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Das ist doch eine Frau. Oder?

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Bruce Gilden Jan-Marie

Es soll ja Menschen geben, die sich nicht gerne fotografieren lassen. Stünde Bruce Gilden vor ihnen, wäre nachzuvollziehen, warum. Kaum ein Fotograf kommt seinen Motiven so nah wie er. Dass er keine Hemmschwelle kennt, hat sich aber ausgezahlt. Denn der 1946 in Brooklyn geborene Amerikaner gehört heute zu den bekanntesten und einflussreichsten Straßen-Fotografen der Welt, seine Werke sind in allen bedeutenden Häusern rund um den Globus zu sehen.

Was ist sein Geheimnis? Statt eine vermeintlich vollkommene Welt mit langbeinigen Schönheiten zu zeigen, fotografiert Gilden Gesichter mit Geschichten – in denen jede Falte für ein kräftezehrendes Ereignis, jeder Augenring für einen Schicksalschlag und jeder Kratzer für eine Wunde steht. Doch es ist noch mehr. Dass Gilden seinen Porträtierten so nah kommt und dabei auf extremes Blitzlicht setzt, führt zu der Frage, um welches Geschlecht es sich auf dem Foto eigentlich handelt. Ist es eine Frau? Schließlich hat sie längere Haare. Oder ist es doch ein Mann? Bei diesen herben Gesichtszügen…

Neben den Menschenstudien aus Coney Island, New York und Haiti, mit denen der Amerikaner bekannt geworden ist, zeigt die Galerie Robert Morat auch neue, großformatige Farbarbeiten. Diese sind in den vergangenen beiden Jahren in Zusammenhang mit dem Magnum-Gruppenprojekt „Postcards from America“ an verschiedenen Orten in den USA entstanden.

 „Bruce Gilden – Portraits“, von 8. März bis zum 10. Mai 2014 in der Robert Morat Galerie, Kleine Hamburger Straße 2, 10115 Berlin

 

Polaroids aus Papua-Neuginea

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Polaroidkameras sind etwas Besonderes. Obwohl sie wie andere Apparate weitesgehend aus den Läden verschwunden sind, weil sich die Technik des Fotografierens stetig überholt, ist die Wertschätzung für Polaroidkameras geblieben. Das spontane Fotografieren, das Festhalten eines bedeutenden Augenblicks auf Knopfdruck, bei dem das Resultat schon Sekunden später in der Hand gehalten werden kann, begeistert nach wie vor.
Auch der britische Fotograf David Bailey, eine Ikone seines Fachs, zeigt sich fasziniert von der Technik. Das beste Motiv für Polariodkameras seien Pornos, weil die Bilder nicht zur Nachbearbeitung müssten, sagt der 1938 in London geborene Künstler. In seiner Ausstellung „Bailey“, die ab 6. März in München zu sehen ist, steht ebenfalls nackte Haut im Vordergrund – allerdings nicht die junger Blondinen, sondern die der Ureinwohner Papua-Neuguineas.

Im Jahr 1974 reiste Bailey in den Inselstaat im Pazifik, um die Einheimischen, bis unter die Zähne bewaffnet, zu fotografieren. Das sei kein leichtes Unterfangen gewesen sein, nicht zuletzt, weil die Menschen Kannibalen gewesen seien.“Aber ich habe es lebendig dort rausgeschafft“, sagt Bailey, etliche, bis heute nie gezeigte Fotos im Gepäck. Diese entdeckte Galerist Daniel Blau bei einem Besuch in Baileys Studio – ein grandioser Zufall, hatte der Fotograf sie doch regelrecht vergessen. Die besten Bilder hat Blau gleich mitgenommen. Sie sind ab 6. März in München zu sehen.

„Bailey – Planet of the Apes on TV. Papua New Guines, Portraits“, Galerie Daniel Blau, Odeonsplatz 12, München, bis 3. Mai 2014

(c) David Bailey/ Courtesy Galerie Daniel Blau Munich/London

 

 

Vier Wochenenden Heiterkeit

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Wenn sieben der besten Bierbrauer, Sommeliers und Cocktailmixer Berlins an vier Wochenenden für eine große Sause zusammenkommen, dann kann das nur schön werden. Selbst wenn der Anlass dafür das genaue Gegenteil ist: Ein weiteres Gebäude in Berlin, das zuvor u.a. als Ausstellungsfläche genutzt wurde, muss Ende März neuen Gewerbe- und Wohnräumen weichen. Aber es wäre nicht Berlin, wenn die restlichen Tage des Senatsreservenspeichers nicht genutzt werden würden, um ihn mit unvergesslichen Momenten zu füllen.  An allen vier März-Wochenende findet der Bar Market statt, zum ersten Mal heute Abend.

