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Energieeffizient plantschen in Lünen

Copyright: Bädergesellschaft Lünen
Copyright: Bädergesellschaft Lünen

Pünktlich zum Wochenende eine So-geht-es-auch-Meldung aus der Provinz. Im westfälischen Lünen (Insidern von Ihnen sicherlich bekannt als Standort für die weltgrößte Kupferrecycling-Anlage) eröffnet heute das erste Hallenbad mit Passivhaus-Standard Europas. Dank verbesserter Wärmedämmung und einer Dreifach-Verglasung soll das neue Lippe Bad rund 50 Prozent Energiekosten einsparen. Versorgt wird das Hallenbad über ein Blockheizkraftwerk, das mit Biogas läuft. Die anfallende Wärme wird gleich dafür genutzt, das Badewasser zu erwärmen. Passenderweise wurde an dem Standort gleich ein ehemaliges Fernheizkraftwerk aus dem Jahr 1968 topsaniert und in den Bau intergriert. Es beherbergt nun eine 25 Meter-Schwimmbahn.

193.000 Euro will Lünen jährlich an Energiekosten einsparen. Für die dauerhaft klammen Kommunen und Städte ist das schon mal eine Ansage. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die den Umbau gefördert hat, spricht daher von einem „ökologischen Leuchtturmprojekt“. Bei rund 3500 Hallenbädern in Deutschland gebe es noch erhebliches Einsparpotenzial.

 

Immer weniger Deutsche dämmen ihr Haus

Sind es die Nachwirkungen der Wirtschaftskrise? Die fehlenden, steuerlichen Anreize? Eine allgemeine Verunsicherung? Die Sanierungsrate von Häusern ist in 2011 im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte zurückgegangen, schätzt die Deutsche Energie-Agentur. Das sind keine guten Nachrichten. Denn gerade im Gebäudesektor gibt es ein enormes Potenzial, CO2-Emissionen zu mindern, er ist für etwa 40 Prozent der Klimagasemissionen verantwortlich.

Was tun? Die Bundesregierung will 1,4 Milliarden Euro jährlich ausgeben, mit denen energetische Sanierungen gefördert werden sollen. Die SPD fordert inzwischen, dass es mindestens zwei Milliarden Euro werden sollen. Zudem blockiert der Bundesrat ein entsprechendes Gesetzvorhaben zur steuerlichen Absetzbarkeit von Sanierungskosten, da die Bundesländer Steuerausfälle befürchten.  Und bislang hat die Bundesregierung den Vermittlungsausschuss nicht angerufen. Das sollte sie besser flott nachholen.

 

Steuern runter für Klimaschützer

Die Deutsche Energieagentur macht Druck: Sie fordert, dass sich Bundesregierung und Bundesrat möglichst flott einigen, wie Gebäudesanierungen steuerlich absetzbar sein könnten. Der Bundesrat hatte kürzlich einen Entwurf eines (Achtung: Wortungetüm:) „Gesetzes zur steuerlichen Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden“ abgelehnt.

Die Idee der Bundesregierung: Wer sein Haus energetisch auf Vordermann bringt, eine neue Heizung installiert und die Fenster isoliert, soll jedes Jahr zehn Prozent der Kosten als Sonderausgaben beim Finanzamt geltend machen können – und zwar zehn Jahre lang. Das Vorhaben zielt vor allem auf Unternehmen bzw. Besitzer von Mehrfamilienhäusern ab. Für sie lohnen sich nämlich in der Regel die Zuschüsse und zinsgünstigen Kredite der KfW nicht so sehr.

Doch der Bundesrat lehnte ab – zu teuer sei das Vorhaben. 1,5 Milliarden Euro soll das Steuerentlastungsgesetz kosten. 900 Millionen Euro würden entgehen, klagten die Länder.

Doch das sei eine kurzsichtige Rechnung, so die dena. Jeder Euro, den der Staat für die energetische Sanierung aufwende, löse das Sechsfache an Investitionen aus, rechnet sie den Länderchefs vor.

