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Goldgräber am rechten Rand

Erst bringen sie Verschwörungstheorien unters Volk – dann Goldbarren: Ein Netzwerk von Edelmetallhändlern und Influencern verdient Geld mit rechter Hetze.

Von Dominik Lenze

Verschwörungstheoretiker verdienen gut am Verkauf von Gold und Silber (Symbolfoto).
© dpa/Sven Hoppe

In Sachen Politik hat Thorsten Schulte ein ziemlich pessimistisches Weltbild. „Deutschland steht im Zentrum der Fremdbestimmung“, poltert er auf seinem Telegram-Kanal und spricht von einer „großen Täuschung“. Die Corona-Pandemie: alles geplant, Politiker: nichts weiter als Marionetten – so lesen sich die Botschaften, die der 48-Jährige unter dem Pseudonym Silberjunge regelmäßig an seine 45.000 Follower schickt. Anders als viele andere Verschwörungstheoretiker, die sich dort tummeln, bringt Schulte allerdings auch konkrete Ratschläge unters Volk: Wer sich sorgt, der solle sich mit Silber eindecken.

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Aufmarsch der Erfolglosen

Die Neonazi-Demonstration in Weimar war ein Treffpunkt für erfolglose Rechtsradikale. Doch ein altgedienter Kader zeigt Interesse an den militanten Außenseitern. 

Von Dominik Lenze

Neonazis der Neuen Stärke Erfurt marschieren durch Weimar. © Dominik Lenze

Die rechte Einheitsfront ist ausgeblieben. Der Neonazi-Aufmarsch im thüringischen Weimar endete sogar früher als geplant – und schließlich ist einer der Kameraden auch noch von einer Wasserbombe getroffen worden. Aktivisten hatten mit Wasser gefüllte Luftballons von einem Dach auf die rechtsradikalen Demonstrierenden geworfen. Michel Fischer, ein wenig zimperlicher Neonazi, fährt sichtlich aus der Haut und verlangt aufgebracht von der Polizei, sie solle für Sicherheit sorgen. Für die, die Samstag in Weimar aufmarschierten, muss dies der Tiefpunkt einer auch insgesamt eher glücklosen Demonstration gewesen sein.

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Kaffeefahrt zur Nazidemo

Ein Erfurter Neonaziverein lädt Rechtsextreme zum Aufmarsch in Weimar ein. Unterstützung kommt von einem Busunternehmer aus dem Querdenken-Umfeld.

Von Dominik Lenze

Demonstrierende des Vereins Neue Stärke bei einer Demonstration zum 1. Mai in Erfurt
© dpa/Michael Reichel

Es klingt nach einem behaglichen Städtetrip: „Fahren Sie mit uns gemeinsam in die Stadt der Dichter & Denker“, heißt es auf der Website des sächsischen Busunternehmens Kaden-Reisen. Es gebe ausreichend Zeit für Museumsbesuche, einen Bummel durch die Innenstadt und: auch für den Besuch einer Demonstration – für „die Zukunft unseres Volkes und unserer Kinder“.

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Umsturzträume am rechten Rand der Union

Der Chef der konservativen WerteUnion steht AfD und Querdenken nahe. Zudem pflegt er Kontakte zu einem Netzwerk von Verschwörungstheoretikern aus der Finanzbranche.

Von Dominik Lenze

WerteUnion-Chef Max Otte © Wolfgang Borrs/​NDR/​dpa

Für einen Ökonomen hat Max Otte, der neue Vorsitzende des CDU-Netzwerks WerteUnion, ein ungewöhnliches Faible für Protestmusik: Auf seinem YouTube-Kanal covert er Klassiker wie Marius Müller-Westernhagens Grüß mir die Genossen. Das Lied handelt von Hausdurchsuchungen bei Linken in den Siebzigerjahren. In Ottes Version sind die besungenen “Genossen” allerdings Rechtsradikale wie der Identitäre Martin Sellner und der zeitweise vom Verfassungsschutz beobachtete AfD-Politiker Petr Bystron.

Inzwischen tritt Otte selber als Protestsänger auf – und zwar bei der Querdenken-Bewegung. Ende April sprach er auf einer Demonstration in Aachen und spielte ein Trinklied auf seiner Gitarre. Auf der Bühne sagte er: “Wir sind nicht in der Opposition, wir sind im Widerstand. (…) Und Widerstand ist nicht immer lustig.” Ein bemerkenswerter Ausspruch für ein Mitglied der Regierungspartei CDU.

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Polizeiverein mit Draht nach rechts

Ein Funktionär eines Berliner Polizistenverbands machte Geschäfte mit einem Neonazi. Sein Sprecher droht Journalisten. Jetzt hat die Polizei Konsequenzen angekündigt.

Von Dominik Lenze

Angehörige der Berliner Polizei (Symbolfoto) © Paul Zinken/dpa

Seine Geschäftspartner sollte man sich gut anschauen. Im Fall von Andreas T. hätte man gar nicht allzu genau schauen müssen: Der ehemalige Polizist hat sich die Noten des Horst-Wessel-Liedes auf den Oberkörper tätowiert. In seiner Wohnung hatte er ein Bild von Adolf Hitler ausgestellt. Getränke konnte er Gästen in einem Becher mit der Aufschrift „Rudolf Hess 1894-1987 Forever in our hearts“ anbieten. Gemeinsam mit dem Rechtsextremisten T. hatte der aktive Berliner Polizist Marco Ottomann einen Paintball-Versandhandel betrieben. Ottomann wiederum gibt sich in seiner Behörde als Kollegenfürsprecher: Er ist Schatzmeister eines umstrittenen Berufsverbandes, der Unabhängigen in der Polizei.

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Querdenker auf Journalistenjagd

Aktivisten aus dem Milieu der Corona-Leugner verbreiten Privatinformationen von Journalisten. Dabei helfen ihnen rechte Influencer, die sich selbst als Reporter ausgeben.

Von Dominik Lenze

Journalisten auf einer Münchner Querdenken-Demonstration im Mai 2020 © Felix Hörhager/dpa

Sarah Müller hat in ihrem Leben schon Tausende Rechtsradikale fotografiert. Seit rund zehn Jahren dokumentiert sie Demonstrationen, Kundgebungen und Konzerte der Szene. All die Jahre haben die Neonazis wenig, eigentlich gar nichts über sie gewusst. Bis jetzt: Medienaktivisten aus dem Umfeld der Querdenken-Bewegung haben persönliche Informationen über sie im Internet verbreitet. Erst ihr Gesicht samt vollem Namen, später Angaben über sie, ihre Jobs, ihre Auftraggeber. Manches davon falsch, manches richtig.

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