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Geht jetzt Deutschland pleite?

 

Standard & Poor’s warnt davor, dass die Bundesrepublik ihr AAA-Rating verlieren würde und Hans-Werner Sinn verbreitet postwendend und über alle Kanäle Weltuntergangsstimmung.

Deutschland untergrabe mit seiner Beteiligung an den Rettungsaktionen der EU seine Bonität, sagte Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts, am Dienstag in München. Deutschlands Versicherungsprämie für zehnjährige Staatspapiere ist im September auf den Wert von 124 Basispunkten gestiegen. Deutschland lade kaum noch beherrschbare Vermögensrisiken auf sich, sagte Sinn. Der Anstieg der Versicherungsprämie zeige, dass es dabei sei, seine Bonität zu verspielen.

Nun ist es sicher interessant, was die Rating-Agenturen und die Zocker an den CDS-Märkten sich so über die deutsche Bonität zusammenreimen. Die Frage ist nur, wie relevant es ist. Fragen wir doch diejenigen, die echtes Geld riskieren, nämlich die Investoren an den Bondmärkten. Hier ist der Kurs einer 30-jährigen Bundesanleihe.

Genau. Er steigt. Die Investoren sind also bereit, Deutschland zu überaus günstigen Konditionen Geld zu leihen – trotz Rating-Drohung und CDS-Panik. Der Grund liegt auf der Hand: Deutschland ist momentan von allen Häfen der sicherste und Investitionsentscheidungen sind immer relativ. Nun würden Sinn und andere Ceteris-Paribus-Ökonomen wahrscheinlich argumentieren, dass der Rückgang ja auf Sonderfaktoren zurückzuführen sei.

Dieses Argument aber greift zu kurz: Natürlich würden die Kurse wieder sinken, wenn italienische Anleihen wieder als sicheres Investment gelten würden. Nur dann bräuchten wir auch die Rettungsschirme nicht mehr und die Bonitätsrisiken für Deutschland würden sinken. Der Punkt ist: Diese Dinge hängen zusammen. Wenn es gelingt, durch die Überdehnung unserer Bonität die Bonität anderer wiederherzustellen profitiert auch unsere Bonität.

Damit will ich nicht sagen, dass es eine Art free lunch gibt und Deutschland beliebig Risiken übernehmen kann. Natürlich würde auch eine Hebelung des EFSF sich auf die Kreditwürdigkeit auswirken, weil zwar das Volumen nicht verändert wird, aber der Risikogehalt der ausgereichten Kredite, die dann beispielsweise den riskantesten Teil einer Staatsanleihe absichern und nicht mehr die Anleihe insgesamt.

Die Frage ist nur, was die Konsequenzen dieser Operation sind. Es wäre jedenfalls eine eindimensionale Betrachtung, vom Urteil der Rating-Agenturen oder der CDS-Märkte auf die deutschen Refinanzierungskosten zu schließen. Wir haben andere Sorgen als unsere Bonität.