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Meret Becker

Hier treffen Miniatur-Glasharfe, Gitarre und gesungene Geschichten aufeinander. Meret Becker tourt mit ihrem neuen Bühnenprogramm „Deins and Done“.

Meret Becker ist eine Frau wie ein – da muss einem erst mal ein geeigneter Vergleich einfallen. Ein Vergleich, der eine ganze Bandbreite Gegensätze ineinander vereint und sich anscheinend in allen Kategorien gut macht. Denn Meret Becker ist zunächst einmal Schauspielerin. Viele kennen sie vermutlich als Schwester von Ben Becker, bald wird sie als neue Ermittlerin im Berliner Tatort zu sehen sein. Zudem ist sie Musikerin, tourt mit verträumter – mal gehauchter, mal geschriener – Lyrik durch Deutschland, spielte schon in Australien, Norwegen oder Paris. Sang mit Bühnenpartnern wie Max Raabe oder Nina Hagen. Nun tourt sie wieder einmal mit einem neuen Bühnenprogramm, das sich konzeptionell mit der Liebe beschäftigt. Auch mit der erfüllten, aber hauptsächlich mit der gescheiterten. Zusammen mit Buddy Sacher präsentiert sie Deins and Done mal laut, mal leise, mit mechanischen und elektronischen Instrumenten und so manch einem Exoten wie der singenden Säge.

 

The Thing

Das Savoy Kino zeigt John Carpenters meisterhaftes 1982er-Remake des Horror-Sci-Fi-Klassikers „Das Ding aus der anderen Welt“ in der Originalversion.

Zwischen 1975 und 1985 hatte der US-Regisseur John Carpenter einen echten Lauf. In nur zehn Jahren hat der Mann ein halbes Dutzend Horror-Klassiker erschaffen, die allesamt Maßstäbe gesetzt haben und zum Teil bis heute unerreicht geblieben sind: Assault on Precinct 13 (Anschlag bei Nacht), Halloween, The Fog (Nebel des Grauens), Escape from New York (Die Klapperschlange), Christine – und natürlich nicht zu vergessen sein mehr als gelungenes Remake des 1951-B-Movies The Thing From Another World von Christian Nyby, in dem sich ein Forscherteam (in der Hauptrolle: der damals noch großartige Kurt Russell) im ewigen Eis der Antarktis mit einer bedrohlichen außerirdischen Lebensform konfrontiert sieht. Der Film war kommerziell zwar ein ziemlicher Flop. Aber was sagt das schon über ihn aus? Eines der letzten Meisterwerke Carpenters zeigt das Savoy Kino am 2. September in der Originalversion.

 

Dichterliga

Mit der der „Dichterliga“ gibt „Kampf der Künste“ der Hamburger Poetry-Slam-Szene einmal monatlich ein Zuhause – nämlich im Molotow.

Die vielleicht schönste Stadt Deutschlands hat etwas Neues zu bieten. Keine Musical-Seilbahn – die ist erst mal vom Tisch – nein, sondern die Dichterliga. Damit bietet Kampf der Künste eine Poetry-Slam-Reihe für Lokalhelden und Fischköpfe, die etwas zu sagen haben. Wer dabei auf das Siegertreppchen kommt, sammelt Punkte für die Gesamtwertung und darf sich am Ende der Saison nicht nur über den Sieg der Dichterschlacht freuen, sondern auch über einen Startplatz beim spektakulären Kampf der Künste-Saisonfinale. Wie Hamburg seinen Hafen, braucht die Dichterliga natürlich einen angemessenen Veranstaltungsort, und welcher wäre dafür besser geeignet als das Molotow (derzeit im Exil). Jeden ersten Dienstag im Monat werden hier Heimatkunde, Poesie und Geschichten zum Besten gegeben. Einlass ist immer ab 20 Uhr, bevor eine halbe Stunde später die Wortgefechte starten.

Text: Katarina Wollherr

 

Urban Majik Johnson

Das Trio aus dem Hamburger Osten spielt seinen groovy „Cyber-Voodoo-Funk-Stoner-Hardcore-Reggae“ live im Logo. Support: Unborn.

