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Tagebuch des allmählichen Untergangs (1)

Aus dem Leben gegriffen, das sagt sich so leicht. Wie findet ein Schriftsteller Inspiration zwischen all diesen Terrornachrichten? Matthias Nawrat schreibt für uns ein Journal.

September 2014

Geträumt, ich sei mit L. in einem Land gewesen, auf der Flucht entweder, oder in dem Land war man von vornherein verdächtig. Bei der Einreise stellte ich im Zug fest, dass ich mir keinen Pass und keine Zugtickets ausgedruckt hatte, in diesem Moment sah man schon den Grenzbeamten zwischen den Sitzreihen näher kommen. Ich fragte L., ob sie ein Blanko-Exemplar eines Passes bei sich hätte. Ich erinnere mich, dass man diese Sachen, die man für den Aufenthalt in jenem Land dringend benötigte, in einem großen, extra für diesen Zweck aufgestellten Automaten hätte ausdrucken müssen, der die Identitäten in seinem Inneren verwaltete. Der Grenzbeamte kam näher, aber L. hatte für mich nichts ausgedruckt.

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Hitze weicht die Rüben auf

Unser Kolumnist muss schreiben. Ständig. Über die Welt, die Tiere, die Mitmenschen und sich. Internetzugang hat er nicht, deshalb schickt er uns jede Woche ein Fax.

Zähneputzen morgens mit der Elektrobürste. Pralle ab an meinem Spiegelbild: Sehe aus wie eine Teich- und Tümpelkröte. Hatte am Vorabend noch über unsere Kanzlerin gelästert: bemerkenswert dröge, trotz der Claqueure, die in der Merkel-Raute eine Geste der Besonnenheit entdecken. Das ist die Rache, denke ich, über Nacht haben dich die üblen Worte verhässlicht. Frühstücksrunde vor der Bäckerei. Freunde und Bekannte, Hausmeister, Gerüstbauer, Rentnerin nach frühem Einkauf auf dem Wochenmarkt. Weiter„Hitze weicht die Rüben auf“