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252. Prozesstag – Ralf Wohlleben lässt sich vom Gericht befragen

 

Am letzten NSU-Prozesstag in diesem Jahr wird es noch einmal spannend: Nachdem am Vortag der Mitangeklagte Ralf Wohlleben überraschend ausgesagt hatte, wird ihn heute Richter Manfred Götzl einer Vernehmung unterziehen. Dabei geht es allerdings nicht um die Tatvorwürfe, sondern um Wohllebens Lebenslauf. Nach dem Gericht haben auch die anderen Prozessbeteiligten Gelegenheit, dem Angeklagten Fragen zu stellen. Sie werden vermutlich an zahlreichen Stellen nachhaken wollen.

In seiner Aussage, die Wohlleben am Mittwoch vorlas, stellte er sich hauptsächlich als Opfer dar – Opfer der Lügen von Mitangeklagten und seiner Gutgläubigkeit gegenüber seinen Freunden Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Er soll für sie die Pistole organisiert haben, mit der Mundlos und Böhnhardt neun Menschen erschossen, das bestreitet Wohlleben aber. Gewalt will er nicht gutgeheißen haben. Prozessbeobachter nahmen die Einlassung als ausgesprochen unglaubhaft wahr.

Vor der Befragung hört das Gericht mehrere Zeugen. Dabei geht es erneut um den Mitangeklagten André E., der dem NSU-Trio immer wieder geholfen haben soll. Ein BKA-Ermittler berichtet über Bahncards auf seinen Namen, die die Mitglieder der Terrorzelle genutzt haben könnten. Eine andere Ermittlerin sagt über die Durchsuchung der Wohnung von E.s Frau Susann aus. Auch sie soll in die Hilfeleistungen für den NSU verstrickt gewesen sein.

Ein anderer Beamter macht Angaben zur Vernehmung des Mitangeklagten Holger G. Er soll den NSU, ähnlich wie E., mit Ausweisdokumenten unterstützt haben, damit die im Untergrund lebenden Rechtsextremisten sich unter falschen Namen in der Öffentlichkeit bewegen konnten.

Wir berichten aus München und fassen den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Der Autor twittert aus dem Gerichtssaal unter @messeticker. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.