Zwei Tote in einem Wohnmobil in Eisenach, ein explodiertes Haus in Zwickau: Damit endete am 4. November 2011 die Geschichte des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Gestern vor vier Jahren flog die Terrorzelle auf, was mehrere Medien zum Anlass für Zwischenstandsmeldungen nehmen. „Der mörderische Spuk hatte ein Ende – doch auch vier Jahre danach sind viele beunruhigende Fragen offen“, bilanziert Frank Jansen vom Tagesspiegel. Es sei Konsens, dass die bisherige Aufklärungsarbeit, auch die der Untersuchungsausschüsse, nicht genug sei.
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Die Anstrengungen in der aktuellen Ermittlungsarbeit „zeugen von der historischen Dimension des Schreckens, der Deutschland vor vier Jahren getroffen hat. Und der weiter rumort“, schreibt Jansen. Auch die nächsten Wochen im NSU-Prozess würden spannend, insbesondere nach Gerüchten um eine mögliche Aussage der Hauptangeklagten Beate Zschäpe.
Heute vor 4 Jahren sprach keiner über #NSU, Böhnhardt, Mundlos o. Zschäpe. Erst ab dem 07.11. wurde nach & nach Ausmaß bekannt & NSU bewusst
— Katharina König (@KatharinaKoenig) 4. November 2015
Mit der Rolle und dem Wesen Zschäpes setzt sich eine Reportage von Tim Aßmann und Ina Krauß im Deutschlandfunk auseinander. „Frau Zschäpe ist eine Person, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, die bestimmen will“, sagt da etwa der Opferanwalt Mehmet Daimagüler. Angehörige der rechten Szene beschrieben sie ganz unterschiedlich. Für die schweigende Angeklagte allerdings „wird es eng“, denn zumindest beim Anklagevorwurf der Brandstiftung am 4. November 2011 in dem Zwickauer Haus sei die Beweislage erdrückend.
Sebastian Hesse von MDR Info gibt einen Überblick über die Arbeit der Untersuchungsausschüsse, die noch längst nicht den ganzen Komplex ausgeleuchtet haben: „NSU-Aufklärung ist Sisyphos-Arbeit. Doch die Wissbegierigen bleiben dran“, heißt es dort. Wie schwer die Aufklärung ist, zeige sich auch daran, dass die Ereignisse vom 4. November 2011 bis heute nicht komplett rekonstruiert seien.
Abgeschlossen ist mittlerweile eine Untersuchung, die eine CD mit der mysteriösen Aufschrift „NSU/NSDAP“ betrifft. Der als Sonderermittler eingesetzte Grünen-Abgeordnete Jerzy Montag stellte am Mittwoch einen Bericht vor, nach dem der Bundesverfassungsschutz mit dem Datenträger frühe Hinweise auf den NSU ignoriert habe, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Übergeben hatte die CD der mittlerweile gestorbene V-Mann Thomas Ri. alias Corelli, der im Alter von 19 Jahren rekrutiert worden war. Montag empfahl, keine V-Leute unter 25 Jahren mehr anzuwerben.
Acht sogenannte Skandale zum Thema NSU listet Laura Sandgathe von der Rheinischen Post in einem Übersichtsartikel auf. Dabei geht es unter anderem auch um das Akkreditierungsverfahren für Journalisten im Prozess und um die Affäre einer erfundenen Nebenklägerin.
Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 6. November 2015.