Lesezeichen
 

Nachtleben-Guide

Volt, Fundbureau, Gruenspan… Wer Freitag in Hamburg feiern will, muss nicht lange suchen – im Gegenteil, er hat die Qual der Wahl.

Zu einem exklusiven Showcase kommen die Dresdener House-Produzenten vom Uncanny Valley-Label mit besonderem Line-up ins Volt. Während Cuthead und Leibniz das erste Mal live in der Hansestadt spielen, supporten die beiden Labelheads Albrecht Wassersleben und Credit00 mit einem DJ-Set.

Mit Waterkant lädt im Fundbureau ab Mitternacht erstmals eine neue Veranstaltungsreihe zur gemeinsamen Nachtausgestaltung. Das Programm vereint Hamburger Locals mit seltenen Gästen und verspricht besondere Dekorationen! Ausgabe eins startet unter anderem mit den Stil-vor-Talentlern Artenvielfalt und Phable.

Im Rahmen des NLxGroningen-Festivals lädt das Gruenspan zur Elektro-Party. Größte Namen im Line-up sind der Niederländer Liron van Daalen alias Kabale und Liebe und Marek Hemmann.

Ein paar Hundert Meter weiter steht in der Prinzenbar Der Dritte Raum mit Andreas Krüger an den Reglern, der eine House-Nummer ist, seit er Anfang der 90er Sven Väth sein Demotape überreichte.

Massive-Töne-DJ Schowi hat mit seiner CMY-HipHop-Reihe schon einige große Turntable-Künstler nach Hamburg gebracht. Mit Eskei83 wird dieser Anspruch fortgesetzt. Moondoo-Gäste können sich auf ein Set freuen, in dem spielerisch Genregrenzen verschwimmen. Word!

Texte: Ole Masch und Miriam Mentz

 

Denyo

Futuristischer LoFi-Sound: Denyo kommt auf seinem aktuellen Soloausflug im Mojo Club vorbei. Mit dabei ist sein neues Album „Derbe“.

Alter Fuchs, neues Fell„, rappt Denyo im Track Elbtunnelblick seines neuen Soloalbums Derbe – und bringt den eigenen Status quo damit perfekt auf den Punkt. Während ganz HipHop-Deutschland auf das „alles zerfickende Beginner-Album“ (so DJ Mad in den zwei Ansagen-Videos auf YouTube zum Stand der Albumproduktion) wartet, überrascht der vor einigen Jahren nach Berlin Geflüchtete nun mit einer Art futuristischem LoFi-Sound. Vorbei die Zeit, in der er mit Ausflügen ins Singer/Songwriter-Fach, so wie bei seinem letzten Soloalbum Suchen & Finden (2009), das eigene Erbe ankratzt. FKA twigs, AlunaGeorge und Xaphoon Jones – das sind laut Denyos eigener Aussage nur drei der bekannteren Künstler, die für seinen neuen und basslastigen Sound Pate standen. Derbe ist deep, Derbe hat Style, und mit Songs wie dem nach endzeitlicher Katerstimmung klingenden Titeltrack oder dem rollend-pumpenden Space Jam macht Denyo seine bislang eher mittelmäßigen Soloausflüge auf einen Streich vergessen. Im Mojo zeigt der Fuchs, dass er noch weiß, wie’s geht!

Text: Jan Kahl

Das Konzert ist leider ausverkauft!

 

Junge Kunstnacht

Nett sein war gestern: Die Galerie der Gegenwart wird bis zum Morgengrauen eine Galerie der Kunstlust und Partysucht.

Die Jungen Freunde der Kunsthalle verwandeln die Galerie der Gegenwart in einen Club. Nicht irgendeinen Club, denn die Freunde geben die Losung aus „Nett sein war gestern“ und drohen, jeden Partygast abhängig zu machen: „Keiner kommt hier ohne Kunstsucht wieder raus!“ Unter dem Motto Avantgarde darf wild gefeiert werden – dafür sorgen die Bad Bitch Movement-Mädels (Foto) von der Affenfaust Galerie sowie die DJs From Here to Funk und Mingo Starr, die die Tanzfläche im Lichthof beschallen. Zwischendurch lädt Kunst Meets Kommilitonen zu Kurzführungen durch die Ausstellungen Spot On (mit einer Auswahl der Kronjuwelen der Kunsthalle), Verzauberte Zeit (mit den Vätern der Moderne) und Feministische Avantgarde der 1970er Jahre. Extrem suchterzeugend!

 

Food Truck-Festival

Essen auf Rädern: Für ein Wochenende wird der Spielbudenplatz zum Heimathafen für Deutschlands rollende Open-Air-Küchen.

Während auf der Elbe kleine und große Pötte zum Hafengeburtstag einlaufen, machen über 30 rollende Küchen auf dem Spielbudenplatz fest: Zum ersten Food Truck-Festival Hamburgs reihen sich die lokalen Gourmet-Imbissbuden wie Vincent Vegan, Foodpecker, Local1Food.club und die Kiezküche neben Gäste aus Berlin, Stuttgart und Bremen. Außerdem kann auch gleich das jüngste Mitglied der Hamburger Food Truck-Szene getestet werden: Die Jungs von Holy Dogs servieren feine Hotdogs auf die Hand. In die frisch gebackenen Holzofenbrötchen packen sie ausschließlich Biofleisch aus Hamburg und kombinieren es mit würzigem Käse aus Schleswig-Holstein und mit hausgemachten Saucen. Zusammen mit den anderen rollenden Kollegen verwandelt Holy Dogs dann von Freitag bis Sonntag den Spielbudenplatz in eine Food-Messe für Essen auf Rädern.

Text: Julia Braune

 

Die Lange Nacht der ZEIT

Tattoos, Weltfrieden und Sex: 20 Veranstaltungen an 14 Orten decken an einem Abend (fast) alles ab, was uns bewegt.

Die Zeit ist das, was verhindert, dass alles gleichzeitig passiert.“ Frei nach diesem Bonmot des Physikers John Archibald Wheeler kann besonders eine Nacht mit der ZEIT natürlich nichts anderes als lang sein. Eine Nacht, die schon am frühen Nachmittag beginnt, nämlich um 15 Uhr auf der Cap San Diego, wo Kirsten Moie aus ihrem Buch Seeräuber-Moses liest. Weitere 19 Veranstaltungen an 13 verschiedenen Orten stecken den Rahmen, um den ersten Geburtstag der Hamburg-Seiten der ZEIT angemessen zu feiern. Autoren der ZEIT treffen prominente Persönlichkeiten der Hansestadt zu Podiumsdiskussionen, Lesungen und Werkstatt-Veranstaltungen. Vom Bucerius Kunst Forum bis zur Pony Bar wird eine lange Nacht lang über alles gesprochen, was sich thematisch zwischen Tattoos und Weltfrieden, Sex, Kunst und intellektuellem An-der-Bar-Rumgehänge ansiedeln lässt.

Text: Nik Antoniadis

 

Marina and the Diamonds

Bubblegum Bitch: Die britische „Queen of Electro Pop“ kommt auf ihrer Deutschlandtour für einen Abend in die Markthalle.

„Wie viele von euch haben bis vor zwei Sekunden schon mal von mir gehört?„, fragte Marina Diamandis das Publikum in Austin, als sie 2010 zur SXSW-Session die Bühne betrat. Wenn sie jetzt ihre Show in der Markthalle eröffnet, wird sie diese Frage wohl nicht mehr stellen müssen. Vor fünf Jahren hatte die griechisch-walisische Songwriterin gerade den Schritt über den großen Teich gewagt, nachdem ihr Debütalbum The Family Jewels gerade die Top 10 in Großbritannien geklettert war.

Ähnlich wie Lily Allen oder Kate Nash drehen auch ihre Songs sich um die Unbilden des Erwachsenwerdens und alles, was im Kielwasser so mitschwimmt. Sie singt über Mut und Verletzlichkeit, über Unsicherheit, Enttäuschung und Trotz. Aber bei aller Melancholie schwingt immer, wenn auch teilweise kaum hörbar, eine komische Attitüde mit: „Feeling like a loser, feeling like a bum / Don’t get on my bad side, I can work a gun.“ Vor allem punktet sie durch eine beeindruckende Bühnenpräsenz: Sie wirbelt, wütet und tobt sich durch einen Song, um wenig später verloren und zerbrechlich in einen anderen zu schlüpfen. Nach ihrem zweiten Album Electra Heart kommt sie nun mit ihrem dritten, Froot, auf Deutschlandtour und beglückt Hamburg in der Markthalle.

Text: Nik Antoniadis

 

„Fassbinder“

Melodramatischer Satansbraten: Das Lichtmeß zeigt eine sehr persönliche Dokumentation über Rainer Werner Fassbinder.

Er wollte perfekte Filme machen, die zugleich auch persönlich sein sollten. Letzteres zumindest ist Annekatrin Hendels dokumentarischer Lebensabriss Fassbinder, der am 7. Mai im Lichtmeß gezeigt wird. An den produktivsten und provokantesten, 1982 verstorbenen Regisseur des Neuen deutschen Films, der in diesem Mai 70 Jahre alt geworden wäre, erinnern Interviews mit seinen Mitstreitern. Dabei tritt in den Storys der Alt-Stars Hanna Schygulla, Margit Carstensen und Irm Hermann ein manipulativer Satansbraten zutage, den die Damen gleichwohl als Genie heute mehr denn je verehren.

Eine Reihe weiterer Werke von (und mit) Fassbinder werden bis Ende Mai auch im Metropolis und im Studio gezeigt. Hier wird der gebenedeite Melodramatiker zum Beispiel als Kriminalfilmregisseur vorgestellt: mit der an der Nouvelle Vague und billigen B-Pictures orientierten Dreiecksgeschichte Liebe ist kälter als der Tod (10./13./22.5.) und mit dem prophetischen Science-Fiction-Zweiteiler Welt am Draht (21./24.5.), der ein totalüberwachtes Leben ausmalt.

 

Kunstlift

Sprechende Stoffe: Svenja Keune stellt im Langzeitkunstprojekt poetische Gebilde aus, die mit dem Betrachter in Kontakt treten.

Zum ersten Mal in diesem Jahr nimmt der Kunstlift wieder Fahrt auf, dieses vielgesichtige Langzeitkunstprojekt, das sich im Gewand eines Vereins – der Agentur für Identität e.V. – präsentiert und seit 2009 vielfältige, teilweise kontroverse Arbeiten auf den Weg gebracht hat. Im Rahmen des Architektursommers ist diesmal an Bord: die Hamburgerin Svenja Keune, die für ihre Textile Interfaces gerade für den German Design Award im Bereich Newcomer nominiert wurde. Kommt man ihren poetischen Gebilden aus Stoff, Wolle oder Kunststoff nahe, beginnen sie zu pulsieren, wölben sich einem entgegen, räkeln sich, fesseln durch fließende Bewegungen und nehmen einen Emotional Dialogue auf. Ausgelöst durch Sensoren und betrieben mit exakt platzierten Servomotoren, fordern sie einen zu spontaner Berührung auf, zu Nähe und einer Mensch-Maschinen-Kommunikation, zum Staunen und Wundern.

Text: Sabine Danek

 

„Final Cut 2015“

And the winner is …: Im Metropolis wird Hamburgs vielversprechendsten Nachwuchsregisseuren der Filmpreis der HFBK verliehen.

Roter Teppich für die Diplom-, Master- und Bachelor-Filmprojekte der Studierenden der HFBK im Metropolis Kino: Im Gespräch mit ihren Professoren, darunter Wim Wenders, Robert Bramkamp und Pepe Danquart, stellen Studenten beim diesjährigen Final Cut die Inhalte und filmtechnischen Hintergründe ihrer Filme vor. Ab 19 Uhr werden im Screening Ausschnitte aus den 15 Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2014/15 gezeigt. Im Anschluss daran wird ab 22 Uhr – inzwischen bereits zum vierten Mal – der HFBK-Filmpreis der Hamburgischen Kulturstiftung vergeben. Ausgewählt wurde er von einer Jury, zu der u.a. die Filmemacherin Monika Treut und der Künstler Florian Wüst gehören, dotiert ist er mit 5.000 Euro und soll neue Filmprojekte möglich machen. Es gibt also einiges zu feiern.

 

MS Stubnitz

Die Third & Thirty Opera-Tour steht für Alternative Rock, Avantgarde und Punk. Es spielen: Mike Watt & The Missingmen, Už Jsme Doma und Sheik Anorak.

Die besten Abende, um neue Bands kennenzulernen, sind jene, an denen mehrere Kombos auftreten. Man kommt für eine und geht mit der Platte unterm Arm einer anderen. Auf der MS Stubnitz findet am 6. Mai die Third & Thirty Opera-Tour statt. Sie richtet sich an Freunde der Richtungen Alternative Rock, Avantgarde und Punk. Die meisten Leute wird wohl der US-Amerikaner Mike Watt ziehen, der lange Bassist bei Iggy and The Stooges war. Er wird von The Missingmen auf den Dampfer begleitet. Aus Tschechien kommen Už Jsme Doma, die eine komische Punkrock-Show abliefern und ein wunderbares Video im Internet veröffentlicht haben, in dem Doublebass auf knutschende Glamour-Menschen trifft. Dritte Band im Bunde: Sheik Anorak aus Frankreich, Stichwort „Post-Velvet Noise Rock“.