Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Teilerfolg für Zschäpes Altverteidiger – Das Medienlog vom Mittwoch, 14. September 2016

 

Beate Zschäpe soll heute durch ihre Anwälte Antworten auf die Fragen von Nebenklageanwälten liefern. Am Vortag hatte Richter Manfred Götzl einige dieser Hundert Fragen auf Beschwerde von Zschäpes Altverteidigern für unzulässig erklärt, andere hingegen zugelassen. Für die Anwälte „bedeutet das einen Teilerfolg“, kommentiert Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung. Besonders interessant darunter sei die Frage, ob Zschäpe die Rechte für ein Interview oder eine Biografie verkauft habe oder das plane. Götzl erklärte sie für rechtens.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Sollte die Angeklagte die Frage nach der Biografie „mit einem Ja beantworten, wäre das für Zschäpe sicherlich kein Pluspunkt“, merkt Mira Barthelmann vom Bayerischen Rundfunk an und analysiert die Folgen, die es hätte, wenn eine entsprechende Veröffentlichung auf den Markt käme. Viel hätte sie wohl nicht zu erzählen. „Denn Belastendes aus der eigenen Feder vor Ablauf der etwaigen Verjährungsfristen würde die Bundesanwaltschaft erneut auf den Plan rufen.“ Die gemeinsame Zeit mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Untergrund vor Gericht zu verheimlichen und für ein Buch aufzusparen, sei sowohl dumm als auch dreist.

In den Fragen, die Götzl für zulässig erklärte, finden sich „Hinweise darauf, welche Gebiete die Richter des Strafsenats besonders interessieren – und welche für das nahende Urteil keine Bedeutung mehr haben dürften“, heißt es bei uns auf ZEIT ONLINE. So sei zu merken, dass die Zeit im Untergrund von besonderem Interesse sei. Eingedenk der vorigen Antworten auf Fragen des Gerichts „ist kein Erkenntnisgewinn zu erwarten“ – schließlich hatten die Angeklagte und ihre Anwälte mit ihrer Strategie vager Antworten und ausweichender Formulierungen „beständig den Eindruck verstärkt, etwas zu verbergen zu haben“.

Nach den gerade erst zugelassenen Fragen müssten Zschäpe und ihre beiden neuen Verteidiger Mathias Grasel und Hermann Borchert die vorbereitete Erklärung womöglich noch hastig anpassen, mutmaßt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Das könnte sich als Fehler erweisen: „Die Alt-Verteidiger hatten Zschäpe von einer solchen ’schlanken Einlassung‘ stets abgeraten.“ Bislang habe das Frage-Antwort-Spiel, das ausschließlich mit schriftlichen und verlesenen Antworten lief, das Verfahren gebremst – in der Folge sei der Prozess schlecht vorangekommen.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 15. September 2016.