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Tatjana

John Neumeiers Choreografie nach Alexander Puschkins Versroman „Eugen Onegin“ wird in der Hamburger Staatsoper uraufgeführt.

Immer wieder hat John Neumeier literarische Vorlagen in Tanz übersetzt, so zum Beispiel Thomas Manns Tod in Venedig oder auch Ödön von Horvaths Drama Liliom. Dass er sich nun mit Tatjana Alexander Puschkins Versroman vornimmt, ist insofern bemerkenswert, als es von Eugen Onegin bereits ein zeitgenössisches Ballett von John Cranko gibt, das Neumeier in Hamburg zweimal inszeniert hat, 1984 und 2012. Offensichtlich beschäftigt den Maestro die unerfüllte Liebe zwischen dem Müßiggänger Eugen Onegin und der Gutsbesitzer-Tochter Tatjana nachhaltig – und man darf gespannt sein, warum er seine Choreografie nicht nach dem Protagonisten, sondern seiner Liebschaft benannt hat. Dabei handelt es sich um eine Koproduktion mit dem Stanislavski and Nemirovich-Danchenko Moscow Academic Music Theatre. Die Musik stammt von der in den USA lebenden russischen Komponistin Lera Auerbach.

Text: Hanna Klimpe

29.6. (Premiere), weitere Vorstellungen 1.+10.7.

 

Glebs Film

Im Rahmen des Stadtteilfestivals verwandelt sich der Friseursalon Lenz in ein Kino. Gezeigt wird die humoristische Dokumentation über den Besitzer Gleb.

Die Altonaer Authentizität gibt es nur hier: Glebs Film läuft jetzt wieder in Glebs Kino! Drei Tage lang verwandelt sich der Friseursalon Lenz zur Lichtspielbühne für Glebs Träume vom ganz großen Kino. Während er bei seinen vorwiegend betagten Kundinnen die grauen Locken dreht, Wimpern färbt und Strähnen toupiert, beschäftigt er sich mit dem „Virus“ der Einsamkeit, der in der heutigen Gesellschaft grassiert – von dieser Seuche inspiriert, entwickelt der Figaro mit weißrussischen Wurzeln ambitioniert Filmideen, die über den konventionellen Fassonschnitt weit hinausgehen und diskutiert mit den Damen am Waschbecken seine fiktiven Charaktere. Sogar ein Friseur namens Gottlieb ist darunter. Zwischen den Vorführungen dieses dokumentarischen Highlights der Altonaer Filmgeschichte stehen Regisseur Christian Hornung und der Star für Interviews bereit. Vorverkauf der altonale nutzen!

weitere Vorstellungen:  20 und 21 Uhr

 

Gentrifizierung

Immobilien „to go“ im Metropolis: Der Film „Wem gehört die Stadt?“ dokumentiert die Gentrifizierung im Stadtteil St. Georg.

Die Zwangsschließung der Buchhandlung Dr. Wohlers in der Langen Reihe 68 ist noch in Erinnerung. Sie war kein Einzelfall, wie der Fotograf Mathias Thurm in einer Bilderserie zeigt: Wo früher alteingesessene „Höker“ ihre Waren des täglichen Bedarfs anboten, wird heute Latte Macchiato und Coffee to go ausgeschenkt. Weitere Beispiele der Verdrängung in St. Georg liefern Manfred Götz (Buch) und Ulrich Gehner (Regie) in der Dokumentation Wem gehört die Stadt? (2014). Aus der Sicht von Mietern und Obdachlosen, von Sex-Arbeiterinnen und engagierten Bürgern verfolgen sie die Gentrifizierung im bahnhofsnahen Viertel mit dem Fazit: „Ein Stadtteil wehrt sich“. Mit dem Porträt einer Mietergenossenschaft weisen sie Alternativen zum profitorientierten Immobilien-Investment auf. Bei der Vorführung werden Gäste anwesend sein.

 

Repair-Café

Zum zweiten Mal veranstaltet das HausDrei einen Nachmittag, bei dem Menschen mit defekten Plattenspielern, kaputten Computern und Socken auf ehrenamtliche Reparierer treffen.