Nun bleibt´s spannend, wie es in den kommenden Wochen weitergeht. Die Bundesregierung kann einfach auf ihre geplante Steuerentlastung verzichten. Oder einfach die Zuschüsse der KfW erhöhen. Oder sie einigt sich im Vermittlungsausschuss mit dem Bundesrat.

Sicherlich wäre es sinnvoll, wenn es verschiedene Förderwege gibt. Für einige Hausbesitzer ist der KfW-Geldzuschuss Anreiz genug, um beim Handwerker neue Fenster zu bestellen. Andere – in der Regel wohlhabendere – Gebäudeeigentümer werden dagegen nur dann tätig, wenn sich ihre gesamte Steuerlast mindert. Da die Energie-Einsparpotenziale gerade in den Heizungskellern Deutschlands enorm sind, sollte der Bundesregierung möglichst viel dran gelegen sein, hier Investitionen auszulösen.

 

EU: viel Cash für Atom, wenig für Erneuerbare

Vor kurzem hat die Arbeitsgruppe Umwelt des EU-Parlaments eine interessante Studie zum Thema „Umweltschädigende Subventionen“ veröffentlicht: „EU subsidies for polluting and unsustainable practices„. Eine deutsche Zusammenfassung gibt es auf den Seiten des Ecologic Institutes aus Berlin. Untersucht wurden die EU-Ausgaben in den Bereichen Landwirtschaft, Strukturpolitik, Verkehr und Energie sowie Fischerei.

Auch wenn der Tonfall zurückhaltend ist, inhaltlich ist die Bilanz verheerend (das hat man auch geahnt). Damit die EU ihre selbst gesteckten Ziele der 2020-Strategie erreicht und einen nachhaltigen, sprich: klima-und umweltfreundlichen, Haushalt vorlegt, muss sie noch „viel tun.“

Spannend sind etwa die Haushaltsposten im Bereich Verkehr und Energie. Was Umweltschützer immer wieder kritisieren, wird in der Studie mit Zahlen unterlegt: Europa hat viel übrig für Atomenergie, wenig für Erneuerbare Energien. Der Haushaltsplan der EU sieht für das Jahr 2011 im Bereich Energie Ausgaben von insgesamt 2,9 Milliarden Euro vor (u.a. für Forschungsprojekte oder lokale Initiativen). Diese teilen sich wie folgt auf:

„Fusionsenergie hat einen Anteil von 14 Prozent, Forschung im Bereich Energie unter verschiedenen Titeln einen Anteil von 12 Prozent Kernenergie unter verschiedenen Titeln einen Anteil von 12 Prozent und konventionelle und erneuerbare Energien kommen auf 4 Prozent.“

Die Ausgaben für eindeutig nachhaltige Energieformen (u.a. für Solar und Wind) machen also nur einen geringen Anteil des Haushaltsposten aus. Gerade die Milliarden für den Fusionsreaktor sind absurd, da klar ist, dass er vor 2050  kaum realisiert werden kann – für den Klimaschutz ist er also erst einmal keine große Hilfe. Die Empfehlungen der Autoren sind eindeutig:

„Investments on environmentally friendly-agriculture, energy and resource efficiency, renewable energies, sustainable mobility, eco-friendly technologies, etc. could improve competitiveness and increase employment in sectors that are considered to be crucial in the short, mid and long term.“

Leider konkretisieren die Autoren nicht, wie viele Arbeitsplätze sich durch eine „grünere“ EU-Haushaltspolitik schaffen ließen (nun gut, das war auch nicht ihre Aufgabe). Aber klar ist: Die EU wird ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht.

 

Stromfresser: Mikrochip soll Standby-Problem lösen

Standby kann ganz schön teuer werden: Bis zu einhundert Euro im Jahr kann es kosten, Fernseher, Computer und andere Unterhaltungsgeräte nicht richtig auszuschalten, sondern im Standby-Modus zu lassen, um sie schneller starten zu können.

Der japanische Elektronikkonzern NEC will nun eine Lösung gefunden haben: Ein Mikrochip, der mit Hilfe von Magneten es schafft, Daten zu speichern. Bislang benötigen Fernseher und andere Geräte ja eben Strom, um einen Datenspeicher zu versorgen, der einen Schnellstart ermöglicht.  Der neue Chip könnte diesen Stromverbrauch nun überflüssig machen.