Termine: 7./8. März, 14./15. März, 21./22. März und 28./29. März in der Cuvrystr. 3- 4 in Kreuzberg 

(c)The Bar Market auf Facebook

 

 

Quellen der Inspiration

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Welchen Einfluss Musen und Modelle auf die Kunst haben, zeigt gerade die Düsseldorfer Galerie Ludorff (oben ein Gemälde von Cornelius Völker)

(c) VG Bild-Kunst

 

Porträt eines mystischen Orts

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(c) Alexander Hattwigwelz malaparte 03welz malaparte 04

(c) Marcus Schneider

Der Journalist, Schriftsteller und Dichter Curzio Malaparte sagte einst über sein Haus auf Capri, es sei wie er selbst: „traurig, hart, streng.“ Aber nicht wegen dieser Worte ist die Villa Malaparte zur Legende geworden, sondern aufgrund ihrer einzigartigen Architektur – sie gilt bis heute als Ikone. Nun widmet ihr der Berliner Künstler Peter Welz eine Video-Skulptur-Schau in der Galerie Crone, die heute beginnt. Die Ausstellung „Malaparte“ soll ein „überdimensionales Porträt eines Hauses und mystischen Orts“ sein, so die Veranstalter, und Welz möchte damit auch eine Antwort auf eine grundsätzliche Frage finden: „Wie übersetzt man klassische, stilprägende ewig gültige Werke in zeitgenössische, junge, experimentelle Kunst?“

Peter Welz – Malaparte
28. Februar – 17. April 2014
Galerie Crone
Rudi-Dutschke-Str. 26
10969 Berlin

 

Die Woche der Kreativen

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In München läuft derzeit Deutschlands größte Veranstaltung für Designer, Kreative und Unternehmen: die Munich Creative Business Week. Ein besonderes Schmankerl (um in der Landessprache zu bleiben) dieses Events ist die MCBW Momente in der Alten Kongresshalle, wo in Konferenzen und Ausstellungen spannenden Fragen nachgegangen wird: Es geht um Technologie und Poesie, Design-Innovationen und darum, wie sich Unternehmen neu erfinden können. Einen kleinen Höhepunkt der MCBW Momente stellt das Projekt „Material Labor“ dar, in dem Studenten mit neuen Materialien ihre Produktentwürfe für Outdoor-Möbel zeigen.

MCBW Momente
26. Februar – 02. März 2014
Alte Kongresshalle, Theresienhöhe 15, 80339 München

(c) Anna Seibel

 

Muse, Muse, Muse

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Was wäre der Künstler ohne seine Muse? Salvador Dalí ohne seine Gala? Und Jan Vermeer ohne das Mädchen mit dem Perlenohrring? Wären die Maler Niemande? Ganz bestimmt nicht. Und doch ist der Einfluss einzelner – oftmals weiblicher Personen – auf den Künstler unumstritten. Eben dieser Thematik widmet sich die Ausstellung „Sylvette. Sylvette. Sylvette. Picasso und das Model“, die heute am 22. Februar in der Bremer Kunsthalle eröffnet.
Im Frühjahr 1954 lernt Pablo Picasso die junge Sylvette David an der Côte d’Azur kennen und ist sogleich von der Schönheit der 19-Jährigen berauscht. Gleich mehrere Monate steht sie ihm Modell, woraufhin mehr als 50 Werke in verschiedensten stilistischen und technischen Ausdrucksmöglichkeiten entstehen: Mal hält er die junge Frau mit Pony und Pferdeschwanz in Ölfarben realistisch und in kubistischer Abstraktion fest, dann zeichnet er sie oder fertigt Skulpturen nach ihrem Vorbild an. Selbst zur Keramik-Arbeiten und solchen aus gefaltetem Blech inspiriert ihn Sylvette. Nachdem die Bremer Kunsthalle bereits 1955 eines der Werke kaufen konnte, sind nun erstmals alle „Sylvette“-Werke des spanischen Meisters in einer Ausstellung vereint. Und wer wissen möchte, wie Sylvette heute aussieht, wird auch nicht enttäuscht.

„Sylvette. Sylvette. Sylvette. Picasso und das Model“, 22. Februar bis 22. Juni 2014, Bremer Kunsthalle, Am Wall 207, Bremen

(c) Succession Picass0 / VG Bild-Kunst , Bonn 2014

 

Holzfass trifft Holiday Book

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Dass das Ende einer Ausstellung manchmal erst ihr Anfang ist, beweisen Martin Wöhrl, Andreas Neumeister und Martin Fengel in diesen Tagen in München. Die Künstler hatten in der Vergangenheit bereits im Berliner Corbusierhaus ausgestellt, Martin Fengel die Fotografien seiner „Holiday Books“, Martin Wöhrl und Andreas Neumeister die Werke ihrer Ausstellung „Weiß man es?“.

