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Durchdrehen im Hafen

Die Crew von Frau Hedi macht Ernst und bietet das volle Rundum-Drehdurch-Paket zum Tanz in den Mai. Fünf Barkassen, fünf Sounds: Jakob The Butcher heizt Frau Christa mit dreckiger Tanzmusik zwischen Cumbia und Boogalooo ein; auf Frau Claudia bringt DJ Malinka mit Balkan-Pop, Ska und Latin unschuldige Tanzmuskeln zum Zucken; Hein Boogie und Romanski legen Frau Irma mit HipHop-Beats tiefer; Max Quintenzirkus beschallt den Chefkahn Frau Hedi mit Klezmer, Worldgrooves und Electroswing; und auf der Classic Queen lotet das DJ-Team Generation Pop Watch mit Eurodance und anderen Fiesheiten aus den 1990ern die Grenzen des schlechten Geschmacks aus. Die erste Barkasse, Frau Hedi, legt wie gewohnt um 19 Uhr ab. Danach starten im 30-Minuten-Rhythmus auch die anderen Partyboote. Die Tickets gelten nur für das jeweilige Schiff – ab 22 Uhr darf umgestiegen werden, sofern Platz ist.

 

Beats im Bunker

Kommt zusammen ist der Name eines beliebten Musik-Festivals, das seit nunmehr 10 Jahren in Rostock stattfindet. Da der gute Ruf des sympathischen Events bis nach Hamburg reicht, haben dessen Macher zusammen mit den Veranstaltern des Uebel & Gefährlich beschlossen, das Festival – wenn auch in kleinerer Ausführung – für ein paar Tage hierherzuholen, um gemeinsam in den Mai zu tanzen. Zur Einstimmung „liest und labert“, wie es in der offiziellen Ankündigung heißt, der Autor Tino Hanekamp (Foto) im Ballsaal des Uebel & Gefährlich „über Drogen, Sauflieder und die Sehnsucht nach Erlösung“ – sein Debütroman heißt So was von da (KiWi-Paperback). An den kommenden Festivaltagen steht dann der ganze Medienbunker Kopf und die Musik im Vordergrund. Als Live-Gast ist unter anderem das russische Skazka Orchestra angekündigt. Die Beschallung mit House und Techno übernehmen Douglas Greed, Deo & Z-Man, Patlac, Dapayk, Andreas Henneberg und andere.

Zur Einstimmung – Video der Schwestern-Veranstaltung in Rostock:

 

Rumba und mehr

La Pegatina ist eine Gruppe aus Spanien, die 2003 von den Musikern Rubén Sierra, Adrià Salas und Ovidi Díaz als Soundsystem ins Leben gerufen wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, eine Plattenfirma für sich zu interessieren, veröffentlichte das Trio seine Tracks zunächst über das Internet. 2007 erweiterte sich das Pegatina Sound System um einen Bassisten, Schlagzeuger, Trompeter und Akkordeonspieler zu einer siebenköpfigen Live-Kapelle, die seitdem für seine furiosen Live-Auftritte bekannt ist. Als Band haben La Pegatina vier Alben heraus gebracht, das letzte ist seit 2013 auf dem Markt. Ihr ursprünglich auf Ska und Rumba fokussierter Sound enthält jetzt auch Elemente aus Disco, Merengue und Cumbia, sogar für eine getragene Ballade ist manchmal Platz. Alter Trick: Die nächste Tanznummer mit treibenden Off-Beats kommt danach umso besser…

 

Sauberer Grusel

Schade: Für seinen neuen Film hat Tobe Hooper keinen Verleiher in Deutschland finden können, deswegen wanderte Djinn direkt in die DVD- und Video-On-Demand-Abteilungen, wo Neugierige jetzt den neuesten Streich des Regisseurs von Texas Chainsaw Massacre und Poltergeist begutachten können. Wie schön, dass das Metropolis-Kino keine Scheu vor sogenannten B-Movies hat und einen weiteren Grusel-Klassiker des texanischen Filmemachers auf großer Leinwand zeigt. Invasion vom Mars ist ein Remake des gleichnamigen Films aus den 1950er-Jahren. Die Handlung: Provinzjunge sieht Marsianer landen, seine Eltern werden von den Aliens infiziert, das Militär haut am Ende alles zu Brei, die nette Schulpsychologin wird gerettet, die blöde Lehrerin gefressen. Also: ein guter, sauberer Sonntag-Nachmittag-Spaß für die ganze Familie. Oder ist der Film etwa ab 16?

 

Afro-Groove

Bigbands sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Ist vielleicht auch ganz gut so, denn wer will heute noch den x-ten Aufwasch von klassischem Swing aus den 1930ern hören, wo doch die vielen tollen Originale auf Hunderten von Tonträgern perfekt konserviert wurden. Die fast 20-köpfige Gruppe von Samúel Jón Samúelsson ist da ganz anders gelagert. Mit dem Sound eines Duke Ellington oder Benny Goodman hat der Isländer nicht viel am Hut. Sein Stil orientiert sich eher an Fela Kuti und – vor allem – dessen weitaus weniger berühmten ethiopischen Kollegen Mulatu Astatke, der als Vater des sogenannten Ethio-Jazz gilt und durch Jim Jarmuschs Film Broken Flowers (2005) zuletzt immerhin einen weiteren Bekanntheitsschub erhielt. Es geht hier also weniger um Swing als um den perfekten Groove. Und deswegen ist Samúelssons Bigband im Mojo Club bestens aufgehoben.

