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„Frau im Mond“

Fritz Langs visionären Trip zum Erdtrabanten zeigt das mobile Kino „Flexibles Flimmern“ im großen Hörsaal des Hamburg Museum.

Wasser, Sauerstoff – und Gold! Das vermutet der Mondexperte Professor Georg Manfeldt auf dem Erdtrabanten. Zusammen mit dem Raumfahrtingenieur Wolf Helius arbeitet er an einem Raketenraumschiff, das bald zum Mond abheben wird – allerdings mit einem blinden Passagier an Bord, gefolgt von anderen Unwägbarkeiten, die sich im Laufe dieser Reise auftun… Einige der utopischen Vorstellungen, die Fritz Lang in seinem letzten Stummfilm präsentierte, mögen heute naiv erscheinen. Gleichzeitig aber verblüfft Frau im Mond (1929) durch seinen Ideenreichtum, die wissenschaftlich fundierte Darstellung der Mondlandschaft und der technischen Details bei Start, Flug und Landung der Weltraumrakete. Das mobile Kino Flexibles Flimmern lädt zusammen mit dem Hamburg Museum zu einem besonderen Filmabend in den großen Hörsaal ein.

 

Ahzumjot

Der Hamburger MC, just dem Newcomer-Status entwachsen, präsentiert die Tracks seines Major-Debüts „Nix mehr egal“ live im Headcrash.

Vor wenigen Jahren auf den Plan getreten, konnte sich der gebürtige Hamburger Alan Julian Asare-Tawiah alias Ahzumjot mit nur einer EP und einem Album schon einen gewissen Namen als Rap-MC machen – die freundschaftlichen Verbindungen zu den ungleich erfolgreicheren Casper und Cro, mit denen er bereits auf Tour war, mögen dabei nicht gerade hinderlich gewesen sein. Dank seines im August dieses Jahres erschienenen Major-Debüts Nix mehr egal, das sich immerhin eine Woche lang auf Platz 39 der hiesigen Albumcharts tummeln durfte, und dem überwiegend geschmeidigen, aber auch durchaus elektronisch versetzten HipHop darauf, ist die Markierung von Ahzumjot auf der Deutsch-Rap-Landkarte noch mal ein ganzes Stück größer geworden. Am 18. November ist der 25-Jährige nun im Headcrash zu Gast. Keine Frage, dass er auch dort auf der Bühne ordentlich Gas geben wird.

 

Zukunft des Wohnens

FAZ-Kunstredakteur Niklas Maak stellt sein neues Buch „Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen“ in der Buchhandlung Sautter + Lackmann vor.

„Unsere Städte veröden. Viele Menschen ziehen ins Umland, wo sich ein trostloser Siedlungsbrei in die Landschaft ergießt. Warum versprechen sie sich vom Einfamilienhaus ein besseres Leben?“ Ja, warum eigentlich? Für sein neues Buch Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen ist der Leiter des Ressorts Kunst bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dieser und anderen Fragen nachgegangen: Was sagt unser heutiges Wohn-Ideal über uns aus? Wie werden wir in Zukunft wohnen? Werden wir unser Ideal den veränderten ökonomischen und ökologischen Umständen anpassen müssen? Können wir uns unsere Häuser auch ganz anders vorstellen? Autor Niklas Maak verdeutlicht, wie Interessen der Bauindustrie, eine überforderte Politik und die Routine von Stadtplanern und Architekten verhindern, dass das Bauen neu gedacht wird. In Japan, Amerika und Europa finden sich schon erste Beispiele für ein neues, besseres Wohnen: jenseits von Einfamilienhaus und Apartmentriegel.

 

Klaxons

Nu-Rave mit Alarm-Faktor: Die von der britischen Pop-Presse gehypte Band kommt mit neuem Album im Gepäck ins Uebel & Gefährlich.