Jo, das rockt, und zwar oberamtlich: Urban Majik Johnson sind hier (und in vielen anderen Städten) längst keine Unbekannten mehr. Das Trio aus dem Südosten Hamburgs genießt seit Jahren den Ruf, eine bombastische Live-Band zu sein. Und das absolut zu Recht: Ihr groovy „CyberVoodooFunkStonerHardcoreReggae straight from The Trashlab in Hamburg, Rauhes Haus!!!“ reißt jeden mit, der auf satte Riffs mit funky Rhythmen steht. Die erste und bisher einzige Platte, die die drei veröffentlicht haben, ist mittlerweile zwar schon ganze vier Jahre alt. Dass es hierzu noch keinen Nachfolger gibt, könnte aber weniger mit Einfallslosigkeit oder Faulheit zu tun haben als vielmehr mit der Erkenntnis, dass es heutzutage für eine Band dieser Art wichtiger und richtiger ist, sich an möglichst vielen Orten live eine Fanbase zu erspielen als auf einen Erfolg via Plattenverkäufe zu hoffen. Zum 40. Geburtstag des Logo rocken Urban Majik Johnson mal wieder den Club, der sich „Hamburgs lauteste Saune“ nennen darf. Zweite Band an diesem Abend sind die Industrial-Rocker Unborn, ebenfalls aus Hamburg.

 

Tonali Grand Prix

Einmal im Jahr verwandelt ein Wettbewerb Hamburger Jugendliche in Kulturmanager und begeistert sie für klassische Musik.

Elitär, unverständlich und langweilig – klassische Musik weckt nicht gerade brennendes Interesse bei Jugendlichen. Das ist ein Problem für Konzerthäuser, deren Besucherzahlen sinken. Die Gründer des jährlichen Tonali Grand Prix haben erkannt, wie man Jugendliche für Klassik begeistert – indem man sie einbindet: Zwölf Hamburger Schulen bekommen jeweils einen der jungen Solisten zugeteilt, die am Wettbewerb teilnimmt. In diesem Jahr sind es Geiger zwischen 16 und 21 Jahren, die ihr Können einem jugendlichen Publikum beweisen müssen. Der Gewinner erhält am Ende einen mit 10.000 Euro dotierten Preis. Ein Jahr lang treten die Schulklassen als Musikmanager für ihren Künstler auf. Sie organisieren Auftritte, verkaufen Karten und vergeben per SMS-Voting ihren eigenen, mit 3.000 Euro dotierten Preis. Den Auftakt bildet am 1. September ein multimediales Eröffnungskonzert mit Schostakowitschs 15. Sinfonie in der Kulturkirche Altona. Nach drei Vorrunden findet am 6. September in der Laeiszhalle das Finale der drei besten Solisten statt. Begleitet werden sie von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

 

Ink & Ride


Im Rahmen der Ausstellung „Das Fahrrad“ im Museum der Arbeit nimmt Ink & Ride das Biken und Boarden, Body- und Street-Art als Lebensgefühl in den Fokus.

Es gibt Fahrräder, mit denen man von einem Ort zum nächsten fährt. Und es gibt welche, die sind ein enger Freund oder gar der Ausdruck eines ganzen Lebensgefühls. Noch bis März widmet sich das Museum für Arbeit dem zweirädrigen Phänomen in seinen verschiedenen geschichtlichen und gesellschaftlichen Funktionen, am Wochenende richtet sich der Blick dann im Rahmen der im Museum gastierenden Ink & Ride auf all das, was die Szene rund um BMX und Fixed Gears so bunt macht und aktuell besonders prägt. Auf zwei Etagen und einer großen Outdoor-Veranstaltungsfläche gibt es Trickbike-Vorführungen, Parcours, Live-Art, Tattoos und Graffiti zu bewundern sowie jede Menge Kunst zum Mit-nach-Hause-Nehmen. Wer am späten Sonntagnachmittag bei der Convention vorbeischaut, kann zudem Zeuge der Kürung des Tattoo of the Day werden und sicher einige Inspirationen mit nach Hause nehmen.

 

Mehr Liebe …

… für das Ledigenheim in der Rehhoffstraße: Frank Schulz liest zugunsten des sozialen Projekts Das Ledigenheim erhalten!

Er ist der Lieblingsautor von Harry Rowohlt und rangiert in der gleichen Liga wie Peter Rühmkorf und Loriot. Im Januar 2015 wird Frank Schulz, wie einst den beiden großen Humoristen, in Kassel der Literaturpreis für grotesken Humor verliehen. Die Laudatio wird Sven Regener halten. Ende August aber wird Schulz erst einmal im Ledigenheim in der Rehhoffstraße zu sehen und hören sein. In einem Raum des Gebäudes, in dem noch 90 alleinstehende Männer leben, wird er aus seinen knapp zwei Dutzend, sehr unterschiedlichen Geschichten des Bandes Mehr Liebe vorlesen. Ausgangspunkt der Erzählungen ist ein Zitat der österreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach: „Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe, als sie verdienen.“ Die junge Katja etwa begegnet auf der Hochzeitsreise ihrem Traummann, und Dörchen hat kurz vor ihrer goldenen Hochzeit Anlass, an der Treue des Ehemanns zu zweifeln. Die Liebe ist bei Frank Schulz eine in allen Facetten grausame, der es aber dennoch nicht an Komik fehlt. Zugunsten der Initiative Ros, die das Männerwohnheim in der Rehhoffstraße vom dänischen Investor zurückkaufen und als soziale Einrichtung erhalten will, verzichtet der Hamburger Schriftsteller an diesem Abend auf sein Honorar.