Auch wenn es nach einer Lappalie klingt, solche Entwicklungen sind wichtig. Denn die Folgen von Standby summieren sich: Nach Angaben des Umweltbundesamt ließen sich in Europa rund 14 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid einsparen, wenn der Standby-Modus vermieden werde. Das entspricht etwa dem CO2-Ausstoß von neun mittleren Kohlekraftwerken.

Auch die EU ist sich des Problems „Stromfresser“ bewusst. Ab Herbst wird es neue Energieeffizienz-Labels auf Haushaltsgeräten geben. Statt A++ heißt es nun etwa „A-80%“, damit Verbraucher noch schneller durchschauen können, wie stromsparend ein Gerät ist. Richtig: Die EU hat die Effizienzklassen noch einmal erweitert, unter anderem um A+++.

 

Italien stimmt ueber Atomenergie ab

Wovon man in Deutschland nur traeumen kann – an diesem Wochenende passierts in Italien: Die Bevoelkerung ist aufgerufen, ueber die Zukunft der Atomenergie abzustimmen. Am 12. und 13 Juni koennen die Italiener endgueltig per Referendum „Nein“ zur Atomenergie sagen.

In Italien sind seit Ende der 90er Jahre keine Kernkraftwerke mehr am Netz, eine Folge der Tschernobyl-Katastrophe. 80 Prozent der Italiener stimmten 1987 fuer den Ausstieg und die Abschaltung von vier Meilern. Vor zwei Jahren entdeckte allerdings Regierungschef Silvio Berlusconi das Thema und kuendigte, zusammen mit Frankreich, den Bau des Europaeischen Druckwasserreaktor EPR an. Als moeglicher Standort ist sogar die Touristenhochburg Venedig im Gespraech. 2013 sollte mit den Arbeiten begonnen werden.

Die Reaktorkatastrophe in Japan machte Berlusconi einen Strich durch die Rechnung. Berlusconi ordnete ein Moratorium an. Per Klage wollte er dann das Referendum ueber die Atomplaene verhindern, erst Anfang der Woche scheiterte er damit. Jezt koennen die Italiener am Sonntag und Montag zeigen, wie sie zur Atomenergie stehen.

Sicherlich ist das Referendum wichtig. Aber die Debatte ist rueckwaertsgerichtet. Italien hat, das ahnt wohl jeder Italienreisende, enorm viel Potenzial beim Energiesparen und den Erneuerbaren Energien. Gerade bei Solarstrom koennte das Land aufholen, schon heute laesst sich, dank der Sonnenausbeute, Solarstrom teilweise zu den gleichen Kosten produzieren wie konventioneller Strom (Netzparitaet). Der Ausbau ist allerdings nun erst einmal zurueckgegangen, nachdem die Regierung die Foerderung teilweise gedeckelt hat.

 

Energiewende konkret: Die Pläne der Bundesregierung

Gleich sechs Gesetzesvorhaben will die Regierung noch vor der Sommerpause auf den Weg bringen – na, dann mal ran! Hier ein guter Überblick von dpa:

Norbert Röttgen muss sich erst einmal von seinem Staatssekretär einen Zettel reichen lassen. Aus dem Stegreif kann auch der sonst so informationssichere Umweltminister nicht aufzählen, was da alles im Rahmen des Energiepakets am 6. Juni an Gesetzen vom Bundeskabinett auf den Weg gebracht werden soll.

«Die größte Überraschung», setzt er schmunzelnd an, sei sicher, dass ein neues Atomgesetz kommt. Dann folgt in seiner Aufzählung ein Netzausbaubeschleunigungsgesetz, eine Reform des erst kürzlich angepassten Energiewirtschaftsgesetzes, ein neues Baugesetzbuch, eine Reform des Ökoenergiefonds, Neuerungen zur Kraft-Wärme-Koppelung und Eckpunkte für eine Überarbeitung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

Und wäre das nicht genug, könnte auch die Mietrechtsreform von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) in das Energiepaket aufgenommen werden. Das ist aber eher unrealistisch. Denn es ist umstritten, dass Mieter in der Zeit energetischer Gebäudesanierung für drei Monate keine Mietminderungen mehr geltend machen können, der Mieterbund geht dagegen auf die Barrikaden.