Nun also kehren sie in München ein, und zwar nicht nur mit weiteren Arbeiten, sondern auch mit Leporelli zu ihren Schauen. Martin Fengel, der in der bayerischen Hauptstadt lebt und arbeitet, präsentiert noch einmal die im Herbst 2011 an die Wände des Corbusierhauses projizierten Fotografien, diesmal allerdings handlich zu einem Faltbuch gestaltet. Zu sehen sind die Reiseführer und Romane, die er in den Jahren seines Schaffens abgelichtet hat, von „Conan, der Abenteurer“ bis hin zu Oliver Sacks‘ „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“.

Auch Martin Wöhrl und Andreas Neumeister, die von Juni bis November 2012 im Corbusierhaus ausstellten, greifen ihre provozierende Frage „Weiß man es?“ erneut auf. Dabei zeigten sie von Wöhrl gestaltete Fassköpfe und freistehende Objekte, die sie mit Texten von Neumeister an den Wänden und auf den Fässern kombinierten. „Ihn sieh an“, forderte so ein Fasskopf den Betrachter auf, während zwei Wände weiter das Gedicht „alles nah/ alles relativ/ alles relativ fern/ alles fern/ alles relativ/ alles relativ nah“ die Fantasie fordert. Lassen Sie sich inspirieren.

Am 20. Februar lädt Galerist Peter Ottmann ab 18 Uhr in die Goethestraße 74 in München zur Vernissage der Ausstellung „1 und 2“ ein. Die Schau läuft bis zum 31. März 2014.

(c) Martin Wöhrl, Andreas Neumeister, Martin Fengel/ Galerie Peter Ottmann

 

Alle Augen auf Asien

Huangshan Mountains, Study 11, Anhui, China, 2008

Safdar Jang, Study 1, Delhi, India, 2006

Asien, das ist die Chinesische Mauer, das ist Hong Kong, das sind Reisfelder und thailändische Traumstrände. Zumindest sind das, ganz Klischees entsprechend, die ersten Assoiziationen vieler Menschen, wenn sie an den bevölkerungsreichen Kontinent denken.

Dass Asien aber noch viel mehr ist, beweist der weltbekannte Fotograf Michael Kenna. In der Galerie Bernheimer in München zeigt er unter dem Motto „Light on Asia“ Fotografien, die auf seinen Reisen durch China, Indien, Japan, Korea und Vietnam entstanden sind. Dabei hat er beispielsweise die Metropole Shanghai und ihr Treiben fotografiert. Kenna ist aber auch in die entlegendsten Landschaften des Kontinents gereist. Einmal dort angekommen, nimmt er sich besonders viel Zeit, um die Motive in einem Spiel aus Raum, Zeit und Faktoren wie den Wetterbedingungen festzuhalten. Der Fotograf zeigt keine Schnappschüsse, sondern 50 sorgsam arrangierte, oft meditative Aufnahmen. Womöglich wecken sie in manchem Betrachter eine bisher nicht gekannte Lust auf einen Trip nach Asien. Verständlich wäre es.

„Light on Asia“, vom 20. Februar bis 26. April 2014 in der Galerie Bernheimer, München

(c) Michael Kenna/Courtesy of Bernheimer Fine Art Photography

 

Ein frischer Blickwinkel

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(c) Dominik Fleischmann / C/O Berlin

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(c) Christin Raubuch / C/O Berlin

Berlinale 2014
(c) Xiomara Bender / C/O Berlin

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(c) Sveta Goldstein / C/O Berlin

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(c) Simon Becker / C/O Berlin

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(c) Milena von Bruchhausen / C/O Berlin

Fotografie-Wettbewerbe sind immer eine gute Idee. Das kann man ganz schön beim Projekt „Close Up!“ beobachten, wo sich junge Fotografen während der Berlinale als professionelle Fotojournalisten ausprobieren. Eine Fachjury wählt unter den vielen lustigen und facettenreichen Bildern das beste aus und prämiert am 16. Februar die Gewinner. Im Anschluss werden alle Fotografien in einer Ausstellung im C/O Berlin präsentiert.

Eröffnung/Preisverleihung am 16. Februar um 15 Uhr
Ausstellung von 16. Februar bis 27. April 2014
C/O Berlin. Amerika Haus. Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin