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Warum Klaus Regling recht hat

 

Es gibt eine kontroverse Debatte über den Einwand von Klaus Regling, die hohe Staatsverschuldung in Griechenland sei als Maß für die Schuldentragfähigkeit nicht sehr geeignet. Die Welt wirft ihm vor, die Schulden kleinzurechnen.

Dabei ist es doch wirklich ganz einfach. Relevant für die Schuldentragfähigkeit sind – vom Wirtschaftswachstum abgesehen, dass hier als exogen betrachtet werden kann – die nominalen Verbindlichkeiten und die Verzinsung dieser Verbindlichkeiten.

Weil die Zinsen auf den Anteil der Europäer an den Hilfskrediten gesenkt und gestundet wurden, müssen die Griechen – gemessen an den hohen Schulden –  vergleichsweise wenig Geld für den Schuldendienst aufwenden. Und wenn von dieser Methode weiter Gebrauch gemacht wird, dann sinken die Beträge noch weiter.

Und natürlich wirkt sich das positiv auf die Tragfähigkeit aus, vor allem wenn die Laufzeiten lang sind. Genau so wie es sich auf die Werthaltigkeit der Forderung auswirkt.  Wenn ich morgen 1000 Euro erhalten, dann ist diese Forderung mehr wert, als wenn ich in 100 Jahren 1000 Euro erhalte.

Man kann sich einen Extremfall vorstellen, in dem die griechischen Schulden die Form einer Anleihe mit unendlicher Laufzeit und einem Nullcoupon gleichkommen. Der Nominalbetrag dieser Anleihe wäre dann ziemlich egal.

Damit ist auch klar: Zinssenkungen und Laufzeitverlängerungen mögen juristisch die Fiktion aufrechterhalten, die Forderung sei noch so werthaltig wie vorher (was sie politisch interessant macht), ökonomisch gesehen handelt es sich um einen Schuldenschnitt, sie reduzieren den Barwert der Forderungen (in unserem Extremfall nähert sich er Barwert der Null an).

Auch das Argument, der Schuldenberg mache die Anleger nervös ist nicht ganz korrekt. Die Anleger interessiert, ob Griechenland in der Lage ist, seine Verbindlichkeiten zu bedienen. Wenn die Verbindlichkeiten an den öffentlichen Sektor so strukturiert werden, dass sie den Haushalt kaum belasten, sollten das die Privatinvestoren nicht stören, weil Griechenland genug Ressourcen hat, um ihre Forderungen zu bedienen.

Deshalb gilt: Wie der Schuldenschnitt organisiert wird – ob direkt durch eine Reduktion des Nominalwerts oder indirekt durch günstige Konditionen – ist am Ende nicht so wichtig. Und deshalb hat Regling recht.