«Fast alles, was mit dem beschleunigten Ausbau regenerativer Energien zu tun hat, hat räumliche Auswirkungen. Das betrifft also das Planungs- und Baurecht», sagt Bauminister Peter Ramsauer (CSU). «Deswegen ziehen wir die Aspekte, die diesem Ziel dienen, aus der derzeit laufenden Novelle des Bauplanungsrechts vor.»

Der Grünen-Abgeordnete Oliver Krischer warnt vor unausgegorenen Reformen und verweist auf das Gesetz zur unterirdischen Speicherung des Klimakillers Kohlendioxid. Dieses war zur Begleitung der Energiewende von der Regierung verabschiedet worden und beinhaltet wegen des Widerstands im Norden nun eine Länderausstiegsklausel. So können CO2-Speicherstätten torpediert werden. Zu diesem Gesetz sind wegen offener Fragen und strittiger Punkte über 50 Änderungsanträge im Bundesrat eingegangen, berichtet Krischer.

«Ich kann mich nicht erinnern, dass in einem solchen Tempo schon mal so ein Gesetzespaket auf den Weg gebracht worden ist», sagt Krischer. Doch ob die Länder überall mitspielen? Beim Netzausbau sollen sie einer Bundesfachplanung zustimmen. «Damit entmachten sich die Länder ja selbst», sagt Verbraucherschützer Holger Krawinkel. Und Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) betont, es könne nicht nur um Offshore-Windkraft gehen. Bayern will nicht abhängig werden von Energielieferungen von der norddeutschen Küste und setzt daher auf heimische Energie aus Biogasanlagen seiner Landwirte, sowie auf Sonnenstrom und Windräder in heimischen Gefilden.

Was ist nun geplant? Ramsauer und Röttgen wollen einheitliche Kriterien für die Ausweisung von geeigneten Flächen für Windkraftanlagen in allen Bundesländern. Das Planungsrecht soll dafür angepasst und ein Leitfaden für die Kommunen vorlegt werden. Geplant ist der Austausch älterer Windräder durch neuere, leistungsstärkere. Zudem wird es um die künftigen Vergütungen gehen. Zum Ausbau der Anlagen auf See wurde beschlossen, Genehmigungsverfahren beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie zu bündeln. Bisher mussten bei unterschiedlichen Behörden in zeitraubenden Verfahren Genehmigungen besorgt werden.

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, betont, dass bei den Gesetzen das Prinzip Qualität vor Zeit gelten sollte. «Am Ende muss ein Gesetz stehen, das den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreibt und so einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergieenergie Dass der Bundesumweltminister jetzt eine Kürzung der Vergütung für Windenergie an Land vornehmen will, steht diesem Ziel entgegen», sagt Albers.

Auch beim Thema Biomasse will die Regierung neue Pflöcke einschlagen, etwa durch eine Begrenzung der Maismenge, die verwendet werden darf, um eine «Vermaisung» der Landwirtschaft und steigende Lebensmittelpreise zu verhindern. Und dann ist da noch ein Problem, das auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Sorgen macht. Da wohl mehrere der 17 Meiler sofort stillgelegt und die Laufzeiten verkürzt werden, könnten Milliarden der AKW-Betreiber im Ökoenergiefonds und bei der Brennelementesteuer fehlen.

Daher muss auch hier ein neues Gesetz her, die Neuverhandlung der Zahlungen dürfte für die Regierung zu einer besonders komplizierten Operation werden. In Koalitionskreisen wird es für wahrscheinlich gehalten, dass die Atomsteuer wegen des Atomausstiegs gekippt wird, was Schäubles Sparziele über den Haufen werfen könnte. «Bei der Energiewende hängt alles mit allem zusammen», seufzt ein Koalitionär ermöglicht. Dass der Bundesumweltminister jetzt eine Kürzung der Vergütung für Wind an Land vornehmen will, steht diesem Ziel entgegen», sagt Albers.

