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Bocksgesang rechtsaußen

Leni Riefenstahl und Ernst Jünger würden sich freuen: Auf seinem neuen Album übergießt Heino seine Volksschlager mit einer Metall-Legierung und wanzt sich an den poprechten Mainstream heran.

© Sony Music
© Sony Music

Mit dem Populismus ist es so simpel wie vertrackt. Der Volksmund versteht darunter machtbewusste Pöbelei. Der Duden definiert ihn als opportunistisch. Beiden Auffassungen dürfte entsprechen, dass der Populismus seinen Inhalt einem höheren oder niederen Zweck unterordnet und zumindest unterschwellig brüllend daherkommt. Weiter„Bocksgesang rechtsaußen“

 

Powerchords sind schon okay

Am Artrock der frühen Alben von TV On The Radio gab es nichts zu verbessern. Auf ihrer neuen Platte Seeds klingt vor allem die Zuversicht der Band unverbesserlich.

© Juco/Vertigo
© Juco/Vertigo

TV On The Radio waren schon einmal optimistisch, und damals ging die Sache nach hinten los. Im August 2008 veröffentlichte die New Yorker Band das Stück Golden Age, ihren bis dahin eingängigsten Popsong. Er war jedoch nicht als Amtseinführungshymne für Barack Obama gedacht, dessen Präsidentschaft sich zu diesem Zeitpunkt bereits abzeichnete. Weiter„Powerchords sind schon okay“

 

Hände am Hals des Hörers

Wenn sich der Schrägmeister Scott Walker und die Kuttenträger von Sunn O))) zusammentun, muss Großes entstehen. Ihr Album „Soused“ erforscht Klangwelten, die noch niemand zuvor betreten hat.

© Phil Laslett
© Phil Laslett

Scott Walker ist eines der größten Mysterien der Popgeschichte. Der Mann mit dem himmlischen Bariton, der eine Karriere als ernsthafte Beatles-Konkurrenz sausen ließ, um fortan möglichst unzugängliche Avantgarde-Musik zu machen und sich seit Jahrzehnten verweigert aufzutreten. Und Sunn O))) ist eines der gewagtesten Experimente der Popgeschichte. Weiter„Hände am Hals des Hörers“

 

Sex aus der Chipstüte

Alt-J sind die emsigsten Streber der englischen Rockmusik. Ihr zweites Album „This Is All Yours“ unterstreicht das mit einer überwältigenden Leistungsschau. Leider will es auch erotisch sein.

© Laura Coulson
© Laura Coulson

Dass man über Sex nur auf Englisch singen kann, gehört zu den tocotronischen Erkenntnissen, die sich im Lauf der Jahre bewährt haben. Dass deshalb noch lange nicht alle Engländer über Sex singen können, beweisen Alt-J mit dem Song Every Other Freckle auf ihrem neuen Album This Is All Yours. Weiter„Sex aus der Chipstüte“

 

Mutter zuhören!

„Wer hat schon Lust zu denken, wie sie denken, die uns hassen?“ Auch das zwölfte Album der Berliner Band Mutter stellt die richtigen Fragen zum Menschsein, zwischen punkrockkurz und pophymnenbreit.

© Clouds Hill
© Clouds Hill

Wahrhaft maßgeblich zu sein, über den Augenblick des Hörens hinaus bedeutsam, nicht gerade kommerziell, aber atmosphärisch erfolgreich – das gilt in den Höhenlagen der Popkultur als höchste Auszeichnung. Weiter„Mutter zuhören!“

 

Trübsinn in Technicolor

Die New Yorker Joy-Division-Nachkommen von Interpol haben eine Schaffenspause hinter sich. Auf ihrem neuen Album El Pintor klingen sie wieder wie vor zehn Jahren. Gut oder schlecht?

© SoftLimit/PIAS/Cooperative
© SoftLimit/PIAS/Cooperative

Diese Alarm schlagenden Gitarren, die beständig an den Nerven zerren. Dieser die ganz großen Bögen beschreitende Gesang, der stets ins Pathos zu kippen droht. Diese getragenen Melodien, die nie auf den Punkt zu kommen scheinen. Ja, Interpol muss man wohl mögen. Weiter„Trübsinn in Technicolor“

 

Rockender Schlendrian

Der 27-jährige Kalifornier Ty Segall produziert Alben im Akkord. Sein neustes ist eine Liebeserklärung an die kalifornische Rockmusik der Siebziger. Und ein Abgesang auf ihre Schöpfer.

© Drag City
© Drag City

Ty Segall ist der fleißigste Rockmusiker Amerikas, aber erst während der Arbeit an seiner neuen Platte Manipulator begann er, sich wirklich anzustrengen. Fünf Alben in zwei Jahren hatte der 27-jährige Kalifornier zuvor veröffentlicht. Weiter„Rockender Schlendrian“

 

Trotz und Wasser

Wie geht’s dem deutschen Emopunk? Grand Griffon aus Hamburg könnten die einzigen sein, die ihn noch beherrschen. Wenn sie sich bloß nicht so im Selbstmitleid suhlten.

© Zeitstrafe
© Zeitstrafe

Es ist kein gutes Jahr für den Emopunk, aber das kommt ihm gerade recht. Wenn die alten Kumpels meinen, sich nun dem weisen Rock oder kühlen Postpunk widmen zu müssen, treten ihnen Grand Griffon gern beleidigt nach. Weiter„Trotz und Wasser“

 

Früher war der Rock härter

Seit zehn Jahren werden The Gaslight Anthem für ihre rohe Empfindsamkeit gefeiert. Langsam werden sie sanfter, wie das neue Album Get Hurt zeigt. Spielen sie bald Country?

© Universal Music
© Universal Music

Die vielleicht ausdrucksstärksten Textzeilen zeitgemäßer Popmusik zum Alterswerk verdienter Rockmusiker stammen vermutlich von zwei deutschen Kunstkollektiven: Männer, betitelten die grandiosen Fishmob vor vielen Jahren eine frühe Platte, können seine Gefühle nicht zeigen. Weiter„Früher war der Rock härter“

 

Lieder aus Feindschaft

Spoon sind das unversöhnliche Rock’n’Roll-Gewissen der USA. Auch ihr neues Album verbietet sich jede Altersmilde und zeigt die Band doch als große Soul-Gönner.

© Tom Hines
© Tom Hines

Der texanische Rockmusiker Britt Daniel hat viele Stärken. Vergeben und Vergessen gehören nicht dazu. Als seine Band Spoon Ende der neunziger Jahre mit dem einzigen Major-Label-Album ihrer Karriere floppte und von ihrem Förderer Ron Laffitte fallengelassen wurde, schrieb Daniel gleich zwei eindeutig adressierte Songs über den Talentscout Weiter„Lieder aus Feindschaft“