Kann Kunst heute noch politisch sein? Unser Kolumnist wird von blutjungen Frolleinwundern gepiesackt und hält das Banner dennoch hoch. Das Fax der Woche
Der morsche Holzpoller am Hundeauslaufrasen ist umgetreten. Kumpels streiten über die Frage, ob das Viertel kippt. Der eine: Nix, neuer Poller und das Viertel glänzt. Der andere: Obrigkeit lässt uns verlausen. Er gibt mir das Stichwort, ich sage: Es wird nie geschehen, der Aufruhr mit gutem Ausgang. Kumpels verlachen mich als Shampoo-Linker. Was ist das? Das ist ein Mann, der Greisenpsalmen flüstert. Ein Sitzblockadenknaller. Ein Liebwilli des gewaltlosen Protests.
Kaffeepötte in der Hand, Mund zum Schluck gespitzt, die Kragen der Gaunermäntel hochgeschlagen: Wir lungern zwischen Kiosk und liegendem Poller, sprechen über Politik. Bert ist der Jüngste in der Runde, er tritt nach Grasbüscheln auf dem Pflaster, und weil ihn die Unruh‘ plagt, tritt er auch nach Steinen. Ein Stein prallt gegen die Stoßstange eines Autos. Fahrer steigt aus. Fahrer nennt Bert Missgeburt. Bert nennt ihn Arschbacke.