Text: Alessa Pieroth

 

Adel Tawil

Die eine Hälfte von Ich + Ich singt ihren geschmeidig produzierten Mainstream-Pop live auf der Stadtpark Freilichtbühne.

Lieder, jene unausweichliche Hitsingle von Adel Tawil, bestätigte, was die kompetenten Popsongs seiner Band Ich + Ich mit Kollegin Annette Humpe schon nahelegten: Der Mann hat eine grundanständige, wenn auch nicht hochspannende musikalische Sozialisation; da werden Nirvana, Beck, Depeche Mode und EMF mit Zitaten gegrüßt. Kann man machen. Als Solokünstler ist Tawil erwartbar gut bei Stimme, seine Musik ist geschmeidig produzierter Mainstream-Pop, der melodisch und dicht arrangiert jegliche Schlager-Schmonzigkeit weit von sich weist. Auf seinem Album (heißt wie der Song: Lieder) sorgen Gastauftritte von Sido und dem US-HipHopper Matisyahu für Abwechslung, im Stadtpark ist der ehemalige Boyband-Sänger auf sich alleine gestellt. Sollte für den Profi aber kein Problem sein, war doch auch Ich + Ich live zuletzt keine Gemeinschaftsproduktion mehr.

Text: Thorsten Moor

 

Poets on the Beach

Die Autoren Isabell Bogdan, Lars Dahms, Benjamin Maack und Alexander Posch lesen ihre Geschichten am Elbstrand Övelgönne.

Bei „Poets on the Beach“ kann man – zum letzten Mal in diesem Jahr – die Zehen im feinen Elbsand vergraben, sich die untergehende Sonne ins Gesicht scheinen lassen und den magischen, mystischen und komischen Geschichten von Isabell Bogdan, Lars Dahms, Benjamin Maack (Foto) und Alexander Posch lauschen. Nur hin und wieder droht Ablenkung durch das Tuten großer Pötte, die Fahrt in die weite Welt aufnehmen, oder das Ploppen der Bierflaschen vom Sitznachbarn. Gibt es einen besseren Ort in Hamburg für Lesungen im Sommer? Apropos Sommer in Hamburg: Die Veranstalter vom Writers‘ Room legen Wert auf die Feststellung, dass die Lesung „bei jedem Wetter stattfindet“, die Autorinnen und Autoren werden also auch bei Regen lesen – zur Not unter einem Regenschirm. Der Eintritt ist wie immer frei. Um Spenden wird gebeten.

Text: Alessa Pieroth

 

Roy Frank Orchestra

Von „Stahlnetz“ bis „Dalli Dalli“: Der Tenorsaxofonist von Max Raabes Palast Orchester spielt mit seiner Kombo im Musikpavillon Planten un Blomen.

Klar, es gibt Hipperes als am Sonntagnachmittag in Planten un Blomen einer Gruppe zuzuhören, die ihren Bigband-Sound vom Musikpavillon herunter schmettert. Aber hey, ist der olle Swing-Kram nicht sowieso seit einigen Jahren wieder in aller Munde? Na, also: Roy Frank ist Tenorsaxofonist im Palast Orchester des Sängers Max Raabe. Mit seiner eigenen Kombo spielt er Musik, die wir (oder zumindest ein Teil von uns, nämlich die vor 1990 Geborenen) aus dem TV-Programm jener Zeit kennen, als es nur drei Programme zu sehen gab. Auf der Liste stehen die Themen von Shows wie Musik ist Trumpf, Dalli Dalli oder Einer Wird Gewinnen, die Titelmelodie der Krimi-Serie Stahlnetz sowie manch Hit aus der Swing-Ära. Dazu gibt es Bühnenbauten und Show-Einlagen, die – so der Bandleader – die „Besucher wieder in die gute, alte Zeit versetzen“ sollen. Viel Spaß mit seinen Musik-Souvenirs!