stetige „Rechthabenmüssen“, den „moralischen Oberton“ und „die Heuchelei“ seiner Landsleute – nun ist er wieder auf 180.

Es sei gerechtfertigt, wenn deutsche Unternehmen Bestechungsgeld zahlten, um an Aufträge zu bekommen, sagte der Schriftsteller dem Wirtschaftsmagazin Capital. Dass Manager wie Heinrich von Pierer oder Klaus Zumwinkel an den Pranger gestellt würden, findet Walser „deutsch, deutsch bis ins Mark“.

Zum Fall Siemens meinte er: „Meine Vermutung ist, so ein Unternehmen ist derart konstruiert, dass bis zu einer gewissen Ebene alle wissen, wir müssen bestechen, aber wir müssen für den Fall des Falles die Spitze davon freihalten. Dann ist das eine sehr solide, vernünftige Konstruktion.“ Nämlich so wie früher, als die Knechte putzten, wenn der König gepupst hatte.

Und Steuerhinterziehung? Auch dufte! „Der Staat sollte sich mal überlegen, warum so etwas passiert. Es gibt ja wenige Steuerflüchtlinge vom Ausland in die Bundesrepublik, oder?“ fragt Walser völlig undeutsch. Auf der Strafbank: die Journalisten. Diese setzten in ihrer Berichterstattung bei den Lesern ein „wollüstiges Interesse“ voraus.

Denn:

„Die wissen, es freut die Leute, wenn man zuerst sagt, das ist einer der am edelsten aussehenden Wirtschaftsmenschen und schau mal da: korrupt, korrupt, Sumpf, Sumpf.“ Viele Menschen seien vom Neid befallen, wenn Manager das Hundertfache verdienten.

Neid, Wollust, Walser wird biblisch. Und grundsätzlich:

Geld sei das einzige Mittel zur Unabhängigkeit. Er selbst habe materielle Not immer gefürchtet. Und der Rest wird auch nicht immer ärmer: „Da bin ich absolut erkenntnisabweisend. Wenn es jetzt heißt, jeder achte Deutsche ist arm, und wenn der Staat nicht zuzahlte, dann müsste jeder vierte als arm bezeichnet werden – das kann ich mir nicht vorstellen.“

„Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr“, sagte Walser zur Kulturakademie in Bayern. Das Schöne: Er darf das alles sagen. Das Blöde: Man darf’s zitieren.

 

Sex, Literatur und die Stadt

Im Film Sex and the City liest Sarah Jessica Parker ein Buch namens Liebesbriefe großer Männer – und weil sich ja viele Frauen mit der Rolle der Carrie identifizieren, gehen sie ins Internet und fragen nach dem Buch. Dumm nur: Das gibt es gar nicht! Allerdings eines mit ähnlichem Titel. Love Letters From Great Men and Women heißt es, und dümpelte bisher auf einem sechsstelligen Amazon-Verkaufsrang. Nun aber ist es unter den 150 meistverkauften Büchern. Was so ein Film alles anrichtet…

 

Mal wieder Harry Potter

Eine kleine Vorgeschichte von Harry Potter ist am Dienstagabend in London für 25 000 Pfund (mehr als 31 500 Euro)
versteigert worden. In dem nur 800 Worte langen Text beschreibt die Autorin Joanne K. Rowling Ereignisse, die noch vor ihrem 1997
erschienenen ersten Potter-Band spielen. Die handgeschriebene Mini-Geschichte namens Potter Prequel behandelt die Zeit drei Jahre vor der Geburt des Zauberlehrlings. Die Interessenten lieferten sich nach Angaben der Nachrichtenagentur PA um die DIN-A5-große handbeschriebene Karte einen Bieterwettstreit.

Rowling hatte die Vorgeschichte Monate nach dem Erscheinen des siebten und letzten Potter-Bandes eigens für die Auktion für
wohltätige Zwecke geschrieben. Harry Potter und die Heiligtümer des Todes kam im vergangenen Juli auf Englisch heraus. Die Potter-Bücher verkauften sich weltweit mehr als 375 Millionen Mal. Im vergangenen Dezember hatte Rowling ihr handgeschriebenes Buch The Tales Of Beedle The Bard für fast zwei Millionen Pfund versteigert.

Außer Rowling spendeten jetzt auch andere berühmte Autoren – unter ihnen Doris Lessing, Nick Hornby, Margaret Atwood und Sebastian Faulks – kleine Werke. Der Text von Doris Lessing brachte so 3000 Pfund ein. Der Gesamterlös soll der englischen Sektion der Schriftstellervereinigung P.E.N. sowie dem Legastheniker-Programm Dyslexia Action zur Verfügung gestellt werden. (dpa)

 

Nicht schon wieder, Eva!

Sie ist wieder da. Ein halbes Jahr nach ihrem Arche Noah-Prinzip hat Eva Herman mal wieder etwas in die Tastatur gegossen. Und weil es ihr ständig ums Prinzip geht, heißt das neue Buch Das Überlebensprinzip. Oha. Wandelt sie jetzt auf den Spuren von Rüdiger Nehberg? Erzählt Sie uns, wie wir überleben in dem Dschungel aus NS-Autobahnen und NS-Familienpolitik, in den sie sich ehedem begab? Und vielleicht wie wir dort den besten Apfelkuchen backen?

