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Zwei mit dem Willen zur Merkwürdigkeit

Aus dem Herzen des Stuttgarter Spießbürgersinns kommt ein Herzensduo, das den alten Songwriterpop doch irgendwie neu klingen lässt: Sea + Air, sehr gediegen!

© Tim Dobrovolny

Zerbrechlichkeit ist die neue Härte, Angriffsfläche der neue Panzer, Sensibilität ist das neue Ding. Singer-Songwriter, Neofolkbands und moderne Chansonniers wetteifern allerorten um die Stärke von Empfindung, Tiefgang, Melancholie Weiter„Zwei mit dem Willen zur Merkwürdigkeit“

 

Die besten Smiths seit den Smiths

Wer wird sich denn über mangelnde Originalität empören, wenn eine junge Band so schöne Erinnerungen weckt: This Many Boyfriends huldigen Morrissey mit ihrem Debütalbum.

© Angular

Wer es mit seinen Vorbildern ernst meint, ohne ihnen aufs Haar gleichen zu wollen, der sollte eine gewisse Distanz zu ihnen wahren – sonst sieht man am Ende aus wie seine Eltern oder Lady Gaga Weiter„Die besten Smiths seit den Smiths“

 

Bis die Wahwahs glühen

Mit rotziger Black-Sabbath-Gitarre führt Kevin Parker seine Band Tame Impala durch benebelte Epochen der Rockmusik: ein Trip in Batikhosen mit den Globetrottern des jüngeren Pop.

© Modular People

Wer seine Hörer mit auf musikalische Weltreise nimmt, wer sie klanglich durch alle Elemente schickt und alle Sphären, wer sie in trockene Wüsten lockt oder die Weiten des Weltalls, in eisige Höhen, dunkle Tiefen, seichte Gewässer und die besonders tiefen, der sollte ihnen ein Halteseil zuwerfen Weiter„Bis die Wahwahs glühen“

 

Druckstimmenlyrik zum Schlagzeugbrett

Wann hat es je so guten Punkrock aus Deutschland gegeben? Captain Planet singen über Zorn und Poesie, Mikrokosmos und Politik. Für alle, die noch was merken.

Benni Sturm, Marco Heckler, Jan Arne von Twistern, Sebastian Habenicht (© Fabian Pieper)

Pressstimmen haftet oft ein Makel an: der Makel mangelnden Selbstvertrauens und Charismas, gar fehlender Gesangskompetenz. Weiter„Druckstimmenlyrik zum Schlagzeugbrett“

 

Irrsinnsritt durch die Samplingkultur

The Gaslamp Killer aus Los Angeles klebt atemberaubende Soundkollagen. Man kann sie Hip-Hop oder Dubstep nennen – oder einfach nur fantastische Popreflektionen.

© Brainfeeder

Das menschliche Ohr ist ein zutiefst konservatives Organ. Ständig auf der Suche nach Struktur und Ordnung, nach höherer Bedeutung, tieferem Sinn, Erklärungen, am besten den leichten. Viervierteltakte, Marschmusik, simple Tonfolgen, schlichter Cantus, wiederkehrende Klänge – das erfreut die Herzen Traditionsverhafteter Weiter„Irrsinnsritt durch die Samplingkultur“

 

Versierter Pop für die Masse

No Doubt, das waren doch diese legendären Fun- und Funk-Punker aus den Neunzigern. Die Zeiten sind vorbei! Ihr Comeback-Album löscht die besten Erinnerungen aus.

© Billy Kidd

Es ist immer wieder etwas Besonderes, wenn die ganz großen Missverständnisse aufgelöst werden. Dass der Pluto zum Beispiel ein Planet ist, dass soziale Netzwerke die Menschen vereinen, dass schwarze Präsidenten bessere Politik machen Weiter„Versierter Pop für die Masse“

 

Sabberpop von jungen Rentnern

Finger weg vom neuen Killers-Album! Es sei denn, Sie haben auf eine Platte gewartet, die das Schlimmste von Chris de Burgh, U2, Bryan Adams, Smokey und Foreigner vereint.

© Williams & Hirakawa

Es ist schwer zu sagen, was schlimmer ist: Chris de Burgh zu sein oder wie Chris de Burgh zu klingen. Ersteres ist noch als biologistische Zwangsläufigkeit zu entschuldigen Weiter„Sabberpop von jungen Rentnern“

 

Fronssösiesche Laischtieschkait

Nancy Sinatra tanzt mit Zaz und Phoenix: Das Popduo Brigitte spielt mit musikalischen Frankreichklischees und hat daraus 15 kleine Meisterwerke der Unterwanderung geschaffen.

© Revolver Promotion

Brigitte hat hierzulande einen eher altbackenen Klang. Als Vorname hat er es nicht mal in der anhaltenden Vornamenretrowelle zwischen die neuen Sophies und Ernas geschafft. Weiter„Fronssösiesche Laischtieschkait“

 

Die neue Wutmusik

Ä-r-g-e-r-l-i-c-h! Das Debütalbum von Die Heiterkeit erntet allerorts großes Lob. Unseren Autor Jan Freitag bringt dieser flauschige Indierock-Dilettantismus auf die Palme.

© Katja Ruge

In der Kunst kann Dilettantismus zweierlei sein: ein Strukturmerkmal bewusster Perfektionsverweigerung (Dada) oder der gewollten Kompetenzunterschreitung (Punk). Beides wirkt gezielt unterdurchschnittlich, irgendwie struppig und roh, jedenfalls mit Potenzial zur Überinterpretation Weiter„Die neue Wutmusik“

 

Kosmos Gitarrenrock

Musik für Mars-Fans: „Olympus Mons“ heißt der höchste Berg des Sonnensystems und das neue Album der Indieband Instrument. Die ist eine viel größere Entdeckung!

© Gerald von Foris

Es ist ja dieser Tage viel vom Mars die Rede. Entfesselte Astronomen bejubeln Bilder vom roten Planeten, als seien es die ersten. Seriöse Nachrichtensendungen küren sie zur Spitzenmeldung, als wäre die Landung der Curiosity nicht mindestens der achte Bodenkontakt in vier Jahrzehnten Marseroberung Weiter„Kosmos Gitarrenrock“