Wenn der verfluchte Arm vom Plattenspieler klemmt oder der olle Toaster kalt bleibt, gibt es zwei Lösungen: wegschmeißen oder reparieren. Die niederländische Journalistin Martine Postma war vor fünf Jahren dermaßen genervt von der westlichen Wegwerfgesellschaft, dass sie das erste Repair-Café in Amsterdam organisierte. Hier trafen Menschen mit reparaturbedürftigen Dingen auf ehrenamtliche Experten und erfahrene Bastler. Die Idee erreichte Hamburg – das HausDrei lädt am 28. Juni bereits zum zweiten Mal zum Repair-Café. Das Ganze ist ein Geben und Nehmen: Der eine kennt sich mit Elektronik oder Mechanik aus, während der andere Löcher in Socken stopfen oder aufgegangene Nähte schließen kann. Menschen mit zwei linken Händen bedanken sich bei den Experten gerne mit einem Stück Kuchen. Das Repair-Café ist wahrlich eine Ode an die (Achtung: Modewort) Nachhaltigkeit. Für den Termin in Hamburg werden übrigens vor allem noch Experten aus den Bereichen Elektronik/Computer und Nähen gesucht – Interessierte melden sich bei Manfred Timpe: via Telefon 040/ 38614107 oder E-Mail.

Text: Lena Frommeyer

 

Zuhause bei Prominenten

Die Literaturshow „Die Wahrheit übers Wohnen“ liefert im Rahmen der altonale ungeahnte Aufklärung über die Auswirkungen der heimischen Einrichtung.

Wer hat nicht schon einmal heimlich im Badezimmerschrank der werten Gastgeber gestöbert? „Nichts als ein Akt der Selbstfindung“, scheint die Veranstaltung Die Wahrheit übers Wohnen zu behaupten und zeigt, wie sehr das Mobiliar schicksalhaft den eigenen Werdegang (plus Leistungspotentiale und Charaktereigenschaften) wirklich beeinflusst. Auf dem Programm steht ein ständiger Tapetenwechsel: In Was-wäre-wenn-Manier wird der Partykeller von Hermann Hesse, der Abstellraum der Obamas und Bushidos Hobbykeller „bezogen“. Gastgeber Sven Amtsberg führt mit herrlich skurrilen psychoanalytischen Spielchen durch den Abend, stets basierend auf der verlässlichsten aller empirischen Methoden – der heimischen Einrichtung. Am 27. Juni nistet sich die Show im Möbelhaus habitat ein, als Zwischenmieter mit literarischem Gepäck sind in diesem Jahr Kristof Magnusson und Nicolas Sturm geladen.

Text: Tanja Ehrlich

 

Kultur im Oberhafen

Das Projekt „Schere, Stein, Quartier“ belebt noch bis Mitte Juli die Halle 4 mit Sport, Spiel, Film, Musik, Flohmarkt und Kunst.

Zu behaupten, der Oberhafen sei als Veranstaltungsort ein Garant für angenehm subkulturelle Events, wäre wohl zu viel der Güte. Schließlich feierte hier auch die Werbebranche sich selbst beim ADC-Festival. Dennoch bietet die Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs verstärkt Projekten mit szeniger Ausrichtung ein temporäres Zuhause. Die Hamburg Kreativ Gesellschaft vermietet ihre Halle 4 an nichtkommerzielle Veranstalter. Vom 16. Juni bis 13. Juli bezieht das Kulturprojekt Schere, Stein, Quartier mit Sport, Spiel, Film, Musik und Kunst die Räumlichkeiten. Ein Zusammenschluss aus Künstlern und Freunden stellt hier ein dementsprechend buntes Programm auf die Beine. An diesem Donnerstag versammelt man sich (natürlich) zum Rudelgucken – um 18 Uhr pfeift der Unparteiische das Spiel Deutschland vs. USA an. Wer selber spielen will, ballert auf die bereitgestellte Torwand oder dreht die Stangen am Kickertisch. Wichtig: Es passen nur 90 Menschen (laut Behörde) in die Halle, eine Voranmeldung ist also erforderlich – Betreff: WM/USA. Wer die WM blöd findet, kommt einen Tag später zum Kunst-Tag-der-offenen-Tür (wo jeder selbst zum Künstler werden kann) mit parallel stattfindendem Workshop Skate+Film und einer abschließenden HipHop-Partynacht. Der Samstag beginnt mit einem Flohmarkt … ach, seht selbst: Programm.

Text: Lena Frommeyer

 

Geld oder Liebe?

In den Hamburger Kammerspielen stellt Jojo Moyes ihren Roman „Weit weg und ganz nah“ vor. Es geht darin um Liebe, einmalige Chancen und die Macht des Zufalls.