 

Gebäudesanierung immer noch ein Minusgeschäft

Bessere Wände, isolierte Fenster, eine neue Heizung: Eigentlich ist klar, was mit den meisten Altbauten in Deutschland passieren sollte. Nicht nur aus Klimaschutzgründen ist eine Sanierung sinnvoll, auch der Geldbeutel freut sich. Schließlich sind in 2010 die Heizkosten teilweise um bis zu 40 Prozent gestiegen.

Die Crux ist nur: In den wenigsten Fällen lohnt sich eine Wärmedämmung. Vierzig Prozent der Hausbesitzer, die sich zu einer Sanierung durchringen, können anschließend keine höhere Miete verlangen, so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie:

„Selbst in den Fällen, in denen Mieterhöhungen erfolgten, ist der Gewinn für Vermieter in der Regel überschaubar: Bei 86 Prozent der sanierten Objekte betrug die dadurch erzielte Rendite weniger als 5  Prozent. Das liegt zum einen daran, dass jede Wohnung und jedes Haus aufgrund des Baujahrs, der Bauart und Nutzung unterschiedlichen Modernisierungsbedarf aufweist. (…) Zum anderen gelingt es vielen Vermietern schlicht nicht, die Sanierungskosten in ausreichendem Maße auf die Mieter umzulegen.“

Die Studienmacher, die 1300 Sanierungsobjekte zusammen mit der KfW untersuchten, kommen zu dem Schluss, dass die Investitionen  in einigen Fällen sogar so hoch gewesen seien, dass Vermieter trotz einer starken (prozentualen) Mieterhöhung keine hohe Rendite erzielen konnten.

Das IW fordert daher bessere Förderprogramme auf Bundesebene, um Hausbesitzer überhaupt zum Sanieren zu bewegen. Wie passend, dass die KfW seit März ihre Fördertöpfe wieder aufgefüllt hat. Für´s Dämmen und den Austausch von Fenstern und Heizungen stehen nun wieder neue Gelder bereit.

 

Sind die smarten Stromzähler ein Flop?

„Smart Meter“ heißen sie – intelligente Stromzähler, die den Stromverbrauch digital anzeigen können. Geht es nach der Politik, sollen sie bald flächendeckend in deutsche Haushalte einziehen und so Kunden zum Stromsparen animieren. Am Computer lässt sich dann ablesen, wie sich der Verbrauch entwickelt und welche Geräte  Stromfresser sind. Stromkonzerne wie etwa Yello werben für den Wechsel zur digitalen Box, in Neubauten sind sie bereits bereits Pflicht.

Doch inzwischen mehren sich die Kritiker. „Placebo-Maßnahme“, „Geldvernichtungsmaschine“ oder „das nächste E10 der Politik“ sind noch die freundlicheren Bewertungen, die ich jüngst über die „smart meters“ gehört habe. Der Vorwurf: Die digitalen Stromzähler rechnen sich bislang in den wenigstens Fällen und sind technisch unausgereift.

So bietet etwa die EnBW-Tochter Yello inzwischen deutschlandweit den Digi-Stromzähler an –  79 Euro kostet die Installation. Wer dann dazu passend den Sparstromtarif wählt, kann ein bis drei Cent je Kilowattstunde sparen. Aber leider gibt´s den Stromspartarif nur zwischen 22 und 6 Uhr . Bei welchen Geräten ist man tatsächlich bereit, sie gezielt nur nachts anzuschalten? Die Wasch- und die Spülmaschine vielleicht, den Fernseher wohl kaum.

Wie erfolgreich die digitalen Zähler ankommen, mag Yello auf Anfrage nicht konkretisieren. In einer Email heißt es:

„Wir decken mit unserem Produktangebot „Yello Sparzähler online“ die natürliche Nachfrage ab. Bitte haben Sie jedoch Verständnis dafür, dass wir aus Wettbewerbsgründen keine konkreten Verkaufszahlen nennen.“

Na, nach einem riesigen Ansturm klingt das nicht.