So ähnlich. Sie beantwortet die Fragen, die uns schon lange unter den Nägeln brennen: „Was würde Eva Herman heute anders machen?“, heißt es im Pressetext. Eine Anregung hätt‘ ich da: Keine Bücher mehr schreiben?
Weiterhin verspricht sie Folgendes zu beantworten: „Warum mag sie keine Kinderkrippen? Welche Werte sind ihr wichtig?“ Oh, Eva! Bzw.: Herr Gott! Denn um den geht’s auch wieder: „Warum wir die Schöpfung nicht täuschen können“, lautet der Untertitel des Buchs. Da saust uns allen jetzt schon mächtig der Frack. Jedoch: „Das Buch ist kein ‚wir rechnen mit der Welt ab‘, sondern Eva Herman nimmt Bezug auf Reaktionen, geht darauf ein“, sagt Pressesprecherin Annegret Rüdiger vom Hänssler-Verlag. Da hat Kerner noch mal Glück gehabt.

 

Goethe frisch gestrichen

In der Goethe-Gedenkstätte Gabelbach im Thüringer Wald sind mehrere grüne Wände für die Theaterverfilmung «Werther» ohne Erlaubnis der Denkmalpflege braun übermalt worden. „Ein Zimmer des in den 1990er Jahren nach originalen Farbfassungen
restaurierten Hauses wurde für die Filmaufnahmen farblich verändert“, sagte der Ilmenauer Kulturamtsleiter Ingolf Krause. Die untere Denkmalschutzbehörde sei nicht eingeschaltet worden, da „baulich nichts verändert wurde.“ Dies sei nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sagte die Sprecherin des Landesdenkmalamtes, Sibylle Putzke. „Es ist auch respektlos.“

 

Kulturgut auf dem Müll

Die Bibliotheksräume der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurden aufgeräumt und 80 Tonnen Papier zum Container getragen. Ordnungsliebe? Nein: Skandal! Denn es handelt sich um Bücher, zum Teil antiquarische Exemplare, größtenteils aus einer Klostersammlung einer Kapuzinerbibliothek.

Die Bibliotheksdirektorin ist jetzt dran: Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen sie erhoben wegen Untreue in fünf Fällen. Es geht um die Beseitigung von 14 wahrscheinlich wertvollen Büchern. Doch nach wie vor sind die Umstände der Büchervernichtung nicht restlos geklärt. Zunächst war sie nur ein Gerücht, erst eine interne Untersuchung deckte sie auf.

So seien unersetzliche Einzelstücke aus dem Bestand der Universitätsbibliothek in deutschen Antiquariaten aufgetaucht und Tausende Bücher auf den Müll geworfen worden, hieß es Anfang 2007. Kritiker sprachen von „Vernichtung von Kulturgut“ und einer „zweiten Säkularisation“.

Gottfried Freiherr von der Heydte, der Kanzler der KU, interessierte das eine ganze Weile nicht. Erst als dem Ingolstädter Donaukurier, fünf Bände aus einem Altpapiercontainer zugespielt wurden, ging er den Vorwürfen nach.

Das Ergebnis der Untersuchung: Zwischen Juni 2005 und Oktober 2006 wurden insgesamt 80 Tonnen Bücher in 17 Containern entsorgt. Laut Auskunft der bayrischen Kapuziner-Ordensleitung sollen davon mehr als zwei Drittel aus ehemaligen Beständen des Ordens stammen.

Die bayrischen Kapuziner hatten der Unibibliothek 1999 rund 350.000 Bücher überlassen. Etwa ein Zehntel davon sollen Bände sein, die vor der Säkularisation im Jahr 1803 erschienen und dem Freistaat Bayern gehören. Der Stiftungsvorstand der KU untersagte der verantwortlichen Bibliotheksdirektorin im Februar vergangenen Jahres die weitere Aufarbeitung der Kapuzinerbestände.

Es gebe „gewisse Anhaltspunkte, dass Bücher weggeworfen wurden, die hätten aufbewahrt werden müssen“, sagte damals Konrad Regler, Vorstandsvorsitzender der Eichstätter Universitätsstiftung.

Die KU kündigte daraufhin eine umfangreiche Untersuchung durch die Bayerische Staatsbibliothek an. Wie viele wertvolle Bücher sind wirklich im Müll gelandet? Was davon war verschimmelter Schund, was wertvolles Kulturgut? Und was wusste die Bibliotheksdirektorin?

Auf all diese Fragen sollten Antworten gefunden werden, doch die Unileitung ist sie bis heute schuldig geblieben. „Wir werden erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn alles fertig ist“, sagte von der Heydte. Wann das sein wird, könne er noch nicht sagen.

Nach Angaben der Bayerischen Staatsbibliothek hingegen ist das Gutachten bereits fertig. In Absprache mit der Unileitung und dem Wissenschaftsministerium in München werde das Papier jedoch erst in einigen Wochen veröffentlicht. Grund sei das laufende Verfahren der bayrischen Justiz. Was die massenhafte Vernichtung von Beständen der Unibibliothek betrifft, hätten sich allerdings keine strafrechtlich relevanten Vorwürfe gegen die beschuldigte Bibliothekschefin ergeben, heißt es.
(Quelle: ORF)