 

Hamburg in grün

Zum Erscheinen der sechsten Ausgabe von SZENE HAMBURG Geschichte, diesmal Hamburgs Parks und Gärten gewidmet, zeigt das Abaton Kino in Kooperation mit dem Film- und Fernsehmuseum Hamburg das Programm Hamburg und sein Grün. Die Geschichte der Hamburger Grünanlagen wird hier in Bildern und Archiv-Filmen erzählt – es geht um Hamburgs Gartenbauausstellungen seit 1869, die Gestaltung des Stadtparks, um Kunst in der Natur und die Entstehung und Entwicklung von Planten un Blomen. Außerdem wurden Experten und Autoren zu einem Matinee-Gespräch eingeladen, dessen Moderation der SZENE-HAMBURG-Redakteur Jörg Schöning übernimmt. Danach kann man nur auf gutes Wetter hoffen, um den Sonntag thematisch passend im Grünen zu verbringen. Die Lektüre von SZENE HAMBURG Geschichte dürfte dazu die perfekte Ergänzung sein.

Reservierungen unter der Telefonnummer 41 32 03 20 oder  online.

 

Romantischer Pop

Als Schlagzeuger war Berend Intelmann früher mal Mitglied einer der musikalisch bemerkenswertesten, doch leider auch ziemlich kurzlebigen Hamburger Indie-Bands: Hallelujah Ding Dong Happy Happy. Nach Auflösung des Quintetts mit dem bekloppten, aber einprägsamen Namen ging er nach Berlin und gründete 1997 zusammen mit der Gitarristin und Sängerin Elke Brauweiler das Duo Paula – eines der erfolgreichsten Projekte, die aus der sogenannten Berliner Wohnzimmerszene hervorgegangen sind. 2005 trat Intelmann als aktiver Musiker in den Hintergrund, blieb Paula aber als Produzent und Songschreiber treu. Seit letztem Jahr präsentiert sich das Projekt nun wieder in der originalen Duo-Besetzung, was die Fans der alten Paula-Platten sehr freuen dürfte. Ein neues Album ist ebenfalls erschienen, die aktuelle Single heißt In Farbe sehen.

 

Unpeinlicher Porn

Seit 2006 findet in Berlin das Pornfilmfestival statt. Auf dem Programm steht dort nicht etwa die Hardcore-Meterware, die wir alle (Sie ausgenommen, natürlich!) aus etlichen Web-Portalen kennen, sondern „alternativer“ Porn, zum Beispiel schwul/lesbischer und feministischer, manchmal sogar kunstvoller und lehrreicher, mit nicht minder expliziter Darstellung von Sex. Einen kleinen Ausschnitt davon stellt der Co-Kurator des Pornfilmfestivals, Jürgen Brüning, im Golem vor: Kurzfilme mit einer Länge bis zu zehn Minuten und aussagekräftigen Titeln wie I Wish I Was A Lesbian, Deconstructed Beauty, Raw Meat und Gang Bang Barbie. Gezeigt werden außerdem noch einige Überraschungsfilme. Und damit die aufgeheizte Stimmung nicht ganz verfliegt, laufen für den Rest der Nacht noch jede Menge weiterer Filme – allerdings ohne Ton.

 

Kuriose Biografien

Sein neuestes Werk heißt nicht ohne Grund Vita Obscura. Die kürzlich beim avant-verlag erschienene Graphic Novel des Hamburger Illustratoren Simon Schwartz widmet sich den Lebensläufen verschiedener skurriler Personen und Wesen. Jeder Vita hat er darin nur eine Seite eingeräumt. Porträtiert wurden von ihm illustre authentische Gestalten wie der selbsternannte Kaiser der USA, Joshua Abraham Norton, und der legendäre Musiker und Komponist Moondog. Auf der fiktiven Seite haben wir zum Beispiel das von Godzilla inspirierte, nordkoreanische Film-Monster Pulgasari, das hiermit wahrscheinlich erstmals (wenn auch in kürzestmöglicher Form) in deutscher Sprache biografiert wird. Freunde des Kuriosen dürften hier auf ihre Kosten kommen. Um 19 Uhr wird auf Schwartz‘ neue Veröffentlichung angestoßen. Danach steht der Autor zum Signieren bereit.

 

Rangelnde Rollen

Die Teams tragen Namen wie Stockholm Bstrds, Deadly Darlings Düsseldorf, Rebelling Meatgrinders oder Demolition Derby Dolls. Ihr Sport heißt Roller Derby. 1935 von einem US-amerikanischen Sportreporter ins Leben gerufen, entwickelte sich Roller Derby zu einer Sportdisziplin, der sich im Laufe der Zeit immer mehr Frauen zuwendeten. Und so funktioniert’s: Zwei Teams á fünf Spielerinnen treten auf einer ovalen Bahn gegeneinander an. Je vier „Blockerinnen“ versuchen die Gegnerinnen zu behindern, während die „Jammerinnen“ beider Teams sich durch das auf Rollen rangelnde „Pack“ arbeiten müssen. Ziel ist es, das „Pack“ so oft wie möglich zu überrunden und die gegnerische „Jammerin“ abzuhängen. Der Härtegrad schwankt zwischen „Darling“ und „Demolition“. Neugierig geworden? Dann nichts wie hin zur Partie der Hamburger Lokalmatadorinnen Harbor Girls gegen die Kopenhagen Kick-Ass Cuties.