Fun fact: Ein Klaxon ist eine Art elektronische Hupe, die Gefahr signalisiert – lautmalerisch ungefähr umschrieben mit „ah-uugah“. Einen Alarm machten vor allem britische Musikmagazine um die danach benannte Band, die 2006 mit der EP Xan Valley und Songs wie Gravity’s Rainbow oder Atlantis To Interzone erstmals auf sich aufmerksam machte. „Nu-Rave“ nannte man den tanzbaren Gitarrenkram damals, bezugnehmend auf Achtziger-Manchester-Bands wie die Happy Mondays oder Inspiral Carpets. Wie es sich für Künstler gehört, rissen die Klaxons mit dem sperrig-noisigen zweiten Album Surfing The Void das ein, was sie mit dem Debüt Myths Of The Near Future aufgebaut hatten, um mit dem dritten wieder zurückzurudern: Love Frequency ist das elektropoppigste Werk der Londoner, entstanden mithilfe von Star-Producern wie James Murphy (LCD Soundsystem) und Tom Rowlands (The Chemical Brothers).

Text: Michael Weiland

 

Sharon van Etten

Melancholie und böser Witz: Die US-Singer/Songwriterin trägt ihre unkonventionellen Rocknummern live in der Prinzenbar vor.

Musik ist kein Sport, darum sollte man nicht von „Leistungssteigerung“ oder „Bestmarken“ reden. Es steht ja auch niemand mit Stoppuhr im Studio, und letzten Endes spricht man auch über Geschmacksfragen. Dies vorausgeschickt: Are We There ist Sharon van Ettens bestes Album, was angesichts des ganz und gar erstaunlichen Vorgängers Tramp erst unwahrscheinlich schien. Die amerikanische Singer-Songwriterin verfasst emotionale, unkonventionelle Rocksongs, die sich grob der Marschrichtung von Künstlern wie The National oder Ryan Adams anschließen: in der Herangehensweise an Rock und Americana sowie in der Mischung aus Melancholie und bösem Witz – eine Zeile wie „I washed your dishes, but I shit in your bathroom“ könnte man sich auch von Matt Berninger gegrummelt vorstellen. Besser geht‘s nicht. Vermutlich.

Text: Michael Weiland

 

Filmische Midlife-Crisis

Das Abaton Kino zeigt Philipp Hartmanns „launisch-philosophisches“ Essay „Die Zeit vergeht wie ein brüllender Löwe“.

Ziemlich schwindelerregend ist das, was der HfbK-Absolvent Philipp Hartmann in seinem Film Die Zeit vergeht wie ein brüllender Löwe veranschaulicht: Um die eigene Chronophobie zu bezwingen, stellt er in seinem Essay jede Menge vergänglicher Momente vor. Sie reichen von den Schaltsekunden einer Atomuhr bis zu Alzheimer-Phänomenen, führen in die bolivianische Wüste und zu einer argentinischen Sanduhrmacherin.

Zeit-vergeht

Philipp Hartmann ist bei seiner Verwandlung des Kinos in eine Zeitmaschine in den weiteren Vorstellungen am 23. November und 7. Dezember persönlich zugegen. Der Regisseur über sein Werk: „Kann ein Film ein Heilmittel sein? Gegen die Angst vor dem Vergehen der Zeit? Was ich im Film dramaturgisch und pathologisch zugespitzt als ‚Chronophobie‘ bezeichne, könnte man auch ‚Midlife-Crisis‘ nennen. Oder ‚Burn-out-Syndrom‘.“

 

Nightmares On Wax

Das stilprägende Downbeat-Urgestein aus dem nordenglischen Leeds begeht sein 25-jähriges Bestehen mit einem chilligen Abend im Mojo Club.

Zusammen mit Massive Attack gehören sie zum Urgestein dessen, was man irgendwann TripHop und Downbeat zu nennen begonnen hat. Ende der 1980er gegründet und direkt aus der englischen HipHop-Szene entsprungen, haben Nightmares On Wax in den Neunzigern stilprägende Alben veröffentlicht, allen voran Smokers Delight von 1995. Der verkiffte Hedonistensound machte weltweit Schule und Nightmares On Wax mauserten sich zu einem der beliebtesten Musikexporte von den britischen Inseln. Danach ist Kevin Harper aus dem Projekt ausgestiegen. Übrig blieb George Evelyn alias DJ Ease, der heute zu den begehrtesten und wahrscheinlich auch teuersten Plattendrehern der Welt zählt. Als aktueller Partner steht ihm Robin Taylor-Firth zur Seite. Zum 25-jährigen Bestehen von Nightmares On Wax beehren die beiden nun den Mojo Club.