Das Problem ist: Selbst wenn der Stromkunde nun seinen Verbrauch kennt und schick am Computer ablesen kann – einen Anreiz, etwas im großen Stil zu ändern, hat er noch nicht. Dafür fehlen passende Stromtarife am Tag, sagt Yello:

„Der Yello Zähler ist  technisch auch heute schon in der Lage, noch  variablere Tarife abzubilden – allerdings können wir solche Tarife erst  dann anbieten, wenn der regulatorische Rahmen insbesondere durch die  Bundesnetzagentur hierfür geschaffen ist.“

Vor allem aber fehlen Geräte, die ihren Stromverbrauch selbst steuern können: Die Kühltruhe, der sich selbst anschaltet, wenn gerade viel günstiger Windstrom im Netz ist. Und sich über die Mittagszeit, wenn der Strombedarf generell hoch ist, mal für ein paar Stunden selbst abschaltet.

So lange die Technik im Haus noch nicht so weit miteinander vernetzt ist, sind die digitalen Kästen vor allem etwas für Technikbegeisterte. Und einige Fachleute schätzen, dass die Stromsparmöglichkeiten in der Industrie sowieso viel größer sind als bei den Privatkunden.


 

Das neue ABC der Energie

Ende 2011 ändern sich die EU-Energielabel für Waschmaschinen, Geschirrspüler und Kühlgeräte. Erstmals fallen auch Fernsehgeräte unter die Kennzeichnungspflicht.

Für den Verbraucher wird aber es keineswegs einfacher: Das Prädikat besonders sparsam, so ist in den Köpfen der Kunden verankert, verdienen Geräte mit dem Buchstaben A und der Farbe Grün. Nur bei Kühl- und Gefrierschränken gab es seit 2004 bereits A++.

Weil das Zeichen die Branche dazu animiert hat, sparsamere Modell zu produzieren, erreichen jetzt praktisch alle zumindest die Klasse A. Kurz, das über zehn Jahre alte Zeichen hat sich überlebt.

Statt aber die sieben Kategorien von A bis G beizubehalten und nur die wirklich Besten mit A auszuzeichnen, werden die effizientesten Geräte seit neuestem sogar mit bis zu drei Pluszeichen belohnt.

Das Ergebnis ist kurios: Geräte mit einem  A+ spielen faktisch nur noch in der dritten Liga und Geräte mit einem einfachen A sind alles, aber nicht energieeffizient. „Solche Geräte sollten die Verbraucher gar nicht mehr kaufen“, rät Frauke Rogalla vom Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin. Sie seien die schlechtesten Geräte auf dem Markt. A ist sozusagen das neue D.

Ab Juli 2012 werden Waschmaschinen und Geschirrspüler mit der Effizienzklasse A von der EU komplett verboten. Es ist zu erwarten, dass die Hersteller die A-Modelle deshalb in diesem Jahr im großen Stil verramschen werden, prognostiziert Rogalla. Wer ein solches Gerät kauft, dem muss aber klar sein, dass es eine ganz kleine Nummer in puncto Klimaschutz ist.

Gerade in Haushalten, in denen viele Personen leben und häufig gewaschen, gespült und viel gekühlt wird, sollte es schon ein Gerät aus der Kategorie A+++ sein. Zwar sind die neuen Energielabel erst Ende dieses Jahres Pflicht,Verbraucherschützer rechnen aber damit, das die Hersteller sie jedoch ab sofort freiwillig nutzen. „Sie brennen darauf, mehr zu zeigen“, sagt Rogalla.

Einzige Ausnahme: Bei Fernsehern kann man weiterhin bedenkenlos A kaufen, denn hier besteht beim Energieverbrauch noch extremer Nachholbedarf. Bis dato fällt das Gros der Fernsehgeräte in die Kategorien C und D.

Neu sind obendrein die Piktogramme am unteren Rand der Label. Dort verbergen sich weitere wichtige Informationen. Ein Lautsprecher-Symbol kennzeichnet den Lärmpegel der Geräte, was bei Waschmaschinen durchaus eine Rolle spielt. Eine Milchtüte steht für das Kühlvolumen, eine Schneeflocke symbolisiert das Gefriervolumen, ein tropfendes T-Shirt zeigt die Schleuderwirkung.