Sex, Mord und Liebe sind Themen, mit denen man auf dem Buchmarkt so richtig abräumen kann. Die Britin Jojo Moyes hat sich auf Letzteres spezialisiert und schreibt seit über zehn Jahren sehr erfolgreich romantische Romane mit Tiefgang. Ihren größten Erfolg feierte sie 2012 mit ihrem Roman Me Before You, der in 31 Sprachen übersetzt wurde. Jojo Moyes neuestes Buch I’ll take you there, auf Deutsch Weit weg und ganz nah, könnte sich zu einem neuen Bestseller in dieser Dimension entwickeln. Sein Plot wird wieder von einer großen Liebesgeschichte bestimmt. Neben großen Gefühlen, erzählt das Buch aber auch von der Macht des Zufalls, von einmaligen Chancen sowie richtigen und falschen Entscheidungen: Eine Mutter ohne Geld bekommt unverhofft die Chance, ihrer hochbegabten Tochter einen Traum zu erfüllen. Neben einem Bündel Bargeld serviert ihr das Schicksal auch einen Mann und die Möglichkeit zu einem verrückten Roadtrip. Was tut sie? In den Hamburger Kammerspielen gibt Jojo Moyes, die vor ihrer Karriere als Schriftstellerin zehn Jahre lang als Journalistin für den Independent arbeitete, Einblick in ihr Werk.

Text: Katharina Manzke

 

Julia Schilinski

Fado, Canzoni, Chansons, Lieder: Die kosmopolitische Sängerin aus Hamburg trägt ihre mehrsprachigen Songs im Polittbüro vor.

Die Mezzosopranistin Julia Schilinski ist ein Ausbund an Vielfalt. Sie hat klassischen Gesang studiert, ihr Opernrepertoire umfasst Werke von Gluck bis Strauß. Italienische canzoni liegen ihr ebenso am Herzen wie der portugiesische Fado. Auch Swing und Soul sind für sie keine Fremdwörter, so stand sie in den vergangenen Jahren sowohl mit Stefan Gwildis als auch mit dem Glenn Miller Orchestra auf der Bühne. Und mit dem Mikis-Theodorakis-Projekt Ein Leben für die Freiheit feierte sie zuerst im Deutschen Schauspielhaus, dann bundesweit große Erfolge. Neben der Hommage an den griechischen Komponisten hat Schilinski auch an eigenen Songs gearbeitet, die im April 2013 auf einer Live-DVD veröffentlicht wurden. Ausschnitte daraus stellt sie zusammen mit ihrer fünfköpfigen Band am 26. Juni im Polittbüro vor.

 

Mona Mur

Sängerin und Komponistin mit 3. Dan im Taekwondo: Eine illustre Persönlichkeit der Punk- und New-Wave-Geschichte ist zu Gast im Golem.

Hoher Besuch im Golem: Mit Mona Mur beehrt eine legendäre Protagonistin der deutschen Punk- und New-Wave-Geschichte den Club am Fischmarkt. Sabine Bredy, wie Mona Mur mit bürgerlichem Namen heißt, arbeitete Anfang der achtziger Jahre mit Musikern aus dem Kreis der Einstürzenden Neubauten zusammen, ihr Debüt-Album von 1988 produzierte Dieter Meier von Yello. Später verlegte sie sich auf Taekwondo und erlangte für die Deutsche Nationalmannschaft beachtliche Erfolge. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Produktion von Musik – und zwar für Kunst, Film und Spiele. Seit 2007 ist Mona Mur wieder regelmäßig live zu sehen, meist mit dem ehemaligen KMFDM-Mitglied En Esch an ihrer Seite. So auch am 26. Juni im Golem, wenn Mona Mur ihr Songs From A Black Room betiteltes Programm aus Chansons und Liedern von Marlene Dietrich, Lee Hazlewood, Zarah Leander und anderen sowie neues, bisher unveröffentlichtes Material aufführt. Teile des Warsaw-Albums von 1991 sollen ebenfalls auf der Liste stehen.

Text: Michele Avantario

 

Home & Garden

Der Derby-Park Klein Flottbek verwandelt sich in eine große Ausstellungsplattform rund um modernen, kultivierten Lebensstil.

Pferde müssen draußen bleiben, wenn im Derby-Park Klein Flottbek die Home & Garden stattfindet. Sie könnten die zarten, besonderen Pflanzen fressen, mit ihren Nüstern beim Teetrinken das feine Porzellan zerstören, von den exquisiten Gartenmöbeln und den anderen Wohnaccessoires ganz zu schweigen. Schade eigentlich. Trotzdem gibt es viel zu sehen, wenn vom 26. bis 29. Juni auf dem Traditionsgelände der kultivierte Lebensstil gefeiert wird. Über 200 Aussteller aus dem In- und Ausland präsentieren neueste Trends rund um Innen- und Außeneinrichtung, Home-Entertainment, Wohnkultur, Kunst, Lifestyle und Fine-Food. Dabei kann man zum Beispiel den flämischen Landhausstil entdecken und verspielte Möbel aus der Provence bestaunen. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Messe liegt auf dem Thema Schmuck, mit vielen Ausstellern und einem besonderen Service: Am Samstag und Sonntag haben Besucher die Möglichkeit, eigenen Schmuck kostenlos von der Gemmologin Brigitte Nawrath bewerten zu lassen.

Text: Katharina Manzke