 

„Hamburger Küchensessions“

Zum dritten Mal verlagert Jens Pfeiffer seinen akustischen Konzertabend von einer kleinen Kombüse ins Knust. Mit dabei ist auch Olli Schulz.

Die Küche ist ein geselliger Ort – zumindest, wenn sie groß genug ist, um hier mit Freunden und Familie zusammenzukommen. Jens Pfeiffer macht seit vier Jahren seine kleine aber gemütliche Kombüse regelmäßig zum öffentlichen Ort. Dann spielt ein Musiker oder eine Musikerin akustisch, ohne viel Tamtam, vor einem ausgewählten Publikum. Bisher folgten 120 hauptsächlich deutsche Singer/Songwriter der Einladung, darunter Gisbert zu Knyphausen, Olli Schulz, Cäthe, Clickclickdecker und Enno Bunger. Einmal im Jahr ziehen die Hamburger Küchensessions ins Knust, um dort als Festival ein größeres Publikum zu erreichen. Gewohnt akustisch stehen dann acht Bands und einige Einzelkünstler auf zwei Bühnen, darunter Safi, Joco (Foto), Der Herr Polaris und Olli Schulz. Dass Jens Pfeiffer ursprünglich aus der „Kohltourhauptstadt Oldenburg“ stammt, erahnt man angesichts des Rahmenprogramms, das aus einem Grünkohl-Koch-Battle und einem Bosselwettbewerb besteht.

Text: Lena Frommeyer

 

Kampf um Wohnraum

Wer baut diese Stadt? Die überparteiliche Bürgerinitiative Pro Wohnen Ottensen lädt zum „Abend der Initiativen“ in der Fabrik.

Wirtschaftsinteressen oder Bürgerbegehren – wer baut diese Stadt? Das ist das Leitthema der Podiumsdiskussion am 16. November in der Fabrik. Hamburg bietet ausreichend Zündstoff. Stadtpolitisch brennt es diesbezüglich in vielen Ecken. Beispielsweise am Spielbudenplatz, wo man um den Neubau auf dem Gelände der ESSO-Häuser rangelt. Oder in Ottensen, wo sich Investoren und Anwohner um die Zukunft des Zeise-Parkplatzes streiten. Hamburg gerät ins Grübeln und fragt, welche Strategien ergriffen werden müssen, damit sich der Otto Normalbürger weiterhin seine Miete leisten kann.

Während der Diskussion erläutern unter anderem Dr. Reinhold Gütter (Dezernatsleiter für Wirtschaft, Bauen und Umwelt im Bezirk Altona), Murat Karakus (türkischer Dolmetscher und Unternehmer), Tobias Trapp (Kolbenhof e.V.) und Hauke Sann (Pro Wohnen Ottensen) ihre Standpunkte. Zwölf Bürgerinitiativen informieren an Ständen über ihre Kämpfe um Wohnraum. Als kulturelle Sahnehäubchen fungieren Echo-Gewinner Mellow Mark an Drums, Gitarre und Mikro sowie der W3-Chor und das Scharlatan-Theater.

Text: Lena Frommeyer

 

Casino Weltgetriebe Dorf

Künstler aus Hamburg und seiner Partnerstadt Shanghai stellen ihre Werke ab dem 14. November in der Stockmeyerstraße 41 aus.

Jan Köchermanns Installationen sorgen immer für neue Erfahrungen, sind Raumerlebnisse und Eintritte in eine andere Welt. Diese bevölkern während der China Time die Arbeiten der Hamburger Künstler Thorsten Brinkmann und Johannes Speder und deren Kollegen aus Shanghai, zu denen Yang Zhenzhong, Zhou Xiahu und He Saibang gehören. Baut Köchermann eine Raumsituation, die Installation und Ausstellungsfläche gleichzeitig ist, zeigen die Künstler darin ihre Arbeiten – getrennt voneinander in eigenen Räumen, isoliert und schon darauf ausgelegt, die kulturellen und auch künstlerischen Unterschiede zu betonen und jede Position für sich selbst sprechen zu lassen, das Eigene zu bewahren und dem Fremden offen zu begegnen. Neben den Künstlern kommen auch die Kuratoren aus Shanghai und Hamburg, neben Li Liang von der Estlink Gallery sind es Mathias Güntner und Ana Siler.

Text: